Erbrechen: Ursachen und Behandlung
Erbrechen kann viele Ursachen haben: Ist Durchfall ein Begleitsymptom, kann eine Magen-Darm-Grippe Auslöser sein. Erbrechen Betroffene Galle, steckt meist eine Lebensmittelvergiftung dahinter. Was hilft?
Erbrechen ist scheußlich: Die Übelkeit, der Würgereiz, der brennende Geschmack hinterher. Doch sich zu übergeben ist eine wichtige Reaktion des Körpers. Damit kann er Schädliches schnellstmöglich wieder loswerden. Erbrechen kann aber auch auf verschiedene Krankheiten hindeuten.
Das passiert beim Erbrechen
Ehe Betroffene erbrechen, kämpfen sie oft mit Übelkeit. Danach kommt der Brechreiz, man muss sich übergeben - oder "kotzen", wie viele es nennen. Dieses Gefühl, alles herauswürgen zu müssen, entsteht im sogenannten Brechzentrum im Gehirn.
Als Reaktion ziehen sich ruckartig Zwerchfell und Bauchmuskeln zusammen. Dadurch steigt der Druck im Bauchraum an. Mehrere Muskeln im Bereich von Magen und Speiseröhre öffnen sich. Der Inhalt des Magens steigt hoch und wird schwallartig über die Speiseröhre und den Mund nach draußen befördert. Je nach Intensität und Häufigkeit des Erbrechens können Kopfschmerzen und Magenschmerzen als Begleitsymptome auftreten.
Welche Hausmittel helfen bei akutem Erbrechen?
Nach der Magenentleerung ist der Körper meist erschöpft. Dann ist es angenehm, sich hinzulegen. Hausmittel wie eine Wärmflasche oder ein warmes Körnerkissen entspannen den Bauch. Betroffene können Wasser in kleinen Schlücken trinken und versuchen, sich zu entspannen. Körperliche Schonung und frische Luft tun gut.
Tees mit Kamille, Fenchel, Melisse, Kümmel, Anis oder Pfefferminze wirken beruhigend auf den Magen. Auch Ingwertee hilft, den Magen zu besänftigen: Dafür sollten Betroffene dreimal täglich eine Tasse geraspelten Ingwer aufgießen.
Trinken ist bei häufigem Erbrechen wichtig. Die verlorene Flüssigkeit muss dem Körper wieder zugeführt werden. Bei starkem Erbrechen muss auch der Salzverlust (Elektrolytverlust) wieder aufgefüllt werden. In der Apotheke gibt es dafür auch spezielle Brausetabletten. Eine Alternative ist schwarzer Tee mit einem Teelöffel Traubenzucker und einer Prise Salz.
Essen nach Erbrechen: Das können Betroffene dem Magen zumuten
Nach dem Erbrechen sollte der Magen ein bis zwei Stunden ruhen dürfen. Danach können Betroffene etwas Zwieback zu sich nehmen, ebenso sind Haferbrei, Reis, Banane oder geriebener Apfel leicht bekömmlich. Nicht günstig sind Milchprodukte, Säfte, fetthaltige oder blähende Lebensmittel.
Ist dauerhaftes Erbrechen schlecht für den Körper?
Erbricht man infolge einer Vergiftung oder einer Infektion, ist das günstig. Denn auf diesem Wege werden die gefährlichen Stoffe oder Krankheitserreger ausgeschieden. Doch Erbrechen kann auch ein Symptom für eine ernste Erkrankung sein. Das sollten Betroffene beim Arzt abklären lassen.
Durch häufiges Erbrechen verliert der Körper viel Flüssigkeit und Elektrolyte wie Natrium, Kalium oder Magnesium. Das kann schnell zu Mangelzuständen führen. In schweren Fällen wird sogar eine Infusion nötig. Wiederholtes Erbrechen reizt auch die Schleimhaut der Speiseröhre, Geschwüre können sich bilden. Die scharfe Magensäure, die beim Erbrechen in den Mund hochsteigt, greift den Zahnschmelz an, die Zähne gehen auf Dauer kaputt.
Die häufigsten Ursachen für plötzliches Erbrechen
Lebensmittelvergiftung durch verdorbene Nahrungsmittel: Auslöser sind hier meist Giftstoffe oder Erreger wie Viren oder Bakterien (Salmonellen, Campylobacter, Listerien), die über Essen oder Getränke aufgenommen werden. Die Erreger sammeln sich im Magen und im Darm, vermehren sich dort und führen zu Beschwerden. Erbrechen ist dann nur ein Vergiftungssymptom. Weitere Vergiftungssymptome sind:
- plötzlich einsetzender Durchfall,
- Übelkeit,
- Magenschmerzen,
- Bauchkrämpfe
- manchmal auch Fieber.
Auch nach Fischverzehr (verdorbener Fisch) tritt häufig Erbrechen auf. Wird das Erbrechen zusätzlich von Kälteschmerz begleitet, kann es sein, dass Betroffene eine "tropische" Fischvergiftung haben. Sie wird ausgelöst durch Giftstoffe von Algen (Ciguatoxine). Vor allem bei Lebensmittelvergiftungen kann es passieren, dass man ständig weiter erbricht, obwohl der Magen schon leer ist. Dann gelangt Magensäure aus dem Mund, später auch Gallenflüssigkeit, erkennbar als gelber Schleim.
Magen-Darm-Infekt (Magen-Darm-Grippe): Bakterien und Viren (Norovirus, Rotavirus) können eine Magen-Darm-Grippe ohne oder mit Erbrechen auslösen. Auch kommt es meist zu Begleitsymptomen wie:
- Durchfall,
- Übelkeit,
- Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfen
- manchmal Fieber.
Vergiftung durch Schadstoffe: Bei Verdacht einer Vergiftung durch Schadstoffe wie Chemikalien, Pilze, Pflanzenarten oder andere Wirkstoffe sollten Betroffene oder das soziale Umfeld den Giftnotruf wählen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat eine Liste bundesweiter Giftnotrufzentralen zusammengestellt.
Medikamente als Ursache: Übelkeit und Erbrechen kann auch von Medikamenten herrühren, beispielsweise von Medikamenten wie Antibiotika, Eisentabletten oder Schmerztabletten. Übelkeit und Erbrechen zählen außerdem zu den häufigsten Nebenwirkungen der Chemotherapie.
Überlasteter Magen: Wenn Betroffene zu viel oder zu schnell gegessen haben, kann dies dazu führen, dass sie ein Völlegefühl oder Übelkeit verspüren. Durch zu viel Essen steigt der Druck im Magen an. Der Schließmuskel des Magens hält dem hohen Druck nicht mehr stand. Die Entleerung durch Erbrechen wird hinterher oft als entlastend empfunden.
Ebenso kann Erbrechen die Folge von einem zu hohen Genuss von Koffein, Alkohol (Alkoholvergiftung) oder Drogen sein.
Krankheiten mit begleitendem Symptom Erbrechen
Diese Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt haben Erbrechen als Symptom:
- Reizmagen
- Gastritis
- Gallensteine
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse
- Nierenkolik oder eine Erkrankung der Nieren
- Gastroparese (Magenlähmung)
Ein Zwölffingerdarmgeschwür, ein Darmverschluss, eine Blinddarmentzündung und - eher selten - Magenkrebs können auch mit ständigem Erbrechen einhergehen. Es kann sogar zu Bluterbrechen kommen. Beim Erbrechen von Blut sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
Erbrechen als Reaktion auf Lebensmittel
Übelkeit und Erbrechen nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel kann auf eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmter Inhaltsstoffe hindeuten. Lebensmittelunverträglichkeiten können Menschen beispielsweise auf Milchzucker (Laktoseintoleranz) oder Gluten (Zöliakie) haben. Auch Nahrungsmittelallergien beispielsweise auf Nüsse oder Schalentiere können Ursache von Erbrechen sein.
Wenn neben dem Symptom Erbrechen auch Schwindel oder eine Bewusstseinsstörung vorliegt, ist es möglich, dass das Gehirn der Auslöser ist. Dazu zählt die harmlose aber lästige Reisekrankheit (Kinetose), aber auch eine Gehirnerschütterung, Hirnhautentzündung oder eine Hirnblutung.
Erbrechen als Symptom für Herzprobleme
Erbrechen kann auch vom Herzen kommen. Gerade bei Frauen geht ein Herzinfarkt häufig mit Erbrechen einher. Zu den frühen Symptomen einer Herzschwäche gehört unter anderem, sich Übergeben zu müssen. Auch wenn ein Blutgefäß geplatzt ist (Aneurysma), müssen Betroffene häufig erbrechen. Bei Verdacht auf eine dieser Krankheiten sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
Weitere Ursachen für Erbrechen sind:
- Migräne
- Sonnenstich
- psychische Gründe wie Ekel, Stress, Angst oder Aufregung.
Erbrechen in der Schwangerschaft
Etwa die Hälfte aller Schwangeren leiden am Beginn der Schwangerschaft unter Übelkeit und Erbrechen, meist in den Morgenstunden. Vermutlich wird diese Form der Übelkeit durch die hormonelle Umstellung ausgelöst.
Wann sollten Betroffene bei Erbrechen zum Arzt?
Sofort zum Arzt oder zur Ärztin sollten Betroffene bei:
- Erbrechen infolge eines Unfalls mit einer Kopfverletzung
- Anzeichen einer Vergiftung: Sofort den Giftnotruf wählen!
- Bewusstseinsstörungen
- Bluterbrechen: Erbrechen mit Beimengungen von Blut ist ein ernsthaftes Symptom. Es weist auf eine Verletzung der Speiseröhre, der Magenschleimhaut oder des Zwölffingerdarms hin.
- starkem und wiederkehrendem Erbrechen
- Verdacht auf einen Glaukom-Anfall: Wenn sich ein Auge hart anfühlt und schmerzt.
Bei folgenden Symptomen sollten Betroffene ebenfalls einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. In diesen Fällen ist aber kein Notfall angezeigt:
- Anhaltendes Erbrechen, also länger als zwei bis drei Tage anhaltende Übelkeit mit Erbrechen
- Erbrechen ohne erkennbare Ursache
- Wenn über 24 Stunden keine Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme möglich war
- Häufiges Erbrechen, verbunden mit weiteren Symptomen