Kamille: Wirksames Hausmittel für Körper und Seele
Als Tee, Sitzbad, zum Inhalieren oder in Wundauflagen: Die Kamille punktet als vielseitige Heilpflanze - beispielsweise bei Magen-Darm-Problemen oder Schleimhautreizungen. Was kann die Kamille?
Unter den Heilkräutern ist die Kamille wohl das bekannteste. Als Erste überhaupt wurde die Echte Kamille 1987 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Schon in der Antike wurde sie gegen die verschiedensten Beschwerden empfohlen. Die Heilwirkung von Chamomilla recutita oder Matricaria chamomilla, so ihre wissenschaftlichen Namen, lässt sich innerlich wie äußerlich nutzen. Aus den Blüten der Kamille werden Tees, Dampfbäder, Tinkturen, Öle und Cremes hergestellt. In der Kosmetik findet man Kamille oft als Bestandteil von Pflegeprodukten, wie Haut- und Haarreinigungsmitteln.
Wirkung der Kamille: Für was ist die Kamille gut?
Die Kamille wirkt entzündungshemmend, krampflösend, wundheilungsfördernd, antibakteriell und geruchbindend. Volkstümlich gilt sie als Heilmittel für Haut- oder Schleimhauterkrankungen wie etwa Ekzeme oder Furunkel. Wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung ist sie oft Bestandteil von Wund- und Heilsalben. Als Zusatz für Bäder oder Spülungen kommt sie bei Entzündungen oder Pilzerkrankungen im Vaginal- und Analbereich zum Einsatz.
Kamillendampfbäder als Hausmittel
Kamillendampfbäder haben eine großartige Wirkung, weil die heilenden ätherischen Öle der Arzneipflanze gemeinsam mit dem Wasserdampf aufsteigen. Nicht nur bei Unterleibsbeschwerden - wie Blasenentzündung oder Menstruationskrämpfen - macht man sich die Kamille zunutze. Auch bei akuten oder chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen, bei Husten, Schnupfen und Halsweh ist Kamillendampf ein hoch wirksames klassisches Hausmittel: einfach für etwa zehn Minuten den duftenden Dampf inhalieren, danach warm eingepackt eine halbe Stunde ruhen.
Anwendungsmöglichkeiten von Kamille: Tee, Tinktur, Öl
Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Magen-Darm-Erkrankungen. Hier kommt die Kamille meist als Tee zum Einsatz - zum Beispiel bei Sodbrennen, Gastritis oder Magengeschwüren, bei Blähungen, Bauchkrämpfen oder Durchfall. Gerade für Babys und Kleinkinder hat sich aber auch das Kamillenöl bewährt, das sanft kreisend im Uhrzeigersinn einmassiert wird. Gurgellösungen mit verdünnter Kamillen-Tinktur oder Pinselungen mit unverdünnter lindern vielerlei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich - von A wie Aphthe bis Z wie Zahnfleischentzündung.
Kamille wärmt und besänftigt
Nicht zuletzt hat die Kamille besänftigende Eigenschaften: Traditionell verwendet man sie bei Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen. Eine wärmende Tasse Kamillentee kennen viele Menschen schon aus ihrer Kindheit als Schlaftrunk. Den balsamischen Geruch der Kamille verbinden viele mit Fürsorge und mütterlicher Zuwendung bei Krankheit, Kamillentee steht für Geborgenheit.
Studien belegen beruhigende Wirkung der Kamille
Die Kamille ist wahrscheinlich die am sorgfältigsten erforschte Heilpflanze überhaupt. Kamillenextrakte enthalten unter anderem den Neurotransmitter GABA, der uns beruhigen und besser schlafen lassen kann.
Entzündungshemmende Inhaltsstoffe der Kamille
Zu den ätherischen Ölen aus der Kamille gehören Alpha-Bisabolol und Matricin. Sie werden aus dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen, teilweise über die Nieren ausgeschieden und teilweise über die Bronchien abgeatmet. Dabei dämpfen sie dort die Bildung von Entzündungsbotenstoffen wie Prostaglandinen und Leukotrienen. Zu den entzündungshemmenden sekundären Pflanzenstoffen in der Kamille gehören die Flavonoide - unter anderem Apigenin, Quercetin und Cumarine.
In Studien hat sich gezeigt, dass Kamille mit ihrer antientzündlichen Wirkung Reizungen der Mund-Rachen-Schleimhaut deutlich verbessern können. Auch die Förderung der Wundheilung ist belegt. Zwar sind die meisten Studien mehr als 20 Jahre alt. Doch das ist kein Hinweis darauf, dass die Kamille den Anforderungen der Medizin von heute nicht mehr Stand halten könnte.
Kamille: Kaum Nebenwirkungen und Allergien
Risiken und Nebenwirkungen sind bei bestimmungsgemäßer Anwendung der Kamille nicht bekannt. Bei Allergien gegen Korbblütler ist allerdings Vorsicht geboten, Kamille kann dann zum Beispiel Hautreizungen verursachen. Unverträglichkeiten treten meist nur auf, wenn die Echte Kamille durch andere Sorten - etwa die Hundskamille - verunreinigt wurde. Wer sicher gehen will, sollte daher Produkte im Fachhandel kaufen. Auch empfiehlt sich, Kamillentee nicht länger als zehn Minuten ziehen zu lassen, sonst können Magen-Darm-Beschwerden verstärkt werden.
Kamille nicht bei Bindehautentzündung oder Gerstenkorn
Als Hausmittel überholt sind nach Ansicht vieler Mediziner Kamillenkompressen bei Augenentzündungen. Dies liegt daran, dass die aufgelegte Kompresse nicht steril ist. Der Kamillenaufguss kann mit zusätzlichen Keimen verunreinigt sein, die ins Auge gelangen.
Kamille sammeln: Vorsicht vor Verwechslung
Kamillenarznei kann man leicht selbst herstellen - zum Beispiel ein Massageöl oder eine Salbe. Wer Kamillenblüten selbst sammeln möchte, findet das anspruchslose Kraut in fast ganz Europa an Wegrändern, auf Brachen, Feldrainen oder in Getreidefeldern. Die Echte (oder deutsche) Kamille ist ein genügsames Blümchen, das seine weiß-gelben Blütenköpfe zwischen Mai und August emporreckt.
Beim Sammeln muss man allerdings die heilkräftige Echte Kamille von der unwirksamen Hundskamille unterscheiden. Beide Kräuter gehören zur Familie der Asteraceae (Korbblütler) und werden etwa 30 bis 50 Zentimeter hoch. Bei der Echten Kamille umgeben die weißen Blütenblätter eine gelbe, fluffige Halbkugel, der Blütenboden ist hohl. Bei der Hundskamille dagegen ist der Blütenboden gefüllt. Dies ist ein sicheres Unterscheidungsmerkmal, das sich beim senkrechten Aufschneiden einer Blüte (oder Aufbrechen mit dem Fingernagel) deutlich zeigt. Die Römische Kamille ähnelt übrigens der Echten Kamille und wird in Westeuropa auch als Heilkraut verwendet, sie wächst in Deutschland aber nicht wild.
Kamillenblüten trocken und dunkel lagern
Ausschlaggebend für einen möglichst hohen Wirkstoffgehalt ist der richtige Erntezeitpunkt, optimal am dritten bis fünften Tag nach dem Aufblühen. Anschließend lässt man die Blütenköpfe an einem warmen, luftigen und dunklen Ort für gut zwei Wochen trocknen, ehe man sie weiterverarbeitet.
Expertinnen und Experten zum Thema