Fieber senken: Ab wann, welche Hausmittel und Medikamente helfen?

Stand: 07.01.2025 08:56 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Fieber kann ein Zeichen dafür sein, dass der Körper sich gegen eine Infektion wehrt. Ab wann man Fieber senken sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Medikamente und Hausmittel können helfen.

Der menschliche Körper hat normalerweise eine Körpertemperatur von 36 bis 37 Grad. Steigt die Temperatur bei Erwachsenen auf bis zu 38 Grad an, sprechen Mediziner von erhöhter Temperatur, darüber handelt es sich um Fieber. Lebensbedrohlich wird es, wenn die Körpertemperatur 42 Grad übersteigt, weil hierbei Eiweißbausteine im Körper zerstört werden. Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Symptom - und sogar eine nützliche Waffe des Körpers gegen Viren und Bakterien.

Fieber beschleunigt Abwehrprozesse im Körper

Bei einer Infektion können Krankheitserreger und Entzündungsbotenstoffe bewirken, dass unser Gehirn wie ein inneres Thermostat den Sollwert der Körpertemperatur anhebt. Zu Beginn des Fiebers schwitzt der Körper nicht - im Gegenteil: Hände und Füße sind kalt, Betroffene frieren und bekommen Schüttelfrost. Das Gehirn steuert, dass die Durchblutung an der Peripherie des Körpers gesenkt wird - so bleibt die Wärme in den Organen und im Blut. Durch das Ankurbeln des Stoffwechsels und der Muskelaktivität produziert der Körper mehr Wärme. Das kann zu unkontrolliertem Muskelzittern, also Schüttelfrost, führen.

Eindringlinge wie Viren oder Bakterien vermehren sich am besten bei 37 Grad. Wird der Körper durch Fieber heißer, verklumpen bei einigen Erregern Eiweiße. Dadurch können sie sich nicht mehr so gut vermehren oder sterben ab. Bei Krankheiten läuft das Immunsystem auf Hochtouren. Eine wichtige Aufgabe haben die Lymphozyten: Diese Abwehrzellen spüren Viren oder Bakterien im Blut auf und bekämpfen sie. Dazu wandern sie zum Ort der Infektion und wehren die Erreger dort ab. Fieber kann diesen Prozess beschleunigen. Denn dabei werden sogenannte Heat-Shock-Proteine ausgeschüttet - ein Turbo für die Lymphozyten, denn die werden dann schneller und können die Viren schneller bekämpfen.

Fieber ist also grundsätzlich eine nützliche Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion und muss nicht in jedem Fall gesenkt werden. Normalerweise sinkt das Fieber von selbst innerhalb weniger Tage. Hält das Fieber länger an oder klettert die Temperatur auf über 39 Grad ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt auch, wenn das Fieber nach dem Abklingen plötzlich wieder steigt.

Ab wann Fieber senken bei Erwachsenen

Die Frage, ab welcher Temperatur Fieber medikamentös gesenkt werden muss, lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten rät Erwachsenen zu einer Senkung bei hohem (über 40 Grad) und anhaltendem Fieber.

Bei älteren Menschen mit Nebenerkrankungen oder Babys kann hohes Fieber schneller gefährlich werden und muss daher eher gesenkt werden als bei Erwachsenen ohne Vorerkrankungen. Denn die meisten Abläufe im Körper funktionieren am besten bei 37 Grad. Ist der Körper dauerhaft deutlich heißer, kann das gefährlich werden. So können Herzrhythmusstörungen oder Dehydrierung die Folgen sein. Im schlimmsten Fall kann es durch die starke Überhitzung zum Organversagen kommen. Außerdem muss bei anhaltend hohem Fieber nach der Ursache gesucht werden, um lebensbedrohliche Erkrankungen wie eine Blutvergiftung (Sepsis) auszuschließen.

Fieber bei Kindern: Worauf ist zu achten?

Bei Kindern spricht man von Fieber erst ab einer Körpertemperatur von 38,5 Grad, bei Säuglingen unter drei Monaten ab 38 Grad. Ein ärztlicher Besuch ist nötig:

  • wenn das Fieber bei Kindern auf über 39 Grad (bei Säuglingen auf über 38 Grad) steigt
  • das Fieber länger als drei Tage anhält
  • Fieber wiederholt oder auch in Schüben auftritt
  • wenn das Kind teilnahmslos wirkt
  • wenn das Kind Unruhe hat
  • wenn das Kind verwirrt wirkt
  • wenn das Kind längere Zeit nicht trinken will
  • bei Erbrechen
  • bei Durchfall
  • bei Bauchschmerzen
  • bei Hautausschlag

Wirkung und Nutzen der Fiebersenkung kaum erforscht

Zum Nutzen einer Fiebersenkung bei Erwachsenen und Kindern gibt es bislang keine aussagekräftigen, evidenz-basierten Daten. In einer großen Review-Arbeit, die 2022 veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 42 Studien zu dem Thema analysiert und kommen zu dem Ergebnis: "Die Fiebertherapie scheint das Risiko von Tod und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen nicht zu beeinflussen." Zur Frage, ob Fiebersenken den Krankheitsverlauf verlängert, liegen keine belastbaren Daten vor.

Auch bei den Kindern gibt es keine klaren Leitlinien: Die deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin gibt keine absolute Grenze an, ab der eine Fiebersenkung notwendig ist. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät Eltern, ihren Kindern bei Temperaturen deutlich über 39 Grad in Absprache mit einer Ärztin und Arzt fiebersenkende Mittel zu verabreichen.

Bei der Frage, ob das Fieber medikamentös gesenkt werden sollte, kommt es aber auch auf weitere Faktoren an. Ist ein Kind munter, isst und trinkt normal, müssen in der Regel keine Maßnahmen ergriffen werden. Fühlt es sich hingegen schlecht, hat Gliederschmerzen oder keinen Appetit, kann eine Fiebersenkung auch bei niedrigeren Temperaturen sinnvoll sein.

Fieber senken mit Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol

Eine medikamentöse Fiebersenkung kann helfen, das Krankheitsgefühl zu lindern. Wirksam sind Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen oder das verschreibungspflichtige Novaminsulfon, die Kopf- und Gliederschmerzen reduzieren und gleichzeitig gut gegen Fieber wirken. Die Tabletten setzen im Gehirn an und bewirken, dass der Sollwert für die Körpertemperatur abgesenkt wird. Die Wirkung hält in der Regel für bis zu sechs Stunden an. Dabei ist zu beachten, dass durch die Mittel nur die Symptome abgemildert werden. Eine Besserung wird "vorgetäuscht". Der Körper arbeitet trotzdem weiter gegen die Erreger und braucht Ruhe. Überanstrengung sollte also unbedingt vermieden werden.

Wichtig zu wissen: Um einer Dehydrierung durch das Fieber entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, ausreichend zu trinken. Als grobe Faustregel gilt: Für jedes Grad, erhöhte Körpertemperatur braucht der Körper täglich einen halben bis einen Liter Flüssigkeit zusätzlich zur normalen Trinkmenge. Bei 39 Grad heißt das also insgesamt mindestens 2,5 Liter Wasser am Tag. Wer das nicht schafft, sollte das Fieber lieber senken.

Fieber senken mit Hausmitteln wie Wadenwickel

Physikalische Fiebersenkung geht beispielsweise über Wadenwickel. Dabei werden mit handwarmem Wasser befeuchtete Leintücher für einige Minuten um die Waden gewickelt. Die Temperatur der Tücher sollte nur leicht unter der gemessenen Körpertemperatur liegen. Sehr kaltes Wasser würde die Blutgefäße in der Haut verengen, sodass der Körper Wärme nicht mehr gut abgeben kann. Wadenwickel sollten bei Kindern nicht zum Einsatz kommen, wenn Hände oder Füße kalt sind.

Auch das Befeuchten des Bettlakens kann Linderung verschaffen. Allerdings wirkt die Kühlung nur kurz. Denn im Gehirn ist weiterhin der Befehl aktiv, die Körpertemperatur zu erhöhen.

Weitere wirksame Hausmittel, die dem Körper helfen können, das Fieber zu senken und die Erkrankung erfolgreich zu bekämpfen:

  • Bettruhe
  • Schweißtreibende Tees, zum Beispiel mit Schafgarbe, Linden- oder Holunderblüten, helfen den Körper durch das Schwitzen herunter zu kühlen
  • leichte Kost belastet die Verdauung nicht zusätzlich
  • Suppen liefern wichtige Mineralien, die beim Schwitzen verloren gehen

Fiebermessen - am besten im Po

Fieber misst man am besten im Po. Denn da misst man die Körperkerntemperatur und nur die ist interessant. Im Mund oder unter der Achsel hat man große Schwankungen und niedrigere Temperaturen als im Körperinneren. In geschulten Händen kann auch das Fiebermessen mit einem speziellen Thermometer im Ohr exakte Ergebnisse liefern. Doch schon ein wenig Ohrenschmalz oder der falsche Winkel können das Ergebnis verfälschen.

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NDR Fernsehen | Visite | 24.01.2023 20:15

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