Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht liegt mit Schal im Bett vor Nachttisch voller Erkältungsmittel (Bild: colourbox.de) © colourbox.de

Pfeiffersches Drüsenfieber: Symptome, Ursache und Spätfolgen

Stand: 29.11.2024 09:25 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Pfeiffersches Drüsenfieber wird durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) verursacht und ist hoch ansteckend. Typische Symptome sind Fieber, starke Müdigkeit und Halsschmerzen.

von Ursula Stamm

Pfeiffersches Drüsenfieber wird durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) verursacht, welches zur Familie der Herpes-Viren gehört. Rund 90 Prozent der Bevölkerung stecken sich im Lauf ihres Lebens an und tragen das Virus dann auch lebenslang in sich, doch nur ein geringer Teil erkrankt mehrfach am Pfeifferschen Drüsenfieber.

Das Epstein-Barr-Virus ist hoch ansteckend und wird über den Speichel übertragen. Küssen ist ein häufiger Übertragungsweg - darum wird Pfeiffersches Drüsenfieber auch Kusskrankheit oder kissing disease genannt. Andere Bezeichnungen für die Erkrankung sind "infektiöse Mononukleose", "Monozyten-Angina", "Studentenkrankheit" und "Studentenfieber". Letztere Namen verdankt das Pfeiffersche Drüsenfieber der Tatsache, dass häufiger junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren daran erkranken und Fieber ein häufiges Symptom ist.

Die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus kann auch auch Spätfolgen haben, zum Beispiel chronische Müdigkeit oder Krebs (Morbus Hodgkin oder Magenkarzinome).

Ansteckung und Verlauf bei Pfeifferschem Drüsenfieber

Mit dem Epstein-Barr-Virus stecken sich Menschen über Speichel an. Die Übertragung geschieht sowohl beim Küssen als auch wenn Personen dasselbe Glas oder Besteck benutzen. Möglich ist aber auch eine Tröpfcheninfektion mit EBV durch Niesen oder Husten. Die Viren gelangen dann in den Nasen-Rachenraum und vermehren sich dort stark. Anschließend befallen sie bestimmte Zellen des Immunsystems, die B-Lymphozyten. Über die B-Lymphozyten können die Viren in den gesamten Körper gelangen und auch Milz oder Leber angreifen.

Meist verläuft Pfeiffersches Drüsenfieber aber harmlos. Menschen mit einem funktionierenden Immunsystem bilden Abwehrzellen (Antikörper), die die B-Lymphozyten nach und nach beseitigen. Kleine Kinder stecken sich häufig über die Küsse ihrer Eltern an, erkranken aber meist nicht oder nur sehr mild. Trotzdem erhalten Kinder - wie alle Infizierten - einen potenziell lebenslangen Immunschutz gegen das EBV durch Antikörper. Allerdings sind sie auch potenzielle Überträger der Kusskrankheit. So erklärt sich auch, warum über 90 Prozent der Bevölkerung das Epstein-Barr-Virus in sich tragen. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, können die Erreger sich wieder vermehren und das Pfeiffersche Drüsenfieber kehrt zurück; meist verläuft die erneute Erkrankung aber mild.

Immungeschwächte Menschen können schwerer an Pfeifferschem Drüsenfieber erkranken. Außerdem gilt eine EBV-Infektion als Risikofaktor für Autoimmunkrankheiten, vor allem Multiple Sklerose (MS).

Wichtigste Symptome für Pfeiffersches Drüsenfieber bei Kindern und Erwachsenen

Meist beginnt das Pfeiffersche Drüsenfieber mit grippeähnlichen Symptomen wie:

Nach einigen Tagen steigt die Körpertemperatur auf 38 bis 39 Grad Celsius. Das Symptom Fieber kann im Verlauf der Erkrankung immer wieder sinken und ansteigen.

Bei Kindern unter zehn Jahren verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber meist deutlich harmloser als bei Jugendlichen und Erwachsenen. Typische Anzeichen wie die Mandelentzündung treten bei Kindern selten auf. Sie leiden meistens nur ein paar Tage unter Abgeschlagenheit, leichter Lymphknotenschwellung und geringem Fieber, weshalb die Erkrankung bei Kindern oft gar nicht diagnostiziert wird.

Weitere Symptome kennzeichnen einen schweren Verlauf

Neben den genannten klassischen Symptomen, können etwas seltener diese Beschwerden auftreten und auch einen schweren Verlauf kennzeichnen:

  • Schwindel
  • Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
  • Orientierungsstörungen
  • Übelkeit und Bauchschmerzen
  • Hautauschlag oder Quaddel artige Schwellungen mit starkem Juckreiz.

Pfeiffersches Drüsenfieber kann lange ansteckend sein

Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt zehn Tage bis mehrere Wochen - aber schon vor Ausbruch der Symptome können Infizierte andere anstecken. Nach Abklingen der Symptome sind die EB-Viren zum Teil über mehrere Monate noch im Speichel nachweisbar. Auch wenn die Virenlast mit der Zeit geringer wird, ist Ansteckung möglich. Nach einer Infektion verbleibt der Erreger - wie alle Herpesviren - lebenslang im Körper.

Risiken: Wie gefährlich ist Pfeiffersches Drüsenfieber?

Die meisten Menschen, die an Pfeifferschem Drüsenfieber erkranken, sind nach etwa drei Wochen wieder gesund. Gefährlich kann die Ansteckung mit EBV bei Menschen werden, die immungeschwächt sind, zum Beispiel durch einen angeborenen Immundefekt oder nach einer Krebstherapie oder Organtransplantation. Bei ihnen kann die Erkrankung einen schweren Verlauf nehmen und Organe wie Leber und Milz angreifen. Bestimmte Stoffe sorgen dann für eine Schwellung der Organe, die Übelkeit und Bauchschmerzen auslösen kann.

Komplikationen im Verlauf des Pfeifferschen Drüsenfiebers

Bei etwa zehn Prozent der an Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankten Menschen kommt es zu einer Komplikation im Krankheitsverlauf durch eine zusätzliche Infektion (Superinfektion) mit Streptokokken. Streptokokken sind Bakterien, die mit Antibiotika behandelt werden können.

Wie bei vielen viralen Infektionskrankheiten besteht außerdem auch bei Erkrankung durch EBV ein höheres Risiko für diese Komplikationen:

Zu einem Milzriss durch die krankheitsbedingte Schwellung kann es vor allem dann kommen, wenn Patientinnen oder Patienten zu früh wieder mit dem Sport anfangen.

Spätfolgen durch Pfeiffersches Drüsenfieber - selten aber möglich

Auch wenn der Verlauf bei EBV "normal" war, kann es bei manchen Betroffenen Wochen und Monate dauern, bis sie sich wieder voll leistungsfähig fühlen. Wer erkrankt ist, sollte erst dann wieder arbeiten oder zur Schule gehen, wenn die akuten Beschwerden abgeklungen sind und der Patient oder die Patientin keine Müdigkeit oder Erschöpfung mehr verspüren. Auf Sport sollte vier bis sechs Wochen nach der Akutphase verzichtet werden; mit Kontaktsport und besonders anstrengenden Sportarten wie Kampfsport, Ballsportarten und Kraftsport sollte man noch länger pausieren.

In sehr seltenen Fällen geht die EBV-Infektion in eine chronische Form über. Dann bleiben die Symptome (wiederkehrendes Fieber, Müdigkeit, Erschöpfung, depressive Verstimmungen, Antriebsschwäche, Lymphknotenschwellung) über mindestens sechs Monate bestehen.

Behandlung: Medikamente gegen die infektiöse Mononukleose

Wie bei vielen Viruserkrankungen gibt es keine Medikamente, mit denen das Pfeiffersche Drüsenfieber ursächlich behandelt werden kann. Die Behandlung konzentriert sich vor allem auf Linderung der Symptome. Gegen Fieber und Schmerzen helfen Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen. Acetylsalicylsäure (ASS) sollte vermieden werden, weil seine blutverdünnende Wirkung, einen Milzriss begünstigen kann.

Antibiotika, werden nur im Falle einer bakteriellen Superinfektion gegeben - gegen EBV selbst wirken sie nicht. Gegen eine Superinfektion darf kein Ampicillin oder Amoxicillin verabreicht werden, weil diese Medikamente häufig eine pseudoallergische Reaktion (Exanthem) hervorrufen. Abschwellendes und entzündungshemmendes Kortison wird nur dann gegeben, wenn es durch die Mandelentzündung zu einer starken Schwellung im Hals kommt, die das Atmen erschwert.

Helfen Hausmittel bei Pfeifferschem Drüsenfieber?

Während der akuten Phase sollten Betroffene in jedem Fall im Bett bleiben, viel trinken und leicht verdauliche Kost zu sich nehmen. Wadenwickel können helfen, das Fieber zu senken. Bei Halsschmerzen und Schluckbeschwerden tut ein kalter Quarkwickel gut: Dazu wird ein Küchentuch aus Baumwolle mit kaltem Quark bestrichen und direkt auf den Hals gelegt.

Vorbeugen gegen Krankheit durch EBV

Bislang gibt es keine Impfung gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber. Die einzige Möglichkeit zur Vermeidung von Ansteckung besteht darin, erkrankte Personen zu meiden, vor allem jeglichen Speichelkontakt (Küssen oder Benutzen gemeinsamer Gläser).

Kann Stress Ursache für Pfeiffersches Drüsenfieber sein?

Stress kann die Anfälligkeit für eine Epstein-Barr-Virus-Infektion erhöhen und den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Da das EBV lebenslang im Körper bleibt, kann Stress auch die Reaktivierung der Viren befördern. Stress ist nicht immer vermeidbar, aber ein gesunder Lebensstil hilft, das Immunsystem zu stärken; dazu gehört gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Verzicht auf Nikotin, Alkohol und andere Rauschgifte und auch Entspannungstechniken lindern Stress.

 

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BR Fernsehen l aktiv & gesund l 03.06.2024 l 14:10

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