Die Sport-, Bewegungs- und Präventionsmedizin befasst sich damit, wie Bewegung im Körper und auf unseren Körper wirkt - und auch, welche Effekte Bewegungsmangel hat. Daraus leiten die Wissenschaftler ab, welche Art und Häufigkeit von Bewegungen hilft, um Erkrankungen vorzubeugen (Prävention) und Patienten schneller beziehungsweise nachhaltiger wieder gesund zu machen (Therapie, Rehabilitation).
Schon fünf bis zehn Minuten Traben am Tag verbessern messbar die Gesundheit.
Bewegung fördert die Durchblutung, trainiert das Herz-Kreislauf-System und bringt den Stoffwechsel auf Trab. Mit Bewegung lassen sich geschwächte Muskeln aktivieren und kräftigen oder steife, schmerzende Gelenke wieder mobilisieren - in jedem Alter. Sport oder selbst ein ausgedehnter Spaziergang führen zu besseren Schlaf und mehr Stressresistenz. Bewegung stärkt sogar unsere Immunabwehr und steigert das Selbstwertgefühl. Im Gehirn kurbelt sie die Produktion von Glückshormonen an - Bewegung macht gute Laune. Schwierig ist oft gar nicht das Sporteln selbst, sondern das Aufraffen dazu.
Für die Gesundheit zählen nicht nur Joggingrunden oder Geräte-Training, sondern jeder einzelne Schritt, jede Beugung eines Gelenks, jede Muskelanspannung zum Balancehalten. So haben wir im Alltag Tausende Gelegenheiten, etwas für unsere Fitness zu tun - Stichwort: Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto. Auch Dehn- und Streck-Bewegungen sind wichtig, beispielsweise das Rekeln nach dem Aufwachen. Genauso das Lockern und "Ausschütteln" von Muskeln nach einer längeren Belastung. Medizinisch gehören zudem passive Maßnahmen zur Behandlung: Dabei führt ein Therapeut die Bewegungen aus, zum Beispiel nach Operationen, wenn der Patient noch schwach ist.
Es liegt auf der Hand, dass Erkrankungen des Bewegungsapparats mit einer Bewegungstherapie zu lindern sind: Gelenkbeschwerden aller Art wie Arthrose, Rheuma, Gicht, auch Muskelabbau und Osteoporose. Gleichermaßen Rückenschmerzen, Schulter-, Nacken- und selbst Kopfschmerzen. Ein gezieltes Trainingsprogramm sollte aber fast allen Funktionsstörungen fester Teil der Behandlung sein - nicht zuletzt bei neurologischen, psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen oder Krebs. Insbesondere hilft Bewegung bei den weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten, die auf unserem bewegungsarmen Lebensstil beruhen, etwa
- Bluthochdruck oder zu niedriger Blutdruck
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzerkrankung
- Adipositas (starkes Übergewicht)
- Diabetes, Metabolisches Syndrom
- Erkrankungen der Lunge
- Erkrankungen der Verdauungswege
Die Bewegungstherapie ist ein Bestandteil der modernen Physiotherapie (früher: Krankengymnastik). Sie umfasst gezielte Übungen mit oder ohne Hilfsmittel und Geräte, darüber hinaus Atemtherapie und Entspannungstechniken sowie Methoden der passiven Bewegung wie etwa die Manuelle Therapie.
Übungen mit der Faszienrolle sind nur eine von vielen einfachen Maßnahmen, die jeder auch zu Hause durchführen kann.
Eine eingehende Untersuchung muss zunächst klären, wo Funktionsstörungen bestehen. Sind Stoffwechsel und Durchblutung in Ordnung? Wo schmerzt es? Wie steht es um Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Ausdauer? Auf dieser Grundlage wird ein gezieltes Übungs- und Maßnahmenprogramm erarbeitet, das sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten richtet, dessen Lebensqualität es verbessern soll. Der Arzt oder Physiotherapeut erklärt die Übungen und weist den Patienten in den Gebrauch von Geräten oder Hilfsmitteln ein. Auch die Beratung zu möglichen Übungen für zu Hause gehört dazu. Die Therapie ist dann ein dynamischer Prozess: Sie passt sich an die Steigerung der Belastbarkeit an. Schritt für Schritt gelingt es so, die normale Körperfunktion wiederherzustellen.
Radfahren - das ist gesunde Bewegung ohne Rezept!
Das hängt von vielen Faktoren ab, etwa dem allgemeinen körperlichen Trainingszustand, der Regelmäßigkeit der Durchführung und nicht zuletzt von der behandelten Erkrankung. Erste Erfolge können schon nach vier Wochen fühl- und messbar sein. Bis die Schmerzen ganz verschwunden oder Stoffwechselstörungen wegtrainiert sind, kann es aber einige Monate dauern. Geduld und Durchhaltewillen sind gefragt. Es hilft, sich (gemeinsam mit dem Therapeuten) Etappenziele zu setzen. Gewöhnlich wird die Intensität des Trainings mit zunehmender Belastbarkeit angepasst.
Der große Vorteil von Bewegung ist, dass sie so gut wie keine Nebenwirkungen hat - außer wenn man über seine persönliche Belastungsgrenze geht. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, den persönlichen Trainingsplan einzuhalten und Kontrollen (beispielsweise der Herzfrequenz) wahrzunehmen. Ebenso wie bei der Ernährungstherapie ist hier also die Regel "alles im richtigen Maß". Grundsätzlich gilt: Wenn bei einer Bewegung starke Schmerzen auftreten, darf sie nicht ausgeführt werden. Nicht trainieren sollte man generell bei fieberhaften Infekten und bei akut entzündlich gereizten Gelenken. Bei noch nicht verheilten Verletzungen sollte man besondere Vorsicht walten lassen.
Grundsätzlich ja - meist gegen eine kleine Zuzahlung. Dabei gibt es für alle Indikationen (Erkrankungen) Kataloge, welche Methoden der Bewegungsmedizin von den gesetzlichen Kassen unterstützt werden und welche nicht. Die sogenannte individuelle (oder integrative) Bewegungstherapie (IBT) wird als ärztliche Leistung von privaten Krankenversicherungen bei Vorliegen einer Indikation üblicherweise erstattet.