Gallenblase entfernen: Ablauf und Folgen der Cholezystektomie
Eine Gallenblasenentfernung erfolgt durch eine OP, auch Cholezystektomie genannt. Wann ist eine Operation notwendig? Was ist die Funktion der Gallenblase? Und was sind die Folgen der Operation?
In gesundem Zustand verrichtet die Galle meist unbemerkt fleißig ihren Dienst, unseren Körper bei der Fettverdauung zu unterstützen. Oberbauchschmerzen, Fieber, eine gelbliche Haut: Das sind die häufigsten Symptome, mit denen sich eine erkrankte Galle bemerkbar macht. Nicht zwingend ist eine Cholezystektomie die Behandlung erster Wahl. Doch schmerzende Gallensteine oder eine Entzündung der Galle können eine Gallenblasenentfernung notwendig machen. Generell kann der Körper den Verlust verkraften. Gelegentlich kann aber die OP unangenehme Folgen haben.
Die Funktion der Gallenblase
Die Galle bezeichnet eigentlich ein ganzes System: Basis ist die Leber, die die Verdauungssäfte produziert: Jeden Tag etwa einen Liter gelbbraune Flüssigkeit, Galle genannt. Wenn der Mensch isst, fließt sie von der Leber direkt über den Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm. Dort hilft sie, Fette aus der Nahrung zu spalten und aufzunehmen.
Zwischen den Mahlzeiten fließt die Galle über einen Nebengang von der Leber in die Gallenblase (Vesica biliaris oder Vesica fellea): ein kleines, birnenförmiges Hohlorgan, das an der Unterseite der Leber hängt. Dort wird die Flüssigkeit eingedickt und gespeichert. So entsteht ein Reservoir von rund 30 bis 80 Millilitern Galle, die auf ihren Einsatz, die nächste fettreiche Speise wartet. Erreicht die den Verdauungstrakt, zieht sich die Gallenblase zusammen und gibt ihren Inhalt frei. Die Flüssigkeit aus der Gallenblase mischt sich dann in den Nahrungsbrei im Zwölffingerdamm. Sie dient letztlich als Verstärkung zu jener Gallenflüssigkeit, die direkt von der Leber Richtung Darm fließt.
Probleme mit der Gallenblase
Das Gallensystem kennt verschiedene Krankheitsbilder. So können sich Gallenblase oder Gallengang entzünden (Cholezystitis oder Cholangitis). Die Folge können starke, ausstrahlende Schmerzen im Oberbauch sein, Fieber oder eine Gelbfärbung der Haut. Ebenso sind Tumore an der Gallenblase oder am Gallengang möglich, wenngleich selten.
Die meistverbreitete und bekannteste Erkrankung wird durch Gallensteine, auch Cholelith oder Gallenkonkrement genannt, verursacht. Etwa jeder zehnte Mensch in Deutschland leidet darunter, Frauen fast doppelt so häufig wie Männer. Gallensteine entstehen in der Gallenblase oder, seltener, in den Gallengängen, wenn kristalline Bestandteile der Gallenflüssigkeit verklumpen.
In den meisten Fällen lösen die Steine keine Beschwerden aus und können ignoriert werden. Wenn sie aber den Fluss der Gallenflüssigkeit behindern, kann es zu mäßigen bis heftigen, kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch kommen, die auch in Arme und Rücken ausstrahlen können. Fieber, Erbrechen oder eine Gelbfärbung von Augen und Haut sind weitere mögliche Symptome. Gallensteine können eine Gallenblasenentzündung verursachen. Verstopft ein Gallenstein den Hauptgallengang, kann auch eine gefährliche Bauchspeicheldrüsenentzündung die Folge sein.
Gallenblase entfernen: Wann ist eine OP notwendig?
Verschiedene Schmerzmittel und krampflösende Medikamente können Koliken ausgehend von der Gallenblase lindern. Leichtere bakterielle Entzündungen werden oft mit Antibiotika behandelt. Bei Gallensteinen können sehr kleine Steine manchmal mit Tabletten auf Basis des Wirkstoffs Ursodeoxycholsäure aufgelöst werden. In vielen Fällen aber lassen sich die Beschwerden nur durch einen Eingriff dauerhaft verhindern. Entweder, indem die schmerzverursachenden Steine endoskopisch entfernt werden - wenn sie im Gallengang liegen. Befinden sie sich jedoch in der Gallenblase, wird oft eine Cholezystektomie empfohlen: die Entfernung der Gallenblase mitsamt den Steinen.
Bei der Entscheidung für oder gegen eine solche Operation gilt es, verschiedene Aspekte abzuwägen:
- Die Wahrscheinlichkeit, dass erneut mit Beschwerden zu rechnen ist
- Die Schwere der Schmerzen
- Das persönliche Risiko für Komplikationen bei einem operativen Eingriff, bedingt zum Beispiel durch Alter und Vorerkrankungen
Ablauf einer Cholezystektomie
Pro Jahr wird bei etwa 175.000 Frauen und Männern in Deutschland die Gallenblase entfernt. Früher bedeutete das eine aufwendige Operation inklusive Vollnarkose und großem Bauchschnitt. Das ist heute nur noch selten nötig.
In 90 Prozent der Fälle kann die Cholezystektomie heute minimalinvasiv vorgenommen werden, mit der Schlüssellochchirurgie. Dabei leiten die Ärzte zunächst Kohlendioxid in die Bauchhöhle des vollnarkotisierten Patienten. Durch das Gas weitet sich der Bauchraum, was beim Eingriff die Sicht und den Platz verbessert.

Dann werden im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) drei bis vier kleine Einschnitte in die Bauchdecke vorgenommen. In diese werden dünne Röhrchen eingeführt, durch die die Operationsinstrumente und eine Kamera bis zur Gallenblase vorgeschoben werden können. Die Operateure können also auf dem Monitor live verfolgen, wie sie die Gallenblase aus dem Leberbett herausschälen. Diese wird dann durch einen der Schnitte nach außen transportiert. Der Eingriff dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten.
Es gibt inzwischen auch Verfahren, die nur noch einen einzigen Zugang benötigen, durch den alle Instrumente in den Bauchraum eingebracht werden ("Singleport-Technik"). Es können dafür auch natürliche Körperöffnungen wie der Magen-Darm-Trakt oder die Vagina genutzt werden. Diese Verfahren ("NOTES") haben sich aber bisher nicht in der Breite durchgesetzt.
Gallenblasenoperation: Wie lange im Krankenhaus?
Insgesamt sind die minimalinvasiven Verfahren für die Betroffenen deutlich schonender als die offene OP. In vielen Ländern wird der Eingriff überwiegend ambulant durchgeführt, in Deutschland erfolgt die Cholezystektomie in aller Regel aber noch stationär, mit einem zwei- bis viertägigen Krankenhausaufenthalt. In den ersten beiden Wochen nach dem Eingriff sollen sich die Patientinnen und Patienten schonen.
Eine Cholezystektomie gilt als Routineeingriff. Nichtsdestotrotz kann es - sowohl bei der offenen wie bei der minimalinvasiven OP - vereinzelt zu schwerwiegenden Komplikationen kommen: So kann beim Herauslösen der Gallenblase zum Beispiel der Gallengang verletzt werden, was etwa zu Entzündungen im Bauchraum führen kann. Daneben gibt es noch die allgemeinen Operationsrisiken, etwa (Nach-)Blutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Thromboembolien.
Gallenblase entfernen: Was sind die Folgen?
Nach dem Eingriff sind die äußerst schmerzhaften Koliken der Patienten oder Patientinnen meist verschwunden. Es kann aber sein, dass Betroffene auch nach der OP noch Bauchbeschwerden wie etwa Völlegefühl oder (leichtere) Bauchschmerzen verspüren.
Manche Menschen leiden nach einer Cholezystektomie an vermehrten, andauernden Durchfällen (chologene Diarrhoe). Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich durch den Wegfall des Zwischenspeichers in Form der Gallenblase kontinuierlich zersetzende Gallenflüssigkeit direkt von der Leber in den Darm entleert, auch abseits von Mahlzeiten.
Zur Behandlung der Symptome werden in der Regel Wirkstoffe eingesetzt, die Gallensäure im Dünndarm binden. Außerdem empfiehlt sich insbesondere bei chronischen Durchfällen eine fettreduzierte Kost beziehungsweise der Verzicht auf fettige Speisen.
Leben und Lebenserwartung ohne Gallenblase
Grundsätzlich gilt: Eine fehlende Gallenblase beeinträchtigt weder die Lebenserwartung noch hat sie größere Nachteile für die Lebensqualität. Denn das Gallensystem ist weiterhin funktionstüchtig: Beim Essen schickt die Leber unverändert Gallenflüssigkeit in Richtung Zwölffingerdarm, wo sie bei der Verdauung hilft. Lediglich die "Extradosis", die die Gallenblase zwischen den Mahlzeiten eingelagert hat, entfällt. So steht dem Körper zur Verdauung zwar unterm Strich weniger Galle zur Verfügung. Doch der Körper kann sich mit etwas Zeit darauf einstellen.
Bei einer ausgewogenen Ernährung reicht der Verdauungssaft, sodass keine spezielle Diät eingehalten werden muss. Aber: Auf große Mengen fettreicher Speisen sollte man verzichten, die werden meist schlechter vertragen.
Ganz grundsätzlich gilt eine fettarme, gesunde Ernährung auch als gute Prophylaxe für Gallenbeschwerden. Zwar sind die teilweise genetisch bedingt. Aber zu den Risikofaktoren von zum Beispiel Gallensteinen gelten auch fettes Essen, Alkohol oder Übergewicht.
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