Tabletten einzeln und im Blister © Fotolia.com Foto: monropic

Antibiotika: Welche Nebenwirkungen gibt es?

Stand: 31.08.2024 16:20 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Viele Erkrankungen werden mittels Antibiotikum behandelt: Wann sind Antibiotika sinnvoll? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Darf man während einer Antibiotikatherapie Alkohol trinken?

von Cornelia Wilhelm

Antibiotika gehören zu den Medikamenten, die vor allem zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden, die durch Bakterien hervorgerufen werden. Das "klassische Antibiotikum" gibt es jedoch nicht. Vielmehr bietet die moderne Medizin die Möglichkeit, Antibiotikum und Erreger optimal aufeinander abzustimmen. Ergänzend hierzu gibt es auch sogenannte Breitbandantibiotika, die - wie die Bezeichnung schon sagt - im Zusammenhang mit verschiedenen Erregern genutzt werden können.

Welche Arten von Antibiotika gibt es?

Gelber, brauner und weißer Schimmel in einer Petri-Schale. © fotolia.com Foto: science photo
Die ersten Antibiotika waren Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen.

Die Antibiotika-Geschichte beginnt am Ende der 1920er-Jahre. Die ersten bekannten Antibiotika waren tatsächlich Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen. Diese setzen sie vor allem gegen andere Pilzarten und Bakterien ein - also gegen die Konkurrenz. Unter anderem wurden auch immer wieder neue Arten von Antibiotika auf den Markt gebracht.

Patienten und Patientinnen, die lediglich unter einer leichten bakteriellen Infektion leiden, wird ein Antibiotikum in Form von Tabletten verschrieben. Sollte dies jedoch nicht ausreichen und sollte die vorliegende Erkrankung entsprechend schwer sein, kann die Medizin auch über eine Infusion verabreicht werden.

Das Vorgehen gestaltet sich hier oft - selbstverständlich unter ärztlicher Betreuung - flexibel. So ist es unter anderem möglich, dass nicht nur von Infusion auf Tabletten (oder umgekehrt), sondern auch zwischen verschiedenen Antibiotika gewechselt wird - beispielsweise bei Wirkungsdefiziten oder Verträglichkeitsproblemen bei den Betroffenen.

Zudem wird bei der Einnahme von Antibiotika zwischen verschiedenen Gruppen unterschieden. Zu den bekanntesten Gruppen gehören:

  • Penizilline - hier wird noch mal zwischen Engspektrumpenizillinen und Breitspektrumpenizillinen unterschieden,
  • Cefalosporine, die dann zum Einsatz kommen, wenn Penizillin zum Beispiel aufgrund einer Unverträglichkeit nicht eingesetzt werden kann,
  • Makrolide, die oft im Zusammenhang mit Magengeschwüren verschrieben werden,
  • Gyrasehemmer, deren Spektrum vergleichsweise breit ist. Sie hemmen bestimmte Enzyme.

Patienten kommen in der Regel nicht mit den entsprechenden Detailbezeichnungen in Kontakt. Aufgrund der verschiedenen Einsatzbereiche ist es jedoch wichtig, hier gezielt behandeln zu können, um - im besten Fall - schnell einen Erfolg zu erzielen.

Wie wirken Antibiotika?

Auch wenn es mittlerweile etliche Antibiotika gibt, ist ihre Wirkungsweise im Zusammenhang mit unterschiedlichen Erkrankungen meist gleich. Die Aufgabe der entsprechenden Medikamente ist es, das Immunsystem zu unterstützen und Bakterien, die sich im Körper verbreitet haben, zu bekämpfen. Je nach Antibiotikum kann es sein, dass die Bakterien komplett abgetötet werden (bakterizid wirkende Antibiotika).

Manchmal geht es jedoch nur darum, zu verhindern, dass sie sich grundlegend vermehren (bakteriostatisch wirkende Antibiotika).

Eines haben jedoch alle Antibiotika gemein: Sie können nur gegen Krankheiten eingesetzt werden, die Bakterien oder Pilze hervorrufen. Wer unter Beschwerden leidet, die durch ein Virus ausgelöst wurden, muss auf eine alternative Behandlungsmethode zurückgreifen.

Damit Antibiotika jedoch optimal wirken können, ist es unter anderem wichtig, dass sie nach Vorgabe eingenommen werden.

Bei den ersten Antibiotika handelte es sich übrigens um Stoffwechselprodukte, die auf Bakterien und Pilzen basierten. Die Art der Herstellung hat sich im Laufe der Zeit jedoch verändert. Heute werden die Substanzen auch teilweise oder komplett synthetisch produziert.

Antibiotika sind rezeptpflichtig - aus guten Gründen

Grundsätzlich werden Antibiotika nur auf Rezept vergeben. Von einer Selbstmedikation bei Erkrankungen ist unbedingt abzusehen, wegen:

  • möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten,
  • der Förderung von Resistenzen, die immer mehr Antibiotika wirkungslos machen,
  • möglicher starker Nebenwirkungen, die Antibiotika haben können.

In einem Gespräch erkundigt sich der behandelnde Arzt oder die Ärztin unter anderem über Medikamente, die aktuell bereits eingenommen werden und - bei Frauen - ob eine Schwangerschaft vorliegt beziehungsweise gestillt wird.

Selbstverständlich spielen auch etwaige Allergien oder Unverträglichkeiten eine entscheidende Rolle. Erst dann, wenn sich der Arzt oder die Ärztin absolut sicher ist, dass einer Einnahme nichts im Wege steht, wird das entsprechende Medikament auch verschrieben.

Alkohol, Milch und Co: Was ist bei der Einnahme zu beachten?

Bei einer Antibiotikatherapie ist es wichtig, den Beipackzettel genau zu lesen. So gibt es beispielsweise einige Medikamente, die nicht zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden dürfen. Bei anderen stellt genau das kein Problem dar. In den meisten Fällen wird geraten, die Tablette mit einem Schluck Wasser zu nehmen. Zudem gilt es, folgende Hinweise zu beachten:

  • Während der Einnahme von Antibiotika darf über den kompletten Zeitraum kein Alkohol getrunken werden. Sonst drohen zum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfall. Für Menschen mit chronischen Leber- und Nierenschäden kann die Kombination aus Alkohol und bestimmten Antibiotika sogar lebensbedrohlich sein.
  • Auch Menschen, die Antibiotika und Nahrungsergänzungsmittel nehmen, sollten vorsichtig sein. Denn: Ist in den betreffenden Nahrungsergänzungsmitteln Kalzium, Eisen oder Magnesium enthalten, kann es sein, dass die Wirkung des Antibiotikums negativ beeinträchtigt wird.
  • Antibiotika können die Wirkung der Pille beeinflussen. Daher sollte auf jeden Fall, wenn kein Kinderwunsch besteht, zusätzlich verhütet werden.
  • Auch Antibiotika und Sonnenbaden vertragen sich manchmal nicht. Die Haut wird UV-Strahlen gegenüber oft etwas empfindlicher.
  • Es gibt einige Antibiotika, deren Wirkung nachlässt, wenn gleichzeitig Milchprodukte konsumiert werden. Hier gilt es dann, auf Joghurt, Käse und Co zu verzichten, bis die Therapie beendet wurde.
  • Manche Antibiotika sorgen dafür, dass sich die Wirkung von Blutverdünnern, aber auch von Koffein, noch weiter verstärkt.
  • Ein Beschwerdebild kann sich unter der Einnahme von Antibiotika schnell verbessern. Dennoch ist es wichtig, das betreffende Medikament unbedingt wie von Arzt oder Ärztin beschrieben "bis zum Ende" einzunehmen, da ansonsten die Gefahr eines Rückfalls hoch ist.

Zudem gilt es zu beachten, dass Antibiotika leider auch oft - gerade im Zusammenhang mit einer längeren Einnahme - die Darmflora angreifen, weil sie auch hier Bakterien und Pilze angreifen beziehungsweise deren Zusammensetzung beeinflussen. Oft dauert es ein paar Wochen (oder sogar Monate), bis hier "alles wieder beim Alten" ist.

Wer die Regeneration der Darmflora nach einer Antibiotikatherapie unterstützen möchte, sollte vor allem auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung setzen. Viele Experten raten in diesem Zusammenhang zum regelmäßigen Genuss von Joghurt. Unter anderem gibt es aber auch in der Apotheke einige Produkte, die dem Darm dabei helfen können, sich zu erholen. Im Zweifel hilft natürlich auch der behandelnde Arzt oder Ärztin weiter.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Wie bei jedem anderen Wirkstoff kann es bei Antibiotika zu Nebenwirkungen kommen. Vor allem deswegen, weil ein Antibiotikum nicht zwischen guten und schlechten Bakterien unterscheiden kann. Aufgrund der Tatsache, dass der Wirkstoff die Darmflora angreift, können sich bei den betroffenen Personen Verdauungsstörungen unterschiedlicher Art zeigen. Weitere Beschwerden, die während oder nach einer Antibiotikatherapie auftreten können, sind:

  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit und Erbrechen

Frauen leiden nach einer längeren Einnahme von Antibiotika oft unter Infektionen im Intimbereich. Wer eine allergische Reaktion, wie zum Beispiel einen Juckreiz am gesamten Körper, bei sich entdeckt, sollte schnellstmöglich seinen Arzt oder Ärztin konsultieren. Diese können in vielen Fällen eine Alternative verschreiben.

Um weitere Zwischenfälle bestmöglich auszuschließen, ist es wichtig, etwaige Wechselwirkungen zwischen dem gewählten Antibiotikum und anderen Medikamenten (oder Lebensmitteln) zu beachten. Welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen im Zusammenhang mit einem bestimmten Medikament beachtet werden müssen, lässt sich immer auch der jeweiligen Packungsbeilage entnehmen. Im Allgemeinen werden Antibiotika jedoch meist gut vertragen.

Die Art und die Intensität der Nebenwirkungen sind jedoch auch immer vom jeweiligen Medikament abhängig. Auch der Zustand des Patienten oder der Patientin sollte in diesem Zusammenhang nicht vernachlässigt werden. Es macht durchaus einen Unterschied, ob ein ansonsten gesunder Mensch oder einer, der beispielsweise gerade auf der Intensivstation liegt, Antibiotika einnimmt.

Um Nebenwirkungen für die Zukunft bestmöglich auszuschließen, ist es wichtig, dem Hausarzt oder der Hausärztin alle "Zwischenfälle" dieser Art zu melden. So haben diese die Möglichkeit, sie in die Patientenakte aufzunehmen und bei künftigen Rezepten hierauf Rücksicht zu nehmen.

Antibiotika: Welche Rolle spielen Resistenzen?

Wer sich ein wenig genauer mit Arzneimitteln der Klasse Antibiotika befasst, stößt schnell auf Berichte, in denen von Resistenzen die Rede ist. In diesem Fall haben die Bakterien, die durch das betreffende Arzneimittel eigentlich bekämpft werden sollten, einen Schutz aufgebaut.

In der Regel geschieht dies dann, wenn ein bestimmtes Medikament entweder zu oft oder mit einer zu niedrigen Dosierung eingenommen wurde. Die betreffenden Bakterien kommen so in Kontakt mit dem Antibiotikum, ohne zerstört zu werden und schaffen es so, "überleben zu lernen" und resistent zu werden.

Und genau deswegen ist es unerlässlich, Medikamente dieser Art ausschließlich nach Rücksprache mit dem Hausarzt oder der Hausärztin einzunehmen. Wer allzu oft auf eine Form von "Selbstmedikation" setzt, läuft ansonsten Gefahr, selbst eine Resistenz hervorzurufen.

Leider hält sich immer noch bei vielen das Vorurteil, bei einer Antibiotikatherapie gäbe es eine Erfolgsgarantie. Fest steht jedoch: Die betreffenden Medikamente wirken zwar in vielen Fällen, aber nicht in allen. Und für zahlreiche Krankheiten braucht es schlicht keine Behandlung durch Antibiotika, um rasch Besserung zu erzielen. Nur ein Arzt oder Ärztin kann einschätzen, wann welche Therapie ratsam ist.

Antibiotika-Resistenzen bei Kindern

Besondere Vorsicht ist auch mit Hinblick auf Resistenzen geboten, die sich sogar schon in jungen Jahren entwickeln können. Viele Experten und Expertinnen sind der Meinung, dass vor allem Kindern zu häufig Antibiotika verschrieben wird und sich eigentlich viele Resistenzen vermeiden ließen. Selbstverständlich gibt es jedoch auch im Kindesalter bereits Krankheiten, bei denen eine Therapie mit einem Antibiotikum oft unumgänglich ist. Hierzu gehören unter anderem:

Sie werden alle durch Bakterien hervorgerufen und die Erkrankten sprechen in der Regel gut auf die entsprechenden Medikamente an. Selbstverständlich werden die jeweiligen Dosierungen angepasst, sodass der kindliche Organismus nicht unnötig stark belastet wird. Auch das Alter, die Größe und das Gewicht des Kindes spielen bei der Verordnung eine wichtige Rolle.

Doch auch bei einer Antibiotikaeinnahme in jungen Jahren ist es meist sinnvoll, an die Darmflora der kleinen Patienten und Patientinnen zu denken. Denn: Auch sie kann durch die Medikamente geschädigt werden. Je nach Alter bietet es sich auch hier an, eine Portion Joghurt am Tag in den Ernährungsplan zu integrieren.

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3sat | NANO | 20.02.2024 18:30

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