Kapuzinerkresse: Heilpflanze mit antibiotischer Wirkung
Kapuzinerkresse wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt: Sie hat eine erwiesene antimikrobielle Wirkung gegen Harn- und Atemwegsinfekte, fördert die Verdauung und ist reich an Vitamin C.
In Europa ist die Kapuzinerkresse, lateinisch Tropaeolum majus, seit dem 16. Jahrhundert in der traditionellen Klostermedizin bekannt. Die Pflanze stammt ursprünglich aus den Anden in Peru und Bolivien, dort haben die Inkas sie schon lange Zeit zuvor als Garten- und Heilpflanze genutzt - vor allem zur Linderung von Schmerzen und zur Wundheilung.
Heute wächst die Kapuzinerkresse in vielen europäischen Gärten und an Wegesrändern. Deshalb schenken viele der Pflanze wenig Beachtung, doch die Kapuzinerkresse wirkt wie ein "grünes Antibiotikum". Ihre Blüten, Blätter und Samen können roh gegessen werden - zum Beispiel in Salaten. Sie kann aber auch als Tee, Tinktur oder für Wickel verwendet werden. In Kombination mit Meerrettichwurzel ist Kapuzinerkresse in Tablettenform als Arzneimittel in der Apotheke erhältlich.
Senfölglykoside: Wirkstoff in Blättern und Blüten der Kapuzinerkresse
Kapuzinerkresse hat eine antimikrobielle Wirkung. Das heißt, sie ist sowohl gegen viele Bakterien als auch gegen einige Viren und Pilze wirksam. Grund dafür sind die enthaltenen Senfölglykoside, auch Glucosinolate genannt. Sie stecken vor allem in den Blüten und Blättern der Pflanze und verleihen ihr den leicht scharfen Geschmack. Werden die Zellen der Pflanze zerstört, - zum Beispiel beim Kauen, - kommen die Senfölglykoside mit einem ebenfalls in der Pflanze enthaltenen Enzym zusammen und werden aktiviert.
Bereits in den 1950er- und 1980er-Jahren konnten Forschende zeigen: Die Senfölglykoside in der Kapuzinerkresse sind gegen viele Bakterien wirksam. In niedrigen Dosen wirken sie bakteriostatisch, das heißt, sie verhindern das Wachstum von Bakterien. In hohen Dosen wirken sie bakterizid, das heißt, sie töten Bakterien ab. Aufgrund dieser antibakteriellen Wirkung wird die Kapuzinerkresse auch als "grünes Antibiotikum" bezeichnet.
Der Vorteil im Vergleich zu klassischen Antibiotika ist, dass die aktivierten Senfölglykoside fast vollständig im Dünndarm resorbiert werden. Das schützt die Bakterienflora im darauffolgenden Dickdarm und vermeidet Durchfälle.
Wirkung erwiesen: Kapuzinerkresse hilft bei Atem- und Harnwegsinfekten
In der Naturheilkunde wird Kapuzinerkresse häufig in Kombination mit Meerrettichwurzel eingesetzt. Für Harnwegsinfekte und Infekte der Atemwege ist die Wirksamkeit dieser Kombination gut belegt.
So zeigt eine Studie mit 271 Patientinnen und Patienten, die 2007 veröffentlicht wurde, dass ein Kombinationspräparat aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse bei einem Harnwegsinfekt genauso wirksam ist wie ein Standard-Antibiotikum. Eine weitere Studie aus dem gleichen Jahr belegt zudem, dass das Kombi-Medikament wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorbeugt. Letzteres hat auch Eingang in die medizinische Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten gefunden.
Auch bei Infekten der Atemwege, - wie einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) oder einer Bronchitis - kann die Kombination aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse helfen. Die zuerst erwähnte Studie von 2007 und einen zweite aus dem Jahr 2004 zeigen, dass auch hier das pflanzliche Kombinationspräparat genauso wirksam ist wie eine Standard-Antibiotikatherapie.
Kapuzinerkresse enthält viel Vitamin C und Mineralstoffe
Kapuzinerkresse enthält neben den antimikrobiellen Senfölglycosiden auch besonders viel Vitamin C: In den Blättern der Pflanze finden sich 300 mg und in den Blüten circa 130 mg Vitamin C pro 100 g. Zitronen enthalten im Vergleich dazu zum Beispiel nur circa 50 mg Vitamin C pro 100 g. Der hohe Vitamin-C-Gehalt der Pflanze half im 18. Jahrhundert bereits Seeleuten: Sie nahmen Kapuzinerkresse zu sich, um sich vor Skorbut, einer auf Schiffen häufigen Vitamin-C-Mangel-Erkrankung, zu schützen.
Kapuzinerkresse enthält außerdem eine Reihe an Mineralstoffen, vor allem Zink, Eisen, Kalium und Magnesium.
Nebenwirkungen: Kapuzinerkresse kann Haut und Schleimhäute reizen
Kapuzinerkresse gilt im Allgemeinen als gut verträglich. Die enthaltenen Senföle sind jedoch in sehr hohen Konzentrationen giftig. Mit dem reinen Verzehr von Pflanzenbestandteilen soll man derartige Konzentrationen in der Regel nicht erreichen können. Dennoch wird eine Obergrenze von maximal 30 g frischer Kapuzinerkresse zum Verzehr pro Tag empfohlen. Bei den Dragees des Kombinationspräparates aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse sind die empfohlenen Tageshöchstdosen auf den Beipackzetteln angegeben.
Da die Senföle der Kapuzinerkresse Haut- und Schleimhäute reizen können, sind sie bei Magen- oder Darmgeschwüren kontraindiziert. Ebenso abzuraten ist von der Anwendung bei ausgeprägten chronischen Nierenerkrankungen. Zur Wirkung bei Schwangeren, stillenden Müttern und Kleinkindern gibt es bisher keine ausreichende Studienlage. Eine Einnahme ist für diese Personen daher nicht bedenkenlos zu empfehlen.
Vorsichtig mit Kapuzinerkresse sollten Menschen sein, die Vitamin-K-Antagonisten, - wie zum Beispiel den Gerinnungshemmer Phenprocoumon (Marcumar) - einnehmen. Kapuzinerkresse enthält mit mehr als 100 μg auf 100 g viel Vitamin K. Das kann bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung des Gerinnungshemmers abschwächen.
Mögliche weitere Nebenwirkungen der Kapuzinerkresse-Einnahme sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Blähungen oder Sodbrennen.
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