Krankenhauskeime: MRSA auch außerhalb von Kliniken verbreitet

Stand: 05.03.2023 17:38 Uhr

Der Krankenhauskeim MRSA ist in Kliniken gefürchtet. Denn das Bakterium ist gegen viele Antibiotika resistent. Weit verbreitet ist die Annahme, dass Infizierte sich im Krankenhaus angesteckt haben. Doch viele Menschen sind bereits vorher MRSA-Träger.

Für gesunde Menschen ist MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus) in der Regel kein Problem. Sie haben immer Bakterien auf der Haut. Die Keime leben zusammen mit anderen Bakterien der Hautflora oder den Schleimhäuten von Rachen und Nase. Das Tückische: Infizierte merken gar nicht, dass sie betroffen sind, denn MRSA macht meist nicht krank.

Übertragungsweg von MRSA

Bei gesunden Menschen kann die Besiedlung von allein verschwinden. Wer den Keim trägt, kann ihn bei Kontakt zu anderen Menschen auch übertragen. Meist geschieht dies über die Hände. Gefährlich sind die Keime für Risikopatientinnen und -patienten.

Dazu gehören:

  • Dialysepatienten
  • Diabetiker
  • Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem
  • Patienten mit Fremdkörpern wie Kathetern oder Gelenkersatz
  • Menschen mit Hautverletzungen wie Brand- oder chronischen Wunden

Nur wenige Antibiotika wirken gegen MRSA

Gelangen die Keime, zum Beispiel nach einer Knie-Prothesen-OP, über eine Wunde in den Körper, besteht die Gefahr einer schweren Infektion. Diese kann für Risikopatientinnen und - patienten tödlich enden. Es stehen nur wenige Antibiotika für eine Behandlung zur Verfügung, gegen die MRSA-Bakterien noch keine Resistenzen entwickelt haben.

MRSA-Test ist schmerzfrei und gibt schnell Aufschluss

Das Robert Koch-Institut empfiehlt ausdrücklich ein MRSA-Screening vor dem Krankenhausaufenthalt. Denn viele Menschen, bei denen der Keim in der Klinik nachgewiesen wird, haben den Erreger bereits mitgebracht. Viele Kliniken screenen bereits deutlich vor einem OP-Termin oder längeren Aufenthalt auf MRSA und übernehmen auch die Kosten. So kann eine Verbreitung des Erregers von Anfang an durch perfekte Hygienemaßnahmen und vor allem auch Isolierung der Patientin oder des Patienten verhindert werden.

Ein MRSA-Test ist schmerzfrei und einfach. Von Nasenhöhle oder Rachen, dort wo der Erreger am häufigsten vorkommt, wird ein Abstrich gemacht. Das Laborergebnis liegt meist nach wenigen Tagen vor.

So funktioniert die MRSA-Sanierung

Wird MRSA vor der Aufnahme ins Krankenhaus festgestellt, ist eine aufwendige Bekämpfung notwendig. Die sogenannte Sanierung kann zunächst zu Hause durchgeführt werden. In Apotheken gibt es dafür spezielle Sanierungskits. Darin enthalten sind: antiseptisches Nasen-Gel, desinfizierende Waschlotion und antiseptische Mundspülung.

Folgende Maßnahmen müssen dann streng eingehalten werden:

  • alles täglich desinfizieren, was berührt oder benutzt wird (zum Beispiel Türgriffe, Armaturen, Küchengeräte, Handy, Brille).
  • Schmuck wie Ketten oder Ringe ablegen
  • getragene Kleidung, Handtücher, Bettwäsche täglich wechseln und bei 60 Grad waschen
  • ein Mal täglich mit antiseptischer Waschlösung gründlich duschen.
  • Deoroller/Zahnbürste entsorgen und gegen Einmal-Zahnbürsten und Deospray austauschen
  • Einmal-Rasierer nutzen
  • dreimal täglich (morgens, mittags, abends) antibiotisches Nasen-Gel nutzen
  • dreimal täglich (morgens, mittags, abends) antiseptische Mundspülung benutzen

Die Vorgaben, wie lange die Maßnahmen durchgeführt werden sollen, werden von der Klinik gemacht. Die Behandlung kann mehrere Wochen dauern. Und: Die Sanierung in den eigenen vier Wänden ist nicht immer einfach beziehungsweise erfolgreich. So sind zum Beispiel Oberflächen aus Holz nur schwer zu desinfizieren. Gleiches gilt für Möbel aus Stoff. Auch andere Familienmitglieder, sogar Haustiere, können infiziert sein.

Eine Sanierung ist dann im Krankenhaus erforderlich, doch nicht alle Kliniken führen diese durch - aus Angst, dass der Keim eingeschleppt wird. Wenn Hygiene-Experten, Mikrobiologen, Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzte eng zusammenarbeiten, besteht nach Meinung von Expertinnen und Experten allerdings keine erhöhte Gefahr, dass sich der Keim im Krankenhaus ausbreitet.

Sorgfältige Hygiene verhindert Ausbreitung des Krankenhauskeims

Der beste Weg um gegen eine Besiedlung durch MRSA-Bakterien vorzugehen, ist nicht die Antibiotika-Therapie, sondern die Prävention der Verbreitung des Erregers.

Dafür reichen wenige Regeln:

  • Hände regelmäßig und mehrmals täglich mit Wasser und Seife waschen
  • Wunden sauber abdecken
  • Hygieneartikel wie Handtücher, Waschlappen, Rasierapparate nicht teilen
  • Textilien wie zum Beispiel Bettwäsche bei mindestens 60 Grad waschen

Hoher Antibiotika-Einsatz fördert Verbreitung von MRSA

MRSA-Keime gibt es überall. Sie sind jedoch da am häufigsten, wo der Antibiotika-Verbrauch am größten ist - etwa in der Tiermast. Hier werden Antibiotika sogar an gesunde Tiere vorbeugend verfüttert, obwohl klar ist, welche Komplikationen Antibiotikaresistenzen mit sich bringen, werden sogar die laut WHO wichtigsten Antibiotika massenhaft verwendet. Das Resultat ist, dass man beim Verzehr des Fleisches diese Antibiotika in geringen Mengen zu sich nimmt, was wiederum Resistenzen fördert. Denn Bakterien lernen mit Antibiotika umzugehen. Sie reagieren zunächst gestresst und versuchen gezielt sich zu verändern, um zu überleben.

So entstehen Mutationen - Bakterien, die immer höhere Konzentrationen des Antibiotikums aushalten. Nach kurzer Zeit sind die Bakterien in der Lage, die vielfache Dosis Antibiotikum zu überleben. Sie sind resistent geworden.

Multiresistente Keime: Eine der größten Gefahren der Zukunft

MRSA-Keime sind bei Weitem nicht die einzigen multiresistenten Erreger, die Ärztinnen und Ärzten gerade Sorgen machen. Neue resistente Bakterienstämme entwickeln sich schneller, als neue Antibiotika gefunden werden, um sie zu bekämpfen. Weil sie so schwierig in den Griff zu bekommen sind, sieht die WHO in multiresistenten Erregern eine der größten Gefahren für die Zukunft. Lange Zeit wurden keine neuen Antibiotika entwickelt, weil man davon ausging, breit genug aufgestellt zu sein. Jetzt wird klar: Es müssen neue Medikamente gegen immer mehr multiresistente Erreger entwickelt werden.

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Visite | 07.03.2023 | 20:15 Uhr

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