Niereninsuffizienz: Symptome, Ursachen, Behandlung
Immer mehr Menschen erkranken an einer Niereninsuffizienz, auch Nierenschwäche genannt. Das Problem: Merkliche Symptome zeigen sich erst spät. Alle Infos zu den Risikofaktoren und der Behandlung.
Die Nieren reinigen das Blut, regulieren den Blutdruck, den Salz- und Wasserhaushalt und produzieren wichtige Hormone. Ihre Arbeit verrichten sie unbemerkt, auch wenn es ihnen immer schlechter geht. Immer mehr Menschen entwickeln eine fortschreitende Niereninsuffizienz, ohne es zu ahnen. In Europa haben bereits zehn Prozent der Erwachsenen eine chronische Nierenerkrankung und sind in vielen Fällen schließlich auf künstliche Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation angewiesen.
Risikofaktoren für Niereninsuffizienz
Vor allem Bluthochdruck, Diabetes und Arteriosklerose schädigen auf Dauer die sehr feinen Gefäße der Nieren. Darüber hinaus setzt Übergewicht ihnen zu. Bei Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) kommen oft mehrere Risikofaktoren für ein Nierenversagen zusammen. So bildet beispielsweise das Fettgewebe im Bauchraum Entzündungshormone, die die Nieren zusätzlich gefährden. Weitere ernste Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine geringere Lebenserwartung.
Adipöse Kinder entwickeln später häufiger Nierenschwäche
Inzwischen sind immer mehr Kinder und Jugendliche stark übergewichtig und leiden an Diabetes Typ 2. Sie laufen Gefahr, schon mit 30 bis 45 Jahren auf eine regelmäßige maschinelle Blutwäsche angewiesen zu sein - für den Rest ihres Lebens.
Niereninsuffizienz durch Rauchen oder Medikamente
Auch Zigaretten, eine ungesunde Ernährung mit viel Schweinefleisch und über längere Zeit eingenommene Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Nieren massiv schädigen.
Nierenschädigung bei Autoimmunerkrankungen
Auch Autoimmunerkrankungen können die Niere angreifen. Bei der Glomerulonephritis wendet sich das Autoimmungeschehen ausschließlich gegen die Nieren. Bei einigen systemischen Autoimmunerkrankungen wird die Niere in Mitleidenschaft gezogen - zu nennen sind hier insbesondere die Vaskulitiden, also Gefäßentzündungen, und die Kollagenosen, die das Bindegewebe angreifen. Zu den häufigsten Krankheitsbildern mit Nierenbeteiligung zählen die Granulomatose mit Polyangiitis (GPA), die Mikroskopische Polyangiitis (MPA) und der systemische Lupus erythematodes (SLE).
Symptome einer Niereninsuffizienz
Mit zunehmendem Alter werden Nieren von Natur aus schwächer. Symptome, die auf Nierenprobleme hindeuten können, sind:
- hoher Blutdruck
- stechende Kopfschmerzen
- Wasser in den Beinen
- Haut, die spannt
- Schaum auf dem Urin
Im Endstadium einer Niereninsuffizienz können folgende Symptome auftreten:
- nicht mehr einzustellender Bluthochdruck
- Rückgang der Urinmenge
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Luftnot
- Übelkeit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- unregelmäßiger Herzschlag
- Benommenheit
- Schläfrigkeit
- Krämpfe
- Koma
Untersuchung auf Nierenschwäche
Eine nachlassende Nierenfunktion lässt sich mit Blut- und Urinuntersuchungen erkennen:
- Einen ersten Hinweis liefert der Kreatininwert im Blut. Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Säure Kreatin, die die Muskeln mit Energie versorgt. Es reichert sich im Blut an, wenn die Nieren nicht ausreichend arbeiten. Der Kreatinin-Wert steigt jedoch erst, wenn die Nierenfunktion bereits um mehr als 50 Prozent eingeschränkt ist.
- Auch eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin deutet auf einen Nierenschaden hin.
- Empfindlicher sind die aufwendigeren Labortests auf das Protein Cystatin C und den im Blut frei zirkulierenden Urokinase-Rezeptor suPAR, die bereits lange vor den ersten Symptomen auf ein Nierenproblem hinweisen. Achtung: Bei älteren Menschen kann ein zu hoher Kreatininwert schon binnen weniger Monate so schlecht werden, dass Dialyse notwendig wird. Daher sollten die Nieren genauso ernst genommen werden, wie das Herz, mahnen Expertinnen und Experten.
Nierenschwäche behandeln
Rückgängig machen lassen sich Nierenschäden meist nicht. Wird ein Nierenschaden rechtzeitig erkannt, lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung oft mit Medikamenten und der richtigen Ernährung bremsen. Wer an Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck leidet, sollte regelmäßig die Nierenwerte überprüfen lassen und möglichst rechtzeitig umsteuern: Viel Bewegung und eine nierengesunde Ernährung können dazu beitragen, dass sich die Erkrankungen zumindest nicht verschlimmert, und dadurch einen schwerwiegenden Nierenschaden hinauszögern.
Niereninsuffizienz: Dialyse oder Transplantation
Ist die Organfunktion bereits auf weniger als zehn Prozent gesunken ist, hilft meist nur noch die künstliche Blutwäsche (Dialyse). Eine Alternative dazu bietet nur eine Nierentransplantation, doch Spenderorgane sind knapp.
Lebendnierenspende und Überkreuz-Lebendspende
Ein besonderer Weg, an eine Spenderniere zu kommen, ist die Lebendnierenspende. Zum Glück können Menschen mit nur einer Niere auskommen, sonst wären Lebendspenden gar nicht möglich. Um den Organhandel und die damit verbundene Kriminalität zu vermeiden, werden im deutschen Transplantationsgesetz (TPG) strenge Vorgaben zur Lebendspende gemacht: So ist die Lebendnierenspende in Deutschland nur erlaubt zwischen Familienangehörigen und Personen, die in besonderer persönlicher Verbundenheit stehen (Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, eingetragene Lebenspartner, Verlobte oder enge Freunde).
Stimmen jedoch die medizinischen Voraussetzungen eines Spender-Empfänger-Paares nicht (Gewebe- oder Blutgruppenunverträglichkeit), kann in sehr seltenen Fällen eine "Überkreuz-Lebendspende" (Cross-over-Transplantation) zwischen zwei Spender-Empfänger-Paaren durchgeführt werden. Dazu wird ein anderes Paar gesucht, bei denen die immunologischen Voraussetzungen für eine gegenseitige Spende ebenfalls nicht gegeben sind. Die zwei Paare müssen sich persönlich kennenlernen und vor einer Lebendspende-Kommission glaubhaft versichern, dass sie bereit sind, dem/der anderen Empfänger/in eine Niere zu spenden. In einigen Bundesländern sind Cross-over-Transplantationen jedoch nicht erlaubt. In Deutschland ist es momentan noch schwierig, passende Paare zu finden, weil es keine zentrale Datenbank für die Vorauswahl gibt. Da sehr viele medizinische Daten übereinstimmen müssen, sind auch entsprechende Computerprogramme notwendig. Im Ausland haben diese die Planung von Überkreuzspenden schon vor Jahrzehnten übernommen.
So filtert die Niere das Blut
In den Nieren filtern etwa drei Millionen Nierenkörperchen Schadstoffe aus dem Blut. In den Nierenkörperchen bilden sogenannte Füßchenzellen eine besondere gitterartige Struktur: Gesunde Füßchenzellen lassen kleine Moleküle wie Wasser und Stickstoffverbindungen durch, die mit dem Urin abgegeben werden. Große Moleküle wie Blutkörperchen und Eiweiß werden nicht durchgelassen und bleiben im Blut. Bei einer kranken Niere ist die Gitterstruktur der Füßchenzellen viel durchlässiger: Das Blut verliert große Moleküle, zum Beispiel wichtige Eiweiße und Vitamine.
Expertin und Experten zum Thema