Parodontitis: Gesundes Zahnfleisch durch natürliche Ernährung
Zahnfleischentzündungen gehen bei Menschen, die sich nach einer Steinzeit-Diät mit naturbelassenen Nahrungsmitteln ernähren, um fast 50 Prozent zurück. Den Einfluss der Ernährung zeigen neue Studien.
Zähneputzen hilft gegen Zahnbelag und Bakterien - und hält Zähne und Zahnfleisch gesund. Da würde heute wohl kaum jemand widersprechen. Und doch, obwohl sie fleißig ihre Zähne putzen, leiden 98 Prozent der Menschen in Deutschland an Karies, 90 Prozent an einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Jeder zweite Erwachsene hat sogar eine Entzündung des Zahnhalteapparats, eine sogenannte Parodontitis, die zum Zahnverlust führen kann. Denn entscheidender als die Menge des Zahnbelags scheint tatsächlich die Zusammensetzung der darin lebenden Bakterien zu sein. Unsere Vorfahren kannten noch keine Zahnbürste, hatten als Jäger und Sammler reichlich Zahnbelag - und trotzdem gesunde Zähne.
Steinzeit-Ernährung bei Parodontitis
Wissenschaftler der Universitätszahnklinik Freiburg haben in einer Studie untersucht, welchen Einfluss die Ernährung auf die Zahngesundheit und insbesondere auf die Parodontitis hat. Anlass waren überraschende Ergebnisse eines Experiments in der Schweiz: Für eine TV-Dokumentation hatten zehn Teilnehmer vier Wochen lang wie in der Steinzeit gelebt, sich von der Jagd und Wildfrüchten ernährt. Zähneputzen war tabu. Wider Erwarten war das Zahnfleisch der Teilnehmer trotz der scheinbar fehlenden Mundhygiene insgesamt gesünder als vorher.
Um diese überraschenden Ergebnisse zu überprüfen, teilten die Freiburger Wissenschaftler ihre Probanden in zwei Gruppen ein: Die eine Gruppe sollte sich wie in der Steinzeit ernähren, mit komplexen Kohlenhydraten aus Gemüse und Obst, hochwertigen Fetten aus Nüssen und Samen, Fisch und nur wenig Fleisch. Die Kontrollgruppe hielt eine typisch westliche Diät ein: mit Zucker, Weißmehlprodukten, Softdrinks, Wurst und Fleisch.
Zahnfleisch-Entzündungen um fast 50 Prozent zurückgegangen
Nach vier Wochen sahen die Freiburger Forscher, dass auch in ihrer Studiengruppe die Entzündungen um fast 50 Prozent zurückgegangen waren, obwohl der Zahnbelag gleichgeblieben war. Der Unterschied ließ sich also darauf zurückführen, dass die Probanden auf Zucker, Weißmehle, Süßigkeiten und Säfte verzichtet hatten. Solche einfach prozessierten Kohlenhydrate gelten als starke Entzündungstreiber. Stattdessen hatten sie komplexe Kohlenhydrate mit vielen Ballaststoffen zu sich genommen, die Entzündungen eher entgegenwirken.
Ernährungsumstellung kann bei Parodontitis helfen
Vor allem Obst und Gemüse, das reich an sogenannten Polyphenolen ist, wirkt Entzündungen entgegen. Farbintensive Sorten enthalten dabei besonders viele dieser antioxidativ wirksamen Substanzen. Doch neben den Polyphenolen enthalten Gemüsesorten - wie zum Beispiel Kopfsalat -auch reichlich Nitrat.
Salatsaft mit Nitrat gegen Zahnfleischentzündungen
Für eine Studie der Zahnklinik Würzburg stellten die Forscher ein Salatsaftgetränk mit einem definierten Nitratgehalt her, den die Probanden regelmäßig tranken, während die Kontrollgruppe einen nitratfreien Saft erhielt. Bereits nach zwei Wochen fiel die Zahnfleischentzündung in der Nitratgruppe um 50 Prozent geringer aus. Wenig später tauchte das mit der Nahrung aufgenommene Nitrat im Speichel der Probanden auf.
Die Bakterien auf dem Zungenrücken sind in der Lage, Nitrat zu Nitrit zu verstoffwechseln. Und Nitrit wirkt nicht nur im Mund antibakteriell: Im Magen wird es von der Magensäure zu Stickstoffmonoxyd gespalten - und das hilft dem Körper bei der Bekämpfung von Entzündungen. Anders als nitratgepökelte Fleisch- und Wurstwaren enthalten nitrathaltige Gemüse übrigens keine potentiell krebserregenden Nitrosamine, da das im Gemüse enthaltene Vitamin C deren Entstehung verhindert.
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