Sprunggelenk gebrochen: Welche Behandlung ist die richtige?
Der Sprunggelenksbruch ist einer der häufigsten Brüche. Oft reißen dabei auch die Bänder. Wann muss der gebrochene Knöchel operiert werden, wann reicht eine Orthese?
Beim Sport oder durch Umknicken im Alltag kann es schnell zu einem Bruch des Sprunggelenks kommen. Sprunggelenksfrakturen zählen zu den häufigsten Knochenbrüchen im Erwachsenenalter. Wichtig ist immer die Kontrolle, ob etwas verletzt ist - und was genau verletzt ist. Denn wird ein Bruch nicht erkannt und behandelt, kann das Sprunggelenk dauerhaft instabil werden.
Anatomie von Fuß und Sprunggelenk
Das sogenannte Obere Sprunggelenk (OSG) wird von drei Knochen gebildet: Schienbein (Tibia), Wadenbein (Fibula) und Sprungbein (Talus). Schien- und Wadenbein bilden eine knöcherne Gabel, die das Sprungbein U-förmig umfasst. Gestützt wird das obere Sprunggelenk von Außen- und Innenbändern sowie der Syndesmose, einer festen Bandverbindung, die Schien- und Wadenbein zusammenhält. Die Syndesmose ist besonders wichtig für die Stabilität des Sprunggelenks. Die Fußknochen müssen exakt aufeinanderpassen, damit man gut stehen, laufen und springen kann. Knickt der Fuß um, bricht oftmals das untere Wadenbein (Fibula), sehr oft reißen auch die Bänder.
Mögliche Spätfolgen eines Knöchelbruchs
Wie schwer das Sprunggelenk verletzt ist, ist für Laien nicht einfach zu erkennen. Oftmals können Betroffene nach dem Umknicken noch auftreten, obwohl der Fuß schmerzt. Lassen die Schmerzen nach spätestens einer Woche nicht nach, muss ein Arzt den Knöchel untersuchen. Wird der Knöchel sofort dick und blau und ist das Auftreten nicht möglich, muss man direkt zum Arzt. Denn bei einem Knöchelbruch handelt es sich um keine Bagatelle, auch wegen einer möglichen Verletzung des Bands zwischen Schien- und Wadenbein (Syndesmose). Ist dieses wichtige Band gerissen, wächst der Knöchelbruch meist nicht mehr stabil zusammen. Dadurch besteht die Gefahr einer Früharthrose oder einer Versteifung des oberen Sprunggelenks.
Hinweise auf eine Sprunggelenksfraktur
Diese Symptome deuten auf einen Knöchelbruch hin:
- Schmerzen
- Schwellung
- Bluterguss
- Bewegungseinschränkung
- Belastungsunfähigkeit
- eventuell Instabilität
- eventuell Fehlstellung
- eventuell Gefühlsstörungen im Fuß
Unterscheidung Knöchelbruch und Bänderriss
Ärzte erkennen schon beim Abtasten, wo sich der für einen Knöchelbruch typische Druckschmerz befindet: oft am Wadenbein. Bei einem Bruch ist die Schwellung meist beidseitig und der Schmerz stärker, bei einem Bänderriss entsteht meist eine deutlich einseitige Schwellung. Röntgenbilder geben Aufschluss, ob eine Fraktur vorliegt und wie schlimm sie ist. Per MRT oder Ultraschall kann untersucht werden, ob die Bänder intakt geblieben oder gerissen sind.
Weber-Klassifikation des Knöchelbruchs
Die Art des Knochenbruchs (offen/geschlossen, verschoben/nicht verschoben) und die Frakturhöhe am Wadenbein (Außenknöchel) nach der sogenannten Weber-Klassifikation entscheiden über den Behandlungsweg:
Weber A: Außenknöchelfraktur unterhalb der Syndesmose (Syndesmose immer intakt)
Weber B: Außenknöchelfraktur auf Höhe der Syndesmose (Syndesmose möglicherweise verletzt)
Weber C: Außenknöchelfraktur oberhalb der Syndesmose (Syndesmose immer verletzt)
Bei allen drei Weber-Formen kann zusätzlich der Innenknöchel gebrochen oder das Innenband verletzt sein. Sind gleichzeitig Innen- und Außenknöchel gebrochen, spricht man von einer "bimalleolären Sprunggelenksfraktur".
Konservative Behandlung mit Gehgips oder Orthese
Eine konservative Behandlung mit sechswöchiger Ruhigstellung durch Gehgips oder eine spezielle Orthese ist bei geschlossenen Weber-A- (selten Weber-B)-Frakturen mit unverschobenem Bruch und ohne Syndesmose-Verletzung möglich. Nach Ende der Ruhigstellung ist eine Nachbehandlung nötig, um die stabilisierende Muskulatur wieder aufzutrainieren und die Koordination wieder einzuüben. Langsam kann der Bewegungsumfang gesteigert werden. Anfangs kann eine leichte Orthese helfen, den Knöchel noch etwas zu stabilisieren.
Operation der Sprunggelenksfraktur
Wenn das Wadenbein gebrochen und die Syndesmose verletzt (Weber C) oder der Bruch stark verschoben ist, ist eine OP immer unumgänglich. Mit Schrauben oder Platten wird der Knochen stabilisiert, die Syndesmose zusammengenäht. Sechs Tage oder länger müssen Patienten dabei oft im Krankenhaus bleiben. Vorteil der OP: Wegen der stabilen Fixierung des Bruchs kann die Nachbehandlung mit aufbauenden Übungen sofort beginnen, der Fuß muss nicht ruhiggestellt werden. Schrauben oder Platten aus der OP werden frühestens nach zwölf Monaten entfernt.
Heilungsdauer eines Knöchelbruchs
Auch nach der OP dauert die Heilungsphase aber mindestens sechs Wochen, bis dahin darf das Gelenk nicht belastet werden. Sportliche Aktivitäten sind in der Regel frühestens nach drei Monaten wieder möglich. Nach sechs Monaten sollte das Gelenk in Alltag und Sport wieder voll belastbar sein. Ist dies nicht der Fall, sollte der Weg zurück zum Arzt führen, um gegebenenfalls Spätfolgen der Sprunggelenksfraktur rechtzeitig zu therapieren.
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