Achillessehne: Was hilft bei Reizung, Entzündung und Schmerzen?

Stand: 14.08.2023 16:30 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Eine Verletzung der Achillessehne durch Überlastung (Tendopathie) kommt oft schleichend. Sie entsteht häufig durch zu viel Sport. Durch die Reizung können Schmerzen und Entzündungen entstehen.

Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im Körper. Sie überträgt die Kraft der Wadenmuskulatur auf den Fuß und fängt mit jedem Schritt ein Mehrfaches des Körpergewichts auf. Eine besondere Reißfestigkeit und Dicke ermöglichen extreme Belastungen - vor allem das kraftvolle Senken des Fußes, das Laufen und das Springen. Beschwerden der Achillessehne kommen oft schleichend. Sind sie erst einmal da, können sie allerdings sehr hartnäckig und langwierig sein. Sie entstehen meist durch Über- und Fehlbelastungen - häufig durch zu viel Sport. Bei chronischem Verlauf oder starken akuten Belastungen kann die Achillessehne reißen.

Tendopathie: Reizung und Verletzung der Achillessehne durch Überlastung

Eine Verletzung der Achillessehne durch Überlastung (Tendopathie) tritt bei Männern deutlich häufiger auf als bei Frauen. Bei Sportlerinnen und Sportlern steigt das Risiko mit dem Alter und der Zahl der zurückgelegten Trainingskilometer, zum Beispiel in Sportarten wie

  • Mittel-, Langstrecken und Orientierungslauf
  • Leichtathletik
  • Tennis
  • Badminton
  • Volleyball
  • Fußball
Die Beschwerden können akut auftreten oder chronisch verlaufen.

Ursachen für Tendopathie

Eine Tendopathie bei Sportlerinnen und Sportlern kann mehrere Ursachen haben:

  • verkürzte, verspannte oder ermüdete Wadenmuskulatur
  • unzureichendes Aufwärmen und Vordehnen der Waden
  • zu schnelles Erhöhen des Trainingsumfangs oder zu hohes Trainingspensum
  • zu kurze Regenerationsphasen
  • extreme Belastungen, etwa Tempo- und Bergläufe
  • ungeeignete Schuhe, etwa zu steifes Material oder ungünstig platzierte Fersenkappe

Weitere mögliche Ursachen für wiederkehrende Schmerzen der Achillessehne:

  • Probleme mit der Wirbelsäule
  • verkürzter hinterer Oberschenkelmuskel
  • Beinlängendifferenz
  • Schiefstand der Hüfte

Schmerzen: Symptome der akuten Tendopathie

Bei einer akuten Tendopathie führt die Überlastung der Sehne zu Mikrorissen in der Sehnenstruktur, ähnlich beim Muskelkater. Typische Symptome:

  • geschwollene, schmerzhafte Sehne, die empfindlich auf Belastungen reagiert
  • diffuser, teils stechender Schmerz an verschiedenen Stellen der Sehne, meist in Fersennähe (Achillodynie), oder Druckschmerz
  • eingeschränkte Beweglichkeit des Sprunggelenks
  • bei Entzündungen auch Rötung oder Überwärmung

In der Regel benötigt eine angeschlagene Achillessehne sechs bis acht Wochen, bis sie wieder belastbar ist. Dauern die Beschwerden länger als zwei Wochen, sollten Betroffene zu einem Orthopäden oder einer Orthopädin gehen.

Symptome einer chronischen Tendopathie

Bei einer chronischen Tendopathie werden die geschädigten Sehnenfasern durch weniger belastbares Narbengewebe ersetzt. Außerdem können winzige Gefäße und Nervenfasern in die Sehne einwachsen. Typisch sind tastbare Knoten durch vernarbtes Gewebe, das bei Dehnung gegen die Sehne reibt. Meist ist das mittlere Sehnendrittel, seltener der Achillessehnenansatz am Fersenbein betroffen. Durch das vernarbte Gewebe kann es zu einem Teilriss der Achillessehne kommen.

Wenn die Achillessehne reißt

Als Folge einer Tendopathie oder durch einseitige starke Überlastung kann die Achillessehne reißen. Typische Beschwerden bei einer sogenannten Ruptur:

  • schlagartig auftretende starke Schmerzen im Bereich der Achillessehne oder unteren Wade
  • reißendes oder knallendes Geräusch
  • Zehenstand auf dem betroffenen Bein gar nicht oder nur unter starken Schmerzen möglich
  • humpelnder Gang mit gedrehtem Fuß

Achillessehne: So stellt der Arzt die Diagnose

Bei Beschwerden der Achillessehne fragt die Ärztin oder der Arzt unter anderem, wie sich die Schmerzen anfühlen. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung wird überprüft, ob zum Beispiel Fehlstellungen der Hüfte oder fehlerhafte Bewegungsabläufe für die Beschwerden verantwortlich sind. Anhand des Ablaufmusters der Schuhsohlen lassen sich Fehlbelastungen gut diagnostizieren. Eine Ultraschalluntersuchung stellt zudem die Flüssigkeitseinlagerungen in der Sehne dar.

Therapie bei akuter und chronischer Tendopathie

Bei akuter Tendopathie ist eine kurze Sportpause erforderlich. Die Dauer sollte der behandelnde Arzt oder die Ärztin festlegen.

Wer an chronischer Tendopathie leidet, sollte die Achillessehne gezielt belasten. Das stimuliert die Sehnenzellen, Kollagen und Proteine zu bilden. Dadurch erholt sich die Sehne. Die Heilungszeit beträgt mindestens drei Monate, die Erfolgsrate liegt bei 90 Prozent. Vorübergehend einstellen sollten Betroffene Sportarten, bei denen die Achillessehne übermäßig belastet wird, etwa durch Sprünge oder schnelle Richtungswechsel wie beim Laufen, Tennis oder Fußball. Empfehlenswert sind Sportarten, die die Sehne schonen, zum Beispiel Aquajogging, Aquacycling, Schwimmen, Radfahren, Rudern und Krafttraining.

Weich gepolsterte Einlagen und Fersenerhöhungen nehmen den Zug von der Achillessehne und entlasten sie dadurch. Zudem stützen Bandagen die Sehne und haben einen massierenden Effekt.

Schmerzen der Achillessehne behandeln

Neben schmerzstillenden Medikamenten können lokale Kälteanwendungen helfen, Schmerzen an der Achillessehne zu reduzieren. Eisabreibungen wirken lindernd und regen die Durchblutung an. Außerdem kann eine Manuelle Therapie Verspannungen und Reizungen durch spezielle Handgriffe und Massagetechniken (Friktionstherapie) lösen.

Exzentrisches Training: Übung für die Sehne

Nachhaltige Erfolge lassen sich oft durch eine sogenannte exzentrische Übung erzielen: Beispielsweise stellt man sich mit den Zehen auf eine Stufe oder einen Absatz, die Fersen hängen in der Luft. Dann für etwa zwei Sekunden in den Zehenstand gehen. Danach die Ferse senken und in die maximale Dehnung gehen. Diese Position wiederum etwa zwei Sekunden halten. Dabei wird die Wadenmuskulatur gedehnt und die Achillessehne entlastet.

Die Übung muss täglich, morgens und abends, mit je dreimal 15 Wiederholungen pro Bein bei leicht gebeugtem Kniegelenk durchgeführt werden. Bei regelmäßigem Training kann nach etwa zwölf Wochen mit einer Schmerzreduktion von 40 bis 50 Prozent gerechnet werden.

Stoßwellentherapie soll Selbstheilung aktivieren

Eine weitere Methode in der Behandlung von Beschwerden der Achillessehne ist die Stoßwellentherapie. Stoßwellen sind hochenergetische Druckwellen, die Schallwellen ähnlich sind. Sie sollen unter anderem das Knochenwachstum sowie die Bildung neuer Blutgefäße anregen. Außerdem sollen die Schallwellen die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und anderen biologisch aktiven Eiweißen fördern und dadurch Selbstheilungsprozesse des Körpers aktivieren und unterstützen. Geschädigtes Sehnengewebe soll dadurch "repariert" und eine lokale Entzündung geheilt werden.

Der Therapieerfolg setzt nicht sofort und nicht bei jedem Betroffenen und jeder Betroffenen ein. Erst nach einigen Monaten und wiederholten Anwendungen kann mit einer Besserung der Beschwerden gerechnet werden. Da die Wirkung der Stoßwellentherapie nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Therapie nicht.

Kortisonspritzen schaden der Sehne

Eine Kortisonspritze kann Sehnenbeschwerden schnell lindern, aber der Erfolg hält oft nur wenige Wochen an. Außerdem beeinträchtigt das Kortison die Qualität des Sehnengewebes - unabhängig davon, ob es direkt in die Sehne oder in das umliegende Gewebe gespritzt wird. Je häufiger Kortison gespritzt wurde, umso höher ist das Risiko für einen Achillessehnenriss. Oft reichen dann bereits normale Belastungen im Alltag, um die Sehne reißen zu lassen - auch wenn die Behandlung mehr als ein halbes Jahr zurückliegt und die Beschwerden zwischenzeitlich verschwunden waren.

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NDR Fernsehen | Visite | 25.06.2024 20:15

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