Pille: Einige neuere Präparate erhöhen Thrombose-Risiko
Neben dem Kondom ist die Pille das wichtigste Verhütungsmittel. Doch die Präparate der neuesten Generationen erhöhen das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien deutlich mehr als ältere.
Besonders junge Frauen vertrauen auf den relativ einfachen Schutz vor ungewollter Schwangerschaft, den die Antibabypille bietet. Bei jeder hormonellen Verhütung steigt aber das Risiko, eine tiefe Venenthrombose beziehungsweise Lungenembolie zu erleiden:
- Ohne hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille erkranken 2 von 10.000 Frauen im Jahr an einer Thrombose.
- Mit einer Pille der zweiten Generation sind es 5 bis 7 von 10.000 Frauen.
- Mit den Pillen der dritten und vierten Generation sind es zwischen 8 bis 11 Betroffene pro 10.000 Frauen.
Die sogenannten kombinierten hormonellen Kontrazeptiva (KHK) enthalten eine Kombination der synthetisch hergestellten weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen. Die Unterschiede zwischen den Pillen sind dabei groß.
Hormon Gestagen ist entscheidend für Thrombose-Risiko
Thrombosen sind bei jungen Frauen und Mädchen selten, können aber schwere Folgen haben, in manchen Fällen sogar tödlich sein. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Art des in der Pille verwendeten synthetischen Gestagens einer der Schlüsselfaktoren ist, die das Thrombose-Risiko bestimmen. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 mit Daten von mehr als 650.000 Frauen bis zum vollendeten 20. Lebensjahr unterstreicht dies: Das geringste Thrombose-Risiko haben Pillen mit einem geringen Östrogengehalt (Ethinylestradiol unter 50 μg) und den künstlichen Hormonen
- Levonorgestrel
- Noresthisteron
- Norgestimat
Laut der Untersuchung haben aber Pillen der dritten und vierten Generation ein doppeltes oder noch höheres Thromboserisiko, die eines der folgenden synthetischen Hormone verwenden:
- Dienogest
- Chlormadinon
- Desogestrel
- Drospirenon
- Cyproteron
- Gestoden
Auch bei den Gestagenen Norgestimat und Nomegestrol vermuten die Forscherinnen und Forscher ein ebenso hohes Thrombose-Risiko. Außerdem gehen sie davon aus, dass das erhöhte Risiko auch für ältere Frauen gilt; auch wenn dies in der Studie nicht untersucht wurde.
Weitere Risikofaktoren sind:
- starkes Übergewicht
- Rauchen
- das Auftreten von Thrombosen in der Familie
Kontrazeptiva-Verordnung: Bundesinstitut rät zu bestimmten Hormonen
Zur Wirkung der Antibabypille aus der dritten und vierten Generation gibt es seit September 2021 einen sogenanntenRote-Hand-Brief des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), der vor den Nebenwirkungen warnt. Ziel ist es, Ärztinnen und Ärzte aufzuklären und dazu zu bringen, Pillen mit einem geringeren Thrombose-Risiko zu verschreiben. Denn viele Frauenärztinnen und -ärzte verschreiben trotzdem vorwiegend die Pillen der dritten und vierten Generation, obwohl nach einer EU-Vorgabe die Warnungen im Beipackzettel verschärft wurden.
Mögliche Gründe: Viele Gynäkologen bekommen Patientinnen, die eine Thrombose oder Lungenembolie erlitten haben, schlicht nie zu Gesicht, weil es sich um eine seltene Nebenwirkung handelt. Experten monieren außerdem, dass manche Ärztinnen und Ärzte lieber Hochglanzbroschüren der Firmen berücksichtigen als die Erkenntnisse wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Außerdem kommen auch viele Frauen schon mit dem Wunsch in die Praxis, eine Pille einnehmen zu wollen, die zusätzlich Gewichtsreduktion, schönere Haut und volleres Haar verspricht.
Kupferspirale: Alternative zur Pille
Statt der neuen Antibabypillen können Frauen die altbewährten Präparate der zweiten Generation nehmen. Auf dem Beipackzettel sind die Wirkstoffe aufgeführt. Oder sie verwenden alternative Verhütungsmittel. Wollen Frauen die Hormonmenge reduzieren und trotzdem zuverlässig verhüten, ist die Hormonspirale eine Alternative zur Pille. Barrieremethoden wie Diaphragma und Kondom sind nicht so sicher wie die hormonelle Verhütung.
Kupferkette, Kupferball oder Kupferspirale enthalten keine Hormone, können aber in seltenen Fällen in der Gebärmutter eine Entzündung hervorrufen. Die Kupfersysteme können schwere, längere und schmerzhaftere Regelblutungen hervorrufen. Die Verhütungssicherheit ist ähnlich wie bei der Pille.
Bei einer sogenannten natürlichen Verhütung, bei der die nicht fruchtbaren Tage im weiblichen Zyklus bestimmt werden, muss sorgfältig die Körpertemperatur gemessen und der Zervixschleim beobachtet werden. Dies setzt ein gutes Körpergefühl und regelmäßige Zyklen voraus.