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Prämenstruelles Syndrom (PMS): Symptome, Diagnose und Behandlung

Stand: 07.02.2025 09:04 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Typische Symptome beim prämenstruelle Syndrom (PMS) sind Stimmungsschwankungen, Depressionen, Kopfschmerzen und Brustschmerzen. Eine Behandlung mit Medikamenten und die richtige Ernährung können helfen.

von Lucia Hennerici

Unter PMS, also dem prämenstruellen Syndrom, versteht man ein Bündel von Symptomen, die regelmäßig einige Tage oder bis zu zwei Wochen vor der Menstruation auftreten (zwischen Eisprung und Regelblutung).

Leiden Frauen an den Tagen der zweiten Zyklushälfte vor allem an massiven psychischen Symptomen wie Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression und Reizbarkeit, sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). PMDS wird im Englischen premenstrual dysphoric disorder (PMDD) genannt und oft als schwere Form von PMS beschrieben. Allerdings können Schmerzen, Leidensdruck und Einschränkungen für den Alltag der Frauen tatsächlich sowohl bei PMS als auch bei PMDS sehr hoch sein.

Ursachen von PMS und PMDS werden noch erforscht

Die Ursachen von PMS und PMDS werden noch erforscht und sind noch nicht völlig geklärt: Vermutet wird ein komplexes Zusammenspiel zwischen hormonellen Veränderungen in der zweiten Zyklushälfte und dem Haushalt verschiedener Neurotransmitter der Frauen - also Botenstoffen der Nerven, vor allem Serotonin. Dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht der Wirkung von Östrogen und Progesteron in der Zeit vor der Periode. Außerdem gibt es genetische Veranlagungen im Zusammenhang mit Hormonrezeptoren, die die Wahrscheinlichkeit für das prämenstruelle Syndrom erhöhen können. Der Serotoninspiegel von Frauen mit PMS ist häufig niedriger. Den Botenstoff zu ersetzen, ist deshalb ein möglicher und erwiesen wirksamer Ansatz der Behandlung.

Symptome: Wie erkenne ich das prämenstruelle Syndrom?

Die Beschwerden, die mit dem prämenstruellen Syndrom in Verbindung gebracht werden, sind vielfältig. Zu den häufigsten psychischen Symptomen beim PMS gehören:

  • Stimmungsschwankungen
  • Reizbarkeit, sonst untypische Neigung zu Angst und Wut
  • depressive Verstimmungen bis hin zur Depression
  • Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit oder Gedächtnisverlust
  • Antriebslosigkeit
  • Rückgang der Leistungsfähigkeit
  • Rückgang sexueller Lust (Libido)

Als körperliche Symptome beschreiben Frauen mit PMS häufig diese Beschwerden:

Häufigkeit: Millionen Frauen haben PMS-Symptome

Die Symptome des prämenstruellen Syndroms können grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Typisch ist jedoch, dass die Symptome zu Beginn der Regelblutung enden. Die Zahlen zur Häufigkeit von PMS schwanken: Studien zufolge leiden zwischen zwei und acht Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter an PMS und rund zwei Prozent an PMDS. Allerdings gehen Experten davon aus, dass tatsächlich rund jede fünfte Frau PMS-Beschwerden kennt und unter Schmerzen oder psychischen Symptomen leidet. Ein Selbsttest kann Hinweise geben. Im Zweifel sollten Betroffene sich an ihre Gynäkologin oder ihren Gynäkologen wenden, um andere Ursachen für Beschwerden auszuschließen.

Diagnose ist schwierige Detektivarbeit

Die Vielfalt der Symptome bei PMS und auch der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) bieten leider viel Raum für Verwechslungen mit anderen Erkrankungen und Problemen. Dazu gehören:

Ein Teil der Diagnose bedeutet daher auch den Ausschluss anderer Ursachen - beispielsweise durch Blutuntersuchungen mit Hormonmessung oder psychologische Tests auf Depressionen und Angststörungen. Entscheidend für eine gute Diagnose ist außerdem die Anamnese. Denn PMS- und PMDS-Beschwerden treten regelmäßig und zeitlich begrenzt auf - im Einklang mit dem Zyklus. Ein Regeltagebuch der Patientin kann deshalb bei Diagnose und Behandlung helfen.

Für die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) gibt es darüber hinaus Diagnoseverfahren auf Basis von Leitlinien (ICD-11).

PMS-Selbsttest: Nützlich oder gefährlich?

Auch ein Selbsttest (Online-Fragebogen) stützt sich auf Abfragen der Anamnese. Ebenso werden zeitliche Zusammenhänge im Selbsttest gecheckt - sie sind nicht umfassend tauglich für eine Diagnose, viele können aber schnell und einfach eine richtige Richtung weisen. Einen Verdacht sollten Frauen unbedingt ärztlich abklären lassen.

Von Selbsttests auf PMS mit Homekits, bei denen Proben zu Hause gesammelt und in ein Labor geschickt werden, raten Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e. V. (DGE) entschieden ab: Hormon-Selbsttests für zu Hause seien zu ungenau, nicht zuverlässig, teilweise irreführend und die Prozesse dahinter für die Nutzerinnen nicht transparent. Außerdem fehle die fachärztliche Einordnung der Ergebnisse.

Behandlung: Medikamente gegen Symptome bei PMS

Die körperlichen und psychischen Symptome des prämenstruellen Syndroms gehen für Millionen Frauen mit relevanten sozialen und beruflichen Beeinträchtigungen einher - und das über Jahrzehnte ihres Lebens. Gerade für ihre Lebensqualität ist es deshalb wichtig, die Symptome von PMS effektiv zu lindern und zu behandeln. Aber: PMS ist multifaktoriell (verschiedene Ursachen und Verstärker) - deshalb sind auch die Symptome sowohl beim PMS als auch beim PMDS meist individuell. Die Behandlung setzt entweder bei konkreten Symptomen an oder bei der "übergeordneten Ursache" Zyklus und Eisprung.

Gegen konkrete Schmerzen (Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen oder Ähnliches) können Schmerzmittel (nichtsteroidale Antirheumatika, kurz NSAR) problemlos genutzt werden. Ausnahme: Auch vor der Regelblutung sollten wegen der Blutgerinnungswirkung keine Medikamente mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) genommen werden.

Gegen eine Ansammlung von Flüssigkeit in den Armen und Beinen können Ärzte das Diuretikum Spironolacton verschreiben: Das hilft der Niere, dem Körper Wasser und Salz zu entziehen.

Hormonelle Verhütungsmittel, sogenannte Ovulationshemmer, verhindern im Langzyklus (ohne Einnahmepause der Pille) den Eisprung und so auch die hormonellen Prozesse für diesen. Hormonbehandlungen können helfen, zum Beispiel:

  • Pillen oder Scheidenzäpchen mit Progesteron
  • Spritzen (Langzeitspritzen) mit Progestin (künstliches Progesteron; eine Spritze reicht etwa zwei bis drei Monate).

Antidepressiva manchmal letzte Option bei PMS oder PMDS

Frauen mit schwereren psychischen Symptomen können eventuell von Antidepressiva profitieren (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Zu diesen Antidepressiva gehören beispielsweise Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin oder Sertralin. Diese Medikamente werden zur Linderung von Angstzuständen, Reizbarkeit und anderen psychischen Symptomen effektiv eingesetzt - beispielsweise auch, wenn Stress für Betroffene nicht zu vermeiden ist. Außerdem können sie vorbeugend - also vor Auftreten der PMS-Symptome - genutzt werden. Nachteil: Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer haben starke Nebenwirkungen.

Ernährung, Bewegung, Schlaf: Was lindert PMS?

Stress gilt als wichtiger Auslöser oder Verstärker von Symptomen bei PMS. Auch Ernährung und Gewicht haben Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des prämenstruellen Syndroms. Als Risikofaktoren für PMS und PMDS gelten vor allem:

Die schädlichen Faktoren in der Ernährung auf Dauer zu reduzieren und vor allem auf Fertigprodukte zu verzichten, kann zur Besserung der Symptome von PMS und PMDS beitragen. Fachärztinnen und Fachärzte empfehlen außerdem, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B6, Vitamin D und E sowie die Mineralien Kalzium und Magnesium zu sich zu nehmen. Das kann Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, Schmerzen in den Brüsten, Wassereinlagerungen oder auch Heißhungerattacken positiv beeinflussen. Auch Mönchspfeffer (Mönchspfeffer-Extrakt aus der Frucht Vitex agnus-castus) gilt als wirksamer und natürlicher Klassiker gegen PMS-Beschwerden. Im Zweifel sollte über die Menge der Nährstoffe mit dem Arzt gesprochen und auf Basis von Laborwerten angepasst werden.

Bewegung und Sport wirken Wassereinlagerungen entgegen, fördern aber auch die Durchblutung. Das kann Krämpfen und Verspannungen im Unterbauch entgegenwirken. Außerdem hilft Bewegung gegen Stress und kann die Bildung des Botenstoffs Serotonin verbessern - gerade sein niedriger Spiegel in den Tagen vor der Menstruation hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung und Symptome bei PMS.

 

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