Schilddrüsen-Unterfunktion: Ursache, Symptome und Behandlung
Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann mit Symptomen wie Müdigkeit, Gewichts- und Hautproblemen einhergehen. Manchmal verursacht eine Unterfunktion zunächst keine Beschwerden. Nicht immer muss mit Tabletten behandelt werden.
Ist die Funktion der Schilddrüse gestört, kann der ganze Organismus aus dem Gleichgewicht geraten. Denn das schmetterlingsförmige Organ am Hals, steuert Stoffwechselfunktionen, das Wachstum und den Energiehaushalt. Die Schilddrüse produziert die lebenswichtigen Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die das Herz und den Kreislauf antreiben, die Verdauung beschleunigen und die Stimmung beeinflussen.
Häufige Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion
Bildet die Schilddrüse zu wenig Hormone kann das Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Gewichtszunahme, Konzentrationsstörungen sowie Haar- und Hautveränderungen bis hin zu Depressionen verursachen. Bei einer chronischen Unterfunktion, die meistens durch eine autoimmune Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) hervorgerufen wird, müssen Betroffene eine halbe Stunde vor dem Frühstück die fehlenden Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten einnehmen, um den Hormonmangel auszugleichen. Die Diagnose der Unterfunktion muss dabei gesichert sein, denn eine unnötige Einnahme der Hormone kann beispielsweise Herzrhythmusstörungen und Osteoporose verursachen.
TSH-Wert weist auf Unter- oder Überfunktion hin
Ob eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt, lässt sich oft anhand der Werte des Hormons TSH im Blut ermitteln. TSH wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet und stimuliert die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Ein erhöhter TSH-Wert deutet auf eine Unterfunktion hin, ein zu niedriger TSH-Wert auf eine Überfunktion. Bei Erwachsenen liegt der normale TSH-Wert im Blut etwa zwischen 0,40 und 4,0 mU/l. Symptome können bereits auftreten, wenn der Wert noch normal erscheint. Gleichzeitig gehen auffällige TSH-Werte nicht immer zwingend mit Beschwerden einher.
Es ist wichtig den TSH-Wert mehrmals zu bestimmen, denn das Hormon ist schwierig zu messen und seine Konzentration im Blut hängt von vielen Faktoren ab: So können akute Erkrankungen, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Biotin) und Medikamente (z.B. Cortison, Metformin) zu veränderten TSH-Werten führen. Ein auffälliger Wert ohne Beschwerden sollte deshalb nach einigen Wochen kontrolliert werden -– oft hat sich der TSH-Wert dann wieder normalisiert. Wird mehrfach ein erhöhter Wert gemessen, ist weitere Diagnostik anhand von Laboruntersuchungen (T3, T4, Antikörper MAK, TAK und TRAK) nötig . Zudem können eine Ultraschalluntersuchung und eine Schilddrüsen-Szintigrafie nähere Informationen über Struktur und Funktion der Schilddrüse geben.
Genügend Hormone auch bei latenter Schilddrüsenunterfunktion
Ist der TSH-Wert erhöht, aber es werden noch genügend Schilddrüsenhormone (T3 und T4) gebildet, spricht man von einer latenten Schilddrüsenunterfunktion. Eine latente Schilddrüsenunterfunktion verursacht in der Regel kaum oder keine Beschwerden. Leicht erhöhte TSH-Werte können das erste Anzeichen für eine beginnende Schilddrüsenunterfunktion sein: Als Reaktion auf einen Mangel an Schilddrüsenhormonen regt die Hirnanhangdrüse durch verstärkte Produktion von TSH die Schilddrüse an.
Leicht erhöhte TSH-Werte sind noch nicht gefährlich. Kinder, Jugendliche und ältere Menschen haben ohnehin einen höheren TSH-Wert - es wird noch diskutiert, ob für sie ein höherer Grenzwert angesetzt werden sollte. Auch starkes Übergewicht und bestimmte Medikamente können für einen höheren TSH-Wert sorgen. Oftmals sind die Werte nur kurzfristig erhöht, zum Beispiel nach körperlicher Anstrengung. Wird durch mehrfache Blutuntersuchungen eine latente Schilddrüsenunterfunktion bestätigt, entscheidet der behandelnde Arzt oder die Ärztin anhand der Höhe des TSH-Werts, des Alters sowie begleitender Symptome, ob eine Behandlung eingeleitet wird.
Kann sich eine latente Schilddrüsenunterfunktion verschlimmern?
Eine latente Schilddrüsenunterfunktion kann unterschiedlich verlaufen: Leicht erhöhte TSH-Werte normalisieren sich häufig von selbst, zum Beispiel oftmals bei Kindern und Jugendlichen. Bei stark erhöhten Werten über 15 mU/L (Milliunits pro Liter) entwickelt sich dagegen oft innerhalb einiger Monate oder Jahre eine Schilddrüsenunterfunktion mit Beschwerden. Manche Menschen mit einem erhöhten TSH-Wert bekommen jedoch nie Beschwerden. Deshalb müssen leicht und mäßig erhöhte TSH-Werte oftmals nicht unbedingt behandelt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einer latenten eine ausgeprägte Schilddrüsenunterfunktion entwickelt, ist höher, wenn Schilddrüsen-Antikörper im Blut nachgewiesen wurden und die Schilddrüse vergrößert ist.
Behandlung bei leicht erhöhtem TSH-Wert
Betroffene mit nur leicht erhöhtem TSH-Wert und ohne Beschwerden brauchen in der Regel keine Behandlung. Manchmal wird bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion zu einer Thyroxin-Behandlung geraten, weil es Hinweise darauf gibt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme bei einem TSH-Wert über 10 mU/L etwas ansteigen könnte. Experten und Expertinnen empfehlen Menschen unter 65 Jahren bei einer schweren latenten Schilddrüsenunterfunktion mit einem TSH-Wert von über 10 mU/L die Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Wird das Thyroxin jedoch zu hoch dosiert, kann es zu Herzproblemen wie beispielsweise Herzrasen oder Vorhofflimmern kommen. Bei älteren Menschen ab 65 Jahren mit einem TSH-Wert unter 10 mU/L muss nicht sofort eine Therapie eingeleitet werden, es ist jedoch ratsam, die Werte regelmäßig zu kontrollieren.
Laut einer Studie zu Vor- und Nachteilen einer Thyroxin-Behandlung bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion ergaben sich keine Vorteile einer Behandlung: Ohne Thyroxin entwickelten Betroffene ähnlich selten Beschwerden wie mit Thyroxin.
Ernährung bei Schilddrüsenunterfunktion
Experten und Expertinnen empfehlen bei einer Schilddrüsenunterfunktion eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Olivenöl und regelmäßig Fisch. Die Schilddrüse braucht zur Hormonproduktion das Spurenelement Selen. Viel davon steckt zum Beispiel in Nüssen, Pilzen, Tofu oder Fisch. Auch eine ausreichende Versorgung mit Jod ist wichtig für die Schilddrüsenfunktion. Bei einer autoimmunen Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) empfehlen Ernährungsmediziner zudem eine entzündungshemmende Ernährung.
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