Akne erkennen und behandeln

Stand: 04.03.2024 21:00 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Es beginnt in der Pubertät und lässt manchmal selbst im Erwachsenenalter nicht nach: Hormonell bedingt werden bei Akne zu viel Talg und Hornzellen produziert. Die Pickel sind eine starke Belastung.

Der Schrecken beginnt meist mit 12, 13 Jahren: Pickel sprießen. Einzelne Pickelchen kennt beinahe jeder - gut die Hälfte aller Heranwachsenden durchleidet eine Phase mit harmloser, sogenannter physiologischer Akne. Sie haben ab und zu Mitesser und Pickel, die bald wieder verschwinden.

Doch bei etwa 40 Prozent verläuft die Erkrankung der Talgdrüsen schwerwiegender: Es bildet sich eine klinische Akne mit harten, roten oder rot-weißen Knoten, schmerzhaften Pusteln oder Papeln. Sie prangen im Gesicht, können auch Hals und Rücken überziehen - schlimmstenfalls den ganzen Oberkörper. Die Krankheit betrifft vorwiegend Jugendliche, doch bei einigen Erwachsenen heilt sie nie richtig aus. Für viele Betroffene sind die Pickel - und mitunter daraus entstehenden Narben - ein starke psychische Belastung.

Warum die Pickel entstehen

Androgene, die männlichen Geschlechtshormone, sind Hauptverursacher der Akne vulgaris, der häufigsten Form der Akne. Auch der weibliche Körper produziert vor allem während der Pubertät Androgene. Diese Hormone regen die Talgdrüsen der Haut stark an und veranlassen gleichzeitig die Zellen im Talgdrüsengang, viel Hornmaterial zu bilden. Normalerweise dringt der Talg nach außen und verursacht einen leicht glänzenden Film an der Hautoberfläche. Durch das überschüssige Hornmaterial verstopft allerdings der Talgdrüsengang. Es entstehen Mitesser (Komedonen), erkennbar an ihrem schwarzen Punkt in der Mitte, der aus Melanozyten besteht.

Auf unseren Händen sitzen mitunter bis zu 10.000 Bakterien pro Quadratzentimeter. Bestimmte Bakterien, die ganz normal auf unserer Haut leben, lieben den Talg und fühlen sich in verstopften Talgdrüsen besonders wohl. Sie vermehren sich und führen dort zu Entzündungen. Wenn die sich in der Haut ausbreiten, entstehen die charakteristischen eitrigen Pusteln, Papeln und Knötchen.

Als Mitauslöser der Entzündungen gelten auch Stress, Rauchen, Alkohol oder falsche Ernährung.

Akne-Formen und ihre Symptome

Akne zeigt sich hauptsächlich dort, wo sich viele Talgdrüsen befinden: im Gesicht, auf Schultern und Nacken sowie auf Brust/Dekolleté und Rücken. Es gibt mehrere Unterformen der Akne vulgaris:

  • Acne comedonica: offene und geschlossene Mitesser besonders an Nase, Kinn und Stirn, die nicht oder kaum entzündet sind.
  • Acne papulo-pustulosa: entzündliche (eitrige) Pusteln, berührungsempfindliche Papeln und kleine Knötchen. Befall auch von Brust, Rücken und Oberarmen, mit möglicher Narbenbildung.
  • Acne conglobata: ein bis zwei Zentimeter große, entzündete und schmerzhafte Knoten, die untereinander verschmelzen oder sich als Abszess abkapseln können und charakteristische Narben hinterlassen. Diese Form betrifft hauptsächlich Männer.

Diagnose der Akne

Akne hat ein sehr typisches Erscheinungsbild. Außerdem geben der Zeitpunkt des Auftretens der Pusteln und die Schnelligkeit des Verlaufs Hinweise, um Akne gegen Krankheiten wie eitrige Haarbalgentzündungen oder Pilzerkrankungen abzugrenzen. Der Arzt wird nach möglichen vorbestehenden Erkrankungen, Medikamenteneinnahme (zum Beispiel Antibabypille) und familiärer Häufung der Akne fragen, außerdem nach den Ernährungsgewohnheiten und Zigarettenkonsum. Zur Absicherung der Diagnose kann in schweren Fällen oder bei Verdacht auf eine Infektionskrankheit eitriges Wundsekret oder Blut entnommen werden.

Therapien bei Akne

Erste Regel: Niemals selbst Hand an die Mitesser oder Pickel legen! Vor allem im Gesicht können sonst gravierende Infektionen entstehen. Bei Hautunreinheiten empfiehlt sich ein Besuch bei einer/m ausgebildeten Medizin-Kosmetiker/in.

Reizungen vermeiden

Generell ist es sinnvoll, die von Akne betroffenen Hautregionen mit pH-neutralen, parfümfreien Seifen oder Lotionen - eventuell speziellen Akne-Lotionen aus der Drogerie - einmal täglich zu reinigen. Zu häufiges Waschen zerstört das natürlich Schutzmilieu der Haut und kann Akne verschlimmern. Einmal wöchentlich reinigt ein Kamillen-Dampfbad sanft die Poren, beruhigt die Haut und wirkt auch entzündungshemmend.

Zu vermeiden sind äußere Faktoren, die Verstopfungen der Talgdrüsengänge fördern können: etwa mechanische Reize beispielsweise durch enge Kleidung, Träger oder Riemen (Helme, Taschen, Rucksäcke) oder ölige Kosmetika. Besser geeignet sind Feuchtigkeitscremes auf Wasserbasis. Make-up und Sonnenschutzmittel sollten daher auch fettfrei sein. Dass UV-Strahlung Akne heilt, ist ein Irrtum. Akne fällt lediglich auf gebräunter Haut etwas weniger auf. Insbesondere UVA-Strahlung (Solarium) kann aber sogar Akne fördern.

Stressreduktion: Die Haut als Spiegelbild der Seele

Akne wird nicht durch Stress ausgelöst - dennoch spielen seelische Rahmenbedingungen eine Rolle. Pflegen Sie nicht nur Ihre Haut, sondern nach Möglichkeit auch Ihre Seele: In den Tagesrhythmus sollten Sie eine Entspannungsphase fest einplanen, zum Beispiel mit Musik, Atemübungen, Yoga, autogenem Training, progressiver Muskelrelaxation oder einfach einem Spaziergang.

Äußerlich wie auch beim Zur-Ruhe-Kommen hilft ein Dampfbad mit Kamillenblüten: Es weitet die Poren, Talg und Schmutz können besser abfließen (Dauer etwa 10-15 Minuten, ein- bis zweimal wöchentlich).

Ernährung kann unterstützen

Es gibt keine Akne-Diät. Aber bestimmte Nahrungsmittel stehen in Verdacht, den Hautzustand zu verschlechtern. Wer feststellt, dass bestimmte Nahrungsmittel sich ungünstig auf die Haut auswirken, sollte seine Ernährung umstellen und die unverträglichen Lebensmittel, vor allem schnell resorbierbare Kohlenhydrate (wie Süßigkeiten, Weißmehlprodukte) und gesättigte Fettsäuren weglassen. Also zum Frühstück lieber Hafer- oder Chiabrei als Knäckebrot oder süßes Müsli, abends lieber Gemüse und Fisch als Pizza oder Pasta.

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Auch Kuhmilchprodukte können mitunter die Ausschüttung von talkdrüsenstimulierenden Stoffen fördern. Kaffee und Alkohol sind durchblutungsfördernd - das begünstigt die Pickelbildung. Empfehlenswerte Getränke sind dagegen Brennnessel- und Löwenzahntee, die die Ausscheidung über die Nieren anregen. Fencheltee wirkt antientzündlich.

Wann Medikamente bei Akne unerlässlich sind

Bei Acne papulo-pustulosa und insbesondere Acne conglobata ist eine Behandlung mit Medikamenten angeraten, um mögliche Narbenbildung gering zu halten. Es gibt zahlreiche Wirkstoffe: Benzoylperoxid wirkt in erster Linie bakterienabtötend. Ebenso Antibiotika, die aber niemals länger als zwei bis drei Monate angewandt werden dürfen. Sie sind verschreibungspflichtig. Retinoide (Vitamin-A-Säure-Präparate) und Azelainsäure dämmen die übermäßige Verhornung der Talgdrüsenausgänge ein, sodass der Talg besser abfließen kann. Alpha-Hydroxysäuren sollen helfen, die Poren zu öffnen.

Bei schwereren Akneformen kann es darüber hinaus nötig sein, Medikamente systemisch, also in Form von Tabletten, zu verabreichen. Wirksamstes Mittel sind Retinoide (Isotretinoin), die aber nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben. Bei Frauen mit Wunsch zur hormonellen Empfängnisverhütung können bestimmte Formen der Antibabypille (antiandrogene Kombipräparate) das Hautbild bessern, Wirkung zeigt sich nach drei bis sechs Monaten. Allerdings kann die hormonelle Akne nach Absetzen der Pille zurückkehren. Zudem hat die Pille ebenfalls nicht unerhebliche Nebenwirkungen, darunter ein erhöhtes Thromboserisiko.

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Die Ernährungs-Docs | 04.03.2024 21:00

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