Gallensteine: Ursachen, Symptome und Behandlung

Stand: 24.09.2024 10:21 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Gallensteine sind Ablagerungen in der Gallenblase. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Gallensteine können schmerzhafte Symptome mit sich bringen. Welche Behandlungen können die Beschwerden lindern?

Etwa jeder Fünfte in Deutschland hat Gallensteine. Menschen über 40 sind häufiger betroffen. Bei Frauen kommen sie zwei bis drei Mal häufiger vor als bei Männern. Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden. Ihre Gallensteine werden eher zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt.

Gallenflüssigkeit: Wichtig für die Verdauung von Fett

Die Gallenblase liegt unterhalb der Leber, über dem Darm und neben der Bauchspeicheldrüse. Sie speichert den in der Leber gebildeten Verdauungssaft und dickt ihn ein. Die Gallenflüssigkeit besteht überwiegend aus Wasser und aus gelösten Stoffen wie Cholesterin, Gallensäure und Gallenfarbstoff (Bilirubin). Jeden Tag produziert die Leber etwa einen halben Liter Gallenflüssigkeit. Davon speichert die Gallenblase etwa 50 Milliliter.

Bei der Verdauung von fettreichem Essen zieht sich die Gallenblase zusammen und schüttet die Gallenflüssigkeit durch den Gallengang in den ersten Teil des Dünndarms, den Zwölffingerdarm, aus. Dort löst die Gallenflüssigkeit kleinste Fetttröpfchen aus der Nahrung und ermöglicht so die Fettverdauung.

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Wie Gallensteine entstehen

Die meisten Gallensteine entstehen in der Gallenblase, seltener im Gallengang. Wenn der Abfluss der Galle gestört ist und die Flüssigkeit stockt oder das Verhältnis ihrer Bestandteile nicht ausgewogen ist, können sich Kristalle bilden und zu Steinen heranwachsen. Es werden drei Arten von Gallensteinen unterschieden:

  • Cholesterinsteine machen hierzulande mit rund 80 Prozent den größten Teil der Gallensteine aus. Sie bilden sich, wenn die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit zu viel Cholesterin enthält. Ist darüber hinaus die Kontraktion der Gallenblase gestört, können in der Gallenblase Cholesterinkristalle entstehen, die innerhalb von Monaten oder Jahren zu größeren Steinen heranwachsen. Studien zeigen, dass jeder vierte Betroffene eine genetische Veranlagung dafür hat. Übergewicht und mangelnde Bewegung fördern die Entwicklung von Gallensteinen.
  • Schwarze Pigmentsteine entstehen, wenn zu viel vom Gallenfarbstoff Bilirubin vorliegt. Bilirubin entsteht beim Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
  • Braune Pigmentsteine bilden sich meist in den Gallengängen, wenn sich dort Bakterien angesiedelt haben. Sie stammen aus dem Darm und können durch endoskopische Eingriffe an den Gallengängen eingeschleppt werden.

Ursachen für Gallensteine

Frauen entwickeln häufiger Gallensteine als Männer, was sehr wahrscheinlich mit den weiblichen Geschlechtshormonen zusammenhängt. Auch Übergewicht, Diabetes, und eine schnelle Gewichtsabnahme sind Risikofaktoren. Einen großen Anteil hat der Lebensstil: Fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen Gallensteine. Es gibt aber auch eine genetische Veranlagung, die bewirkt, dass Betroffene häufiger Gallensteine entwickeln als andere Menschen.

Symptome für Gallensteine

Meist liegen Gallensteine viele Jahre in der Gallenblase, verursachen keine Symptome und müssen nicht behandelt werden. Etwa einem Viertel der Betroffenen machen die Gallensteine aber irgendwann Probleme. Mögliche Symptome sind Völlegefühl und Druckgefühl im Oberbauch, begleitet von Sodbrennen und Blähungen. Diese Beschwerden treten vor allem nach dem Verzehr fetthaltiger Speisen auf.

Eine äußerst schmerzhafte Folge ist eine Gallenkolik. Sie tritt auf, wenn ein Gallenstein in den Gallengang rutscht und den Abfluss der Gallenflüssigkeit behindert. Typisch sind krampfartige, starke Schmerzen im Oberbauch, die in Rücken und die Schultern ausstrahlen. In der Regel halten sie 15 Minuten bis zu einer Stunde an und klingen dann von selbst oder nach Gabe von krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten wieder ab.

Gallenkoliken können zum Notfall werden

Die Gefahr: Versperrt ein Stein den Ausgang der Gallenblase komplett, führt der Rückstau zu einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis). Dadurch kann Gewebe absterben und die Gallenblase platzen.

Bleiben Steine im Gallengang stecken, staut sich die Gallenflüssigkeit bis in die Leber und verursacht gefährliche Leberentzündungen. Typische Symptome sind Schmerzen im Oberbauch, Fieber und eine Gelbfärbung (Ikterus) der Haut und der Augen. Mediziner sprechen dabei von der sogenannten Charcot-Trias. Die Leberwerte im Blut sind erhöht, im Ultraschall ist eine Verdickung der Gallenblasenwand erkennbar.

Verstopft ein Stein die gemeinsame Mündung des Gallen- und des Bauchspeicheldrüsengangs in den Zwölffingerdarm (Papille), droht durch den Rückstau von Gallenflüssigkeit eine lebensgefährliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis).

Medikamente oder OP: Wann bei Gallensteinen ein Eingriff sinnvoll ist

Bei einem Verschluss des Gallengangs oder einer Entzündung der Gallenblase muss zügig operiert werden, am besten innerhalb von 24 Stunden, um Komplikationen zu vermeiden. Auch bei Koliken wurde bislang zur Entfernung der Gallenblase geraten.

Eine große, vergleichende Studie namens C-Gall, die im renommierten British Medical Journal erschienen ist, hat allerdings ergeben: Bei unkomplizierten Koliken und abhängig vom individuellen Risko und dem Wunsch der Patientin oder des Patienten kann auch die konservative Behandlung bei Gallensteinen eine gute Möglichkeit sein. Für die Studie wurden 434 Menschen mit unkomplizierten Symptomen durch Gallensteine zufällig in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe wurde konservativ behandelt - etwa mit schmerzlindernden, krampflösenden und entzündungshemmenden Medikamenten. Der anderen Gruppe wurde die Gallenblase laparoskopisch, also in einer OP mit möglichst kleinen Schnitten, entfernt. Beide Gruppen wurden innerhalb 18 Monaten mehrmals etwa zu ihren Schmerzen und ihrer Lebensqualität befragt. Auch aufgetretene Komplikationen wurden in der Studie berücksichtigt.

Entscheidet sich der Patient für die konservative Behandlung ist es jedoch wichtig, die Entwicklung der Gallensteine genau im Auge zu behalten, um bei Verschlechterung weitere Maßnahmen ergreifen zu können.

Gallensteine nach Entfernung der Gallenblase

Auch wenn die Gallenblase entfernt ist, können Gallensteine im Gallengang zu Beschwerden führen. Manchmal werden vorhandene Steine bei dem Eingriff nicht gefunden. Sie können sich aber auch nach der Operation im Gallengang neu bilden, da die Gallenflüssigkeit in der Leber ständig nachgebildet wird. Ohne die Gallenblase fehlt zwar der Speicher, aber überall, wo Gallenflüssigkeit vorhanden ist, können weiterhin Gallensteine entstehen. Stockt die Galle, können sich Kristalle bilden und zu Gallensteinen entwickeln, die sich im Gallengang festsetzen und Schmerzen verursachen.

Gallensteine endoskopisch entfernen per ERCP

Um Gallensteine zu entfernen, setzen Gastroenterologen auf die sogenannte endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikografie, kurz ERCP. Dabei führen sie unter Narkose ein Endoskop wie bei einer Magenspiegelung über Mund, Magen, Dünndarm bis in den Gallengang. Hier setzen sie Kontrastmittel zur exakten Darstellung des Gallengangs in der Röntgendurchleuchtung frei, um den Gallenstein zu finden. Mit einem winzigen Körbchen wird der Gallenstein eingefangen und mit dem Endoskop herausgezogen. Ist ein Gallenstein zu groß, um mit dem Fangkörbchen herausgezogen zu werden, wird er mithilfe von Stoßwellen direkt im Gallengang zertrümmert. Anschließend können die Bruchstücke entfernt werden.

Medikamente können Rückfällen vorbeugen

Entwickeln sich immer wieder Steine im Gallengang, kann der Arzt Medikamente verordnen, die die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit so beeinflussen, dass weniger Steine entstehen. Allerdings ist die Wirksamkeit begrenzt und die Medikamente schlagen nicht bei allen Menschen an.

Gallensteinen vorbeugen

Gallensteine können durch einen ungesunden Lebensstil befördert werden. Einer Steinbildung kann man durch eine fettarme, ballaststoffreiche und cholesterinarme Ernährung entgegenwirken. Empfehlenswert sind mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, die die Gallenblase nicht so stark belasten. Übergewicht sollte vermieden werden, ebenso wie ein zu schnelles Abnehmen. Durch das Fasten und den Gewichtsverlust wird die Gallenflüssigkeit mit Cholesterin übersättigt - und es können sich Steine bilden. Zusätzlich zu einer "steingesunden" Ernährung hilft auch regelmäßige Bewegung, Gallensteinen vorzubeugen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 24.09.2024 | 20:15

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