Niedriger Blutdruck: schlanke, junge Frau misst im Bademantel ihren Blutdruck © imago/McPHOTO Foto: Matthias Stolt

Niedriger Blutdruck: Symptome, Ursachen und Behandlung

Stand: 29.04.2024 12:33 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Typische Symptome für zu niedrigen Blutdruck sind unter anderem Schwindel und Kopfschmerzen. Was sind die Ursachen? Welche Hausmittel helfen? Was tun bei niedrigem Blutdruck?

von Ursula Stamm

Menschen mit einem niedrigen Blutdruck - auch Hypotonie oder Blutniederdruck genannt - sind meist kerngesund. Aber richtig fit fühlen sie sich nicht immer, denn Antriebslosigkeit, Schwindel insbesondere beim Aufstehen, Kopfschmerzen oder kalte Hände und Füße belasten ihren Alltag. Doch es gibt einfache Mittel, um die Lebensqualität zu verbessern.

Niedriger Blutdruck: das Wichtigste im Überblick

Von niedrigem Blutdruck (Hypotonie) sprechen Experten, wenn der obere Blutdruckwert unter 100 mmHg (bei Frauen) beziehungsweise unter 110 mmHg (bei Männern) liegt.

Niedriger Blutdruck: Was sind die Symptome?

Ärzte oder Ärztinnen sprechen von einer Hypotonie, wenn der Blutdruckwert unter 100 zu 60 mmHg sinkt. Niedriger Blutdruck löst nicht in allen Fällen körperliche Beschwerden aus. Kommt es aber doch zu Symptomen, so sind das häufig: Schwindelgefühle, Kreislaufprobleme, Zittern, Herzrasen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Atemnot, Kältegefühl in Händen und Füßen, aber auch depressive Verstimmungen sowie Reizbarkeit.

Schwindel entsteht, weil das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Das führt auch zu Sehstörungen, wie dem bekannten "Sternchen sehen" oder "schwarz vor Augen werden". Insbesondere, wenn man schnell aus einer sitzenden oder liegenden Position aufsteht, entstehen Schwindelgefühle. Das Blut "versackt" beim Aufstehen in den Beinen und das Gehirn bekommt zu wenig Sauerstoff.

Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsprobleme haben auch mit der schlechteren Durchblutung des Gehirns und des gesamten Körpers zu tun. Vor allem morgens leiden viele Betroffene darunter, wenn der Körper eine gute Durchblutung braucht, um aktiv zu werden.

Zu Atemnot kann es kommen, weil der Körper die Blutgefäße eng stellt, um einen höheren Druck in den Gefäßen zu erzeugen. Das kann zu einem Engegefühl in der Brust und zu Atemnot führen. Hinzu kommt, dass der Körper das zu geringe Blutvolumen zu den lebenswichtigen Organen wie Herz und Gehirn pumpt und Sauerstoff dann an anderer Stelle fehlt.

Kopfschmerzen sind ebenfalls ein typisches Symptom von niedrigem Blutdruck. Sie entstehen, wenn das Gehirn unzureichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Kopfschmerzen sind oft stechend und pulsierend.

Kalte Hände und Füße plagen viele Menschen mit Hypotonie. Auch hier liegt die Ursache in der mangelnden Durchblutung des Körpers, die dazu führt, dass vor allem die lebenswichtigen Organe mit Blut versorgt werden und Hände und Füße unterversorgt sind.

Zu Herzrasen und damit zu einem erhöhten Puls kann es kommen, weil das Herz der verringerten Durchblutung entgegenwirken will. Durch die Beschleunigung des Herzschlags wird mehr Blut und Sauerstoff in den Organismus gepumpt.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Frauen haben generell einen etwas niedrigeren Blutdruck als Männer. Vor allem junge schlanke Frauen, aber auch schwangere Frauen sind davon betroffen. Eine der Ursachen für Hypotonie bei Frauen ist die Regelblutung, durch die sie jeden Monat an Blutvolumen verlieren. Generell unterscheiden sich die Symptome jedoch nicht grundsätzlich zwischen Männern und Frauen. Eine Hypotonie hat auch keinen Einfluss auf die Erektionsfähigkeit des Mannes.

Blutdrucktabelle nach Alter

Mit dem Alter altern auch die Gefäße und deren Gesundheit und Flexibilität ist ein wesentlicher Faktor für eine gute Blutdruckregulierung. Deshalb steigt der Blutdruck im Alter oft leicht an, auch bei Menschen, die zuvor immer einen niedrigen Blutdruck hatten. Folglich gelten für Menschen ab 60 Jahren leicht höhere Blutdruckwerte als akzeptabel, sofern keine weiteren Risikofaktoren oder Krankheiten vorliegen.

Idealer Blutdruckwert in den verschiedenen Altersgruppen:

  • Neugeborene: 60/40 (mmHg)
  • Säugling (bis zu zwölf Monaten): 80/60 (mmHg)
  • Kleinkind (1 - 5 Jahre): 95/60 (mmHg)
  • Schulkind (6 - 12 Jahre): 100/60 (mmHg)
  • Jugendliche (13 - 20 Jahre): 110/70 (mmHg)
  • Erwachsene (20 - 50 Jahre): 120/80 (mmHg)
  • Ältere Menschen (ab 60 Jahren): 150/90

Ursachen für Hypotonie

Niedriger Blutdruck ist eigentlich keine Erkrankung, sondern eher ein Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann, zum Beispiel eine genetische Veranlagung, Medikamente, aber auch bestimmte Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion. Ob ein Blutniederdruck als Erkrankung zu werten ist, hängt auch davon ab, ob die Betroffenen Beschwerden haben; das ist nämlich nicht immer der Fall.

Idiopathische Hypotonie

Ärzte und Ärztinnen sprechen von einer primären oder auch idiopathischen Hypotonie, wenn sich keine äußeren Ursachen des niedrigen Blutdrucks finden lassen. Vermutlich liegt in diesen Fällen eine Fehlfunktion des körpereigenen Systems vor, welches den Blutdruck reguliert.

In den Gefäßwänden der großen Schlagadern befinden sich Barorezeptoren. Sie nehmen das Ausmaß der Gefäßdehnung wahr. Bei niedrigem Blutdruck besteht wenig Druck auf die Gefäßwände, die Barorezeptoren schicken dann entsprechende Signale an das Stammhirn, um den Blutdruck zu regulieren.

Auch die Nieren tragen mithilfe des Hormons Renin zur Blutdruckregulierung bei. Sind diese Mechanismen gestört, entsteht ein Blutniederdruck. Neben der am häufigsten vorkommenden idiopathischen Hypotonie gibt es noch die sekundäre Hypotonie und die orthostatische Hypotonie.

Sekundäre Hypotonie

Die sekundäre Hypotonie ist oft die Folge beziehungsweise das Symptom einer Erkrankung. Dazu gehören folgende Erkrankungen:

  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Unterfunktion der Nebennierenrinde (Addison-Krankheit)
  • Unterfunktion der Hirnanhangdrüse
  • Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzbeutelentzündung
  • Salzmangel (Hyponatriämie)
  • Venenschwäche (Krampfadern)

Auch Flüssigkeitsmangel und Medikamente können einen niedrigen Blutdruck auslösen. Wird zu wenig getrunken, vor allem bei Hitze, verringert sich das Blutvolumen und der Druck in den Gefäßen nimmt ab.

Bestimmte Medikamente wie Psychopharmaka, Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika), harntreibende Medikamente (Diuretika), gefäßerweiternde Medikamente (Vasodilatatoren) sowie Nitro-Sprays (bei Angina pectoris) können niedrigen Blutdruck verursachen.

Orthostatische Hypotonie

Von einem so genannten orthostatisch bedingten niedrigen Blutdruck sprechen Experten, wenn man schnell aus dem Liegen oder Sitzen aufsteht und das Blut in den Beinen versackt. Dadurch entsteht eine Blutvolumenverschiebung im Körper, auf die er nicht ausreichend schnell reagieren kann. Es kommt dann zu Sehstörungen, Schwindel bis hin zur Ohnmacht und als deren gefährliche Folge, zu Stürzen.

Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft

Schwangere Frauen leiden häufig unter niedrigem Blutdruck. Das Hormon Progesteron, welches in der Schwangerschaft vermehrt gebildet wird, erweitert die Gefäße und das Blut versackt schneller in den Beinen. Schwere und geschwollene Beine und Krampfadern sind mögliche Anzeichen dafür. In den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft ist das normal.

Bleibt der niedrige Blutdruck auch danach noch bestehen, kann das daran liegen, dass das Ungeborene auf die große Hohlvene drückt (Vena-cava-Syndrom), was den Blutrückfluss zum Herzen behindert und dadurch auch die Blutzufuhr zum Gehirn und zu anderen Körperregionen. Dadurch kann auch die Gebärmutter nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, was Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes zur Folge haben kann. Deshalb sollte der Blutdruck von Frauen während der Schwangerschaft regelmäßig von Hebammen, einem Arzt oder einer Ärztin kontrolliert werden.

Wann ist niedriger Blutdruck gefährlich?

Niedriger Blutdruck ist selten gefährlich. Nur wenn die Werte zu stark absinken, der obere Blutdruckwert zum Beispiel unter 70 mmHg abfällt, wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und es kommt zur Ohnmacht. Diese kann je nach Umständen - etwa während des Autofahrens - zu lebensgefährlichen Situationen führen. Steckt hinter einer Hypotonie eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz), kann auch diese gefährlich werden und sollte unbedingt ernst genommen und mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden.

Behandlung mit Medikamenten

Die Beschwerden eines niedrigen Blutdrucks können sehr lästig sein. Allerdings lassen sich diese in den allermeisten Fällen mit recht einfachen Maßnahmen lindern. Eine medikamentöse Behandlung der Hypotonie ist nur dann nötig, wenn ein großer Leidensdruck besteht, der niedrige Blutdruck häufiger zu Ohnmachten (Synkopen) führt oder die Hypotonie Symptom einer dahinter liegenden Erkrankung ist.

Zur Behandlung des niedrigen Blutdrucks verschreibt der Arzt oder die Ärztin Medikamente, die die Blutgefäße verengen und die Herzfrequenz (Sympathomimetika) oder die Flüssigkeitsmenge in den Gefäßen erhöhen (Fludrocortison).

Welche Hausmittel können helfen?

Ein einfaches, kostenloses und nebenwirkungsfreies Mittel gegen niedrigen Blutdruck ist Bewegung, vor allem Ausdauersport wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren. Aber auch kleine Bewegungen, die man in den Alltag einbaut, erhöhen den Blutdruck.

So kann man zum Beispiel gleich morgens im Bett auf dem Rücken liegend mit den Füßen Radfahren oder die Beine abwechselnd strecken und anwinkeln. Danach sollte man sich langsam aufsetzen, kurz innehalten und ein großes Glas Wasser trinken. Ebenso wird empfohlen mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen, um morgendlichen Blutdruckschwankungen vorzubeugen.

Einige Heilpflanzen können ebenfalls den Kreislauf anregen. Dazu zählen vor allem Rosmarin, aber auch Lavendel, Ginseng und Weißdorn. Aus manchen Heilpflanzen lässt sich ein Tee zubereiten, andere sind als pflanzliche Präparate in der Apotheke oder in Drogeriemärkten erhältlich. Lavendel wirkt vor allem als Badezusatz kreislaufanregend.

Weitere Tipps bei niedrigem Blutdruck

  • Wechselduschen mit kaltem und warmem Wasser: Der Wechsel zwischen den Temperaturen bewirkt, dass sich die Blutgefäße abwechselnd weiten und wieder zusammenziehen. Das trainiert die Gefäßwände und regt den Kreislauf an. Massagen mit einer Bürste verstärken den anregenden Effekt noch.
  • Bürstenmassagen kann man auch "trocken", jenseits der Dusche machen, um den Kreislauf anzuregen.
  • Kompressionsstrümpfe: Sie regen die Blutzirkulation in den Beinen an und verhindern, dass sich das Blut dort staut.
  • Duschen, anstatt ein Vollbad zu nehmen. Wer trotzdem baden will, sollte das nicht zu heiß tun und am Schluss langsam aus der Wanne steigen.
  • Ausreichend Trinken: zwei bis zweieinhalb Liter am Tag, vor allem Wasser, Kräutertee und Saftschorlen.
  • Ausreichend Schlafen und für das Aufstehen genügend Zeit einplanen.

Was sollte man bei niedrigem Blutdruck essen?

Vor allem der Mineralstoff Kalium hat eine regulierende Wirkung auf den Blutdruck. Viel Kalium findet sich unter anderem in Trockenobst, Aprikosen, Bananen, Himbeeren, allen Kohlsorten, in fast allen Gemüsesorten, in Hülsenfrüchten und Kartoffeln, Nüssen und Getreide wie Dinkel, Roggen und Buchweizen.

Menschen mit einem niedrigen Blutdruck sollten auch auf eine ausreichende Zufuhr von Kochsalz achten. Während Menschen mit hohem Blutdruck nicht mehr als etwa sechs Gramm Kochsalz am Tag zu sich nehmen sollten, brauchen sich Hypotoniker nicht an diesem Grenzwert orientieren. Sie können gerne mehr Salz als gewohnt zu sich nehmen. Salz bindet nämlich Wasser, erhöht dadurch das Blutvolumen und somit auch den Blutdruck.

Getränke wie Kaffee sowie schwarzer und grüner Tee wirken durch ihren Gehalt an Koffein beziehungsweise Theobromin anregend und können den Blutdruck um etwa zehn bis 20 mmHg anheben.

Alkohol sollte bei niedrigem Blutdruck sehr zurückhaltend konsumiert werden, da Alkohol die Gefäße erweitert und dadurch den Blutdruck absinken lässt.

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Das Erste | ARD Buffet | 17.05.2023 | 12:15 Uhr

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