Krampfadern entfernen: Welche Therapien helfen bei Varizen?
Krampfadern (Varizen) können durch schwaches Bindegewebe entstehen. Mit schonenden Verfahren per Laser, Radiowellen oder Schaumsklerosierung, aber auch per OP können Krampfadern entfernt werden.
Krampfadern sind weit verbreitet: Etwa jede zweite Frau und jeder vierte Mann in Deutschland hat sogenannte Varizen. Am häufigsten sind die Beinvenen vom Krampfaderleiden (Varikose) betroffen. Problem: Bei den betroffenen Venen funktionieren die Venenklappen nicht mehr richtig. Die Venenklappen sind eigentlich für den Transport des Blutes zurück zum Herzen erforderlich. Wenn diese Durchblutung gestört ist, fließt ein Teil des Blutes nach unten, statt nach oben in Richtung Herz. Es bildet sich ein sogenannter Venenstau, der die Venen weitet. Dadurch entstehen die am Bein zu sehenden bläulichen, manchmal knotigen Schlangenlinien. Krampfadern sind kein rein ästhetisches Problem, sondern können auch gefährlich werden und beispielsweise zu Thrombosen führen.
Wann sollte man Krampfadern entfernen lassen?
Treten die Krampfadern in ihrer geringsten Form auf, als sogenannte Besenreiser, muss man in der Regel noch nichts tun. Anders ist das, wenn die Krampfadern sichtbar größer geworden sind und es zu Beschwerden kommt. Typische Symptome sind Juckreiz, Ziehen oder Kribbeln in den Beinen, Spannungsgefühle in den Waden, geschwollene Sprunggelenke und nächtliche Krämpfe in den Beinen. Dann sollte man die Ursache und das Ausmaß der Venenerkrankung abklären lassen. Für die Therapie von Krampfadern wendet man sich am besten an eine Venenexpertin (Phlebologin) bzw. einen Venenexperten oder einen Gefäßspezialisten (Angiologen) bzw. eine Angiologin. Zur Diagnose der Krampfadern werden die betroffenen Gefäße abgetastet und mit Ultraschall sichtbar gemacht.
Zu Beginn helfen häufig mehr Bewegung (Sport, Venengymnastik), Wechselduschen oder die Hochlagerung der Beine.
Kein rein optisches Problem: Varizen bergen ernste Risiken
Wenn man nichts gegen Krampfadern unternimmt, kann sich die Erkrankung an den Beinvenen verschlechtern. Es besteht die Gefahr, dass es zu Schäden in den Unterschenkeln kommt: Wenn das Blut in den Beinen versackt, schwellen die Hauptvenen (Stammvenen) an. Da das Blut nicht mehr richtig abfließen kann, erhöht sich das Risiko von Blutgerinnseln, sogenannten Thromben. Sie können eine Beinvenenthrombose auslösen, aber auch bis in die Lunge gespült werden und dort den Sauerstoffaustausch behindern. Eine Lungenembolie bedeutet Lebensgefahr. Außerdem können sich Geschwüre und offene Stellen an den Beinen bilden. Daher sollten Krampfadern nicht als optisches Problem abgetan werden, sondern rechtzeitig und nachhaltig effektiv behandelt werden.
So helfen Kompressionsstrümpfe bei Krampfadern
Als erste Behandlung bei Krampfadern empfehlen Ärzte und Ärztinnen häufig Stützstrümpfe. Sie üben Druck auf die Venen aus und fördern den Blutfluss zurück zum Herzen. Einen stärkeren Effekt haben medizinische Kompressionsstrümpfe. Kompressionsstrümpfe gibt es in verschiedenen Klassen (Klasse I - IV). Sie werden individuell von Bandagisten an das Bein angepasst. Bei sehr starken venösen Schwellungen kann auch ein Kompressionsverband angelegt werden. Die Kompressionstherapie mit Strümpfen und Verbänden kann Schwellungen nur kurzfristig lindern. Die Krampfadern werden aber dadurch nicht entfernt und verschwinden nicht.
Kann man Krampfadern mit Medikamenten oder Salben behandeln?
Medikamente, Salben und Cremes werden im Internet und in Apotheken beworben und angeboten, um Varizen zu behandeln. Die Produkte gegen Krampfadern enthaltenen entweder Pflanzenextrakte, die die Venenwände aktivieren und ihre Spannkraft steigern sollen, zum Beispiel rotes Weinlaub beziehungsweise Rosskastanie. Oder sie sollen durch beigefügtes Heparin der Blutgerinnung entgegenwirken.
Doch Achtung: Die Wirkung von Tropfen, Pillen oder Salben gegen Krampfadern ist nur mild und wird von Experten und Expertinnen nicht als alleinige Therapie empfohlen. Sie können die Krampfadern nicht entfernen, sondern Beschwerden höchstens lindern.
Krampfadern entfernen lassen: Diese Möglichkeiten gibt es
Zur effektiven Behandlung von Krampfadern gibt es heute verschiedene Verfahren. Entweder wird der krankhafte Blutfluss ausgeschaltet oder die kranke Vene wird entfernt. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Kategorien von Therapie- Verfahren:
- Kleine, relativ schonende Eingriffe wie zum Beispiel Veröden (Sklerosierung), Radiofrequenztherapie oder Lasertherapie. Die Behandlung erfolgt meist ambulant.
- Operative Eingriffe wie Venen-Stripping, die CHIVA-Methode oder die externe Valvuloplastie (EVP). Der Eingriff erfolgt je nach Schweregrad der Erkrankung und abhängig von den Begleiterkrankungen ambulant oder stationär.
Beliebte Verfahren zur Entfernung der Krampfadern
Wenn es darum geht, eine Krampfader zu entfernen, werden vor allem diese vier Verfahren eingesetzt:
- klassische Stripping-Operation
- endovenöse Lasertherapie
- Radiowellentherapie
- Schaumsklerosierung
Jede Methode hat ihre Vorteile und Nachteile. Welche geeignet ist, entscheiden Ärzte und Ärztinnen nach der Untersuchung (unter anderem mit dem Ultraschall) gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten. Oft werden auch mehrere Verfahren miteinander kombiniert.
Krampfadern entfernen per Sklerosierung und Schaumsklerosierung
Bei der Sklerosierung wird unter Sichtkontrolle mittels Ultraschall ein Verödungsmittel in die kranke Vene, meist Beinvene, gespritzt. Es löst an ihrer Gefäßwand eine Entzündung aus. Die Folge: Die Venenwände verkleben und vernarben. Die Vene ist dadurch verschlossen und wird nicht mehr durchblutet. Ihre Funktion übernehmen die benachbarten Venen. Als Verödungsmittel gibt es Schaum und flüssige Varianten. Bei der Verödung mit Schaum spricht man auch von Schaumsklerosierung.
Welche Krampfadern mit welchem Mittel entfernt werden können, hängt von ihrer Größe ab: Mit flüssigem Verödungsmittel werden vor allem kleine Krampfadern und Besenreiser behandelt. Schaumsklerosierung kann auch bei größeren Venen angewendet werden, da sich der Schaum in den Venen ausbreitet. Der Eingriff erfolgt ambulant und ohne Betäubung.
Mögliche Nachteile von Sklerosierung und Schaumsklerosierung
Es kommt zwar nicht zu Narben, aber manchmal zu Verfärbungen an der Einstichstelle. Die Behandlung muss oft mehrmals wiederholt werden. Und: Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Sklerosierung in der Regel nicht, sodass die Kosten von mehreren hundert Euro bei Patientin oder Patient liegen.
Varizen entfernen per Radiofrequenztherapie und Lasertherapie
Mit der Radiofrequenz- und Lasertherapie wird die Krampfader ebenfalls verödet, aber mithilfe der Hitze eines Laserlichtes oder elektromagnetischer Wellen. Zuvor wird über Millimeter kleine Schnitte eine Sonde ins Venensystem eingeführt, die die Gefäßwände durch Erwärmung von circa 120 Grad gezielt verletzt. Deshalb nennt man die Lasertherapie beziehungsweise die Radiofrequenztherapie auch "thermische Verfahren". Beide Therapien eignen sich zur Behandlung von Krampfadern an den Stammvenen und finden unter lokaler Betäubung statt.
Es gibt nur geringe Nebenwirkungen und die Erholungszeit ist kurz. Patienten und Patientinnen können nach der Behandlung sofort aufstehen und meist am nächsten Tag nach Hause gehen. Spätestens nach einer Woche ist man wieder arbeitsfähig. Betroffene sollten allerdings ein paar Wochen lang Kompressionsstrümpfe tragen, um Schwellungen und die Bildung von Blutgerinnseln zu vermeiden.
Mögliche Nachteile von Lasertherapie oder Radiofrequenztherapie
Sehr stark erweiterte Stammvenen und stark geschlängelte, venöse Seitenäste kann man mit Lasertherapie oder Radiofrequenztherapie nicht behandeln. Und: Beide Verfahren werden nur von einigen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Kosten liegen bei circa 1.200 Euro pro Bein.
Venenstripping: Klassiker zur Entfernung von Krampfadern
Venenstripping ist die häufigste Behandlungsmethode in Deutschland, um ausgedehnte Krampfadern an den Stammvenen zu beseitigen. Expertinnen und Experten sprechen auch von einer Varizen-OP. Beim Venenstripping wird die erkrankte Vene über einen kleinen Schnitt in der Leiste mithilfe einer Sonde aus dem Bein herausgezogen - entweder komplett oder nur teilweise (Stripping oder Teilstripping). Das Venennetz übernimmt dann die Funktion der entfernten, kranken Venen. Vorteil, wenn der gesunde Teil der Vene bestehen bleibt: Dann könnte die Vene für eine eventuelle Operation am Herzen als Bypass (Umgehungsgefäß) verwendet werden.
Vorteile von Venenstripping
Eine entfernte kranke Vene macht keine Probleme mehr. Da die Ursache aber meist eine Bindegewebsschwäche und Venenschwäche ist, können sich später andere Venen erweitern und sich ebenfalls zu einer Krampfader entwickeln. Der Eingriff findet minimalinvasiv statt, in Vollnarkose oder Teilnarkose, auch häufig ambulant. Meist ist nur ein Termin nötig. Die Kosten werden von jeder Krankenkasse übernommen.
Mögliche Nachteile Venenstripping
Es kommt relativ häufig zu Schmerzen, Schwellungen und Blutergüssen. Die Schnitte können Narben hinterlassen. Patientinnen und Patienten werden meist mindestens eine Woche krankgeschrieben. Betroffene sollten in der Regel zwei bis drei Wochen lang Kompressionsstrümpfe tragen und die Beine häufig hochlegen. Es dauert etwa drei Wochen, bis die Schwellungen zurückgegangen und die Narben verheilt sind.
Varianten des Venenstrippings: Kryomethode, CHIVA-Methode, externe Valvuloplastie
- Bei der Kryomethode (Kryostripping) erfolgt das Stripping mit einer Kältesonde, an der die Krampfader bis zu minus 85 Grad festfriert und sich dann leichter entfernen lässt.
- Die Miniphlebektomie kann zum Einsatz kommen, wenn vor allem die Seitenäste der Stammvene erweitert sind. Diese werden über kleine Stiche mit einer Art Häkelnadel gezogen. Die Methode kann allein oder in Kombination mit dem Venenstripping und den thermischen Verfahren durchgeführt werden.
- CHIVA-Methode: CHIVA ist eine französische Abkürzung und steht übersetzt für "den Blutfluss korrigierende, ambulante Therapie von Krampfadern". Unter örtlicher Betäubung werden die betroffenen Venenabschnitte abgebunden und durchtrennt - sie werden also behandelt, nicht entfernt. Das führt dazu, dass die Krampfader sich von selbst zurückbildet. Das Verfahren gilt als schonend. Alle Formen von Krampfadern können damit behandelt werden, bei sehr starken Ausbildungen wird jedoch nicht dazu geraten. Die CHIVA-Methode wird in Deutschland trotzdem eher selten angewendet und stellt hohe Ansprüche an den Arzt beziehungsweise die Ärztin. In der Regel tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht.
- Externe Valvuloplastie (EVP): Auch bei der externen Valvuloplastie wird die erweiterte Stammvene nicht entfernt, sondern chirurgisch behandelt. Unter örtlicher Betäubung wird eine kleine Manschette aus Polyester in die kranke Vene eingenäht und damit verengt. Das Ziel ist, dass sich nach dieser Korrektur die erweiterte Ader wieder erholt. Die EVP eignet sich nur für schwach ausgeprägte, nicht für fortgeschrittene Krampfadern.
Kein signifikanter Unterschied zwischen OP und Laser-Behandlung
Die Langzeitergebnisse von Venenstripping und thermischen Methoden sind im Vergleich ähnlich gut. In einer Studie schnitten Venenstripping und Lasertherapie gleich gut ab und in jedem Fall deutlich besser als die Sklerosierung. Welches Verfahren gewählt wird, ist eine individuelle Entscheidung, da nicht jede Methode für jede Krampfader geeignet ist: So spielt beispielsweise das Alter der Patientin beziehungsweise des Patienten eine Rolle, natürlich der Ausgangsbefund der Krampfader, sowie eventuelle Vorerkrankungen. Schließlich sollten auch mögliche Kosten bedacht werden. Die können von mehreren hundert Euro (beim Veröden) bis weit über 1.000 Euro (thermische Verfahren) reichen - und das pro Bein.
Expertin aus dem Beitrag