Muskulär bedingten Tinnitus wegtrainieren

Stand: 01.03.2022 12:14 Uhr

Nach einer Theorie, die zurzeit in Studien erforscht wird, können Muskelverspannungen schuld an Tinnitus und Benommenheit sein. Dann helfen spezielle Übungen gegen die Ohrgeräusche.

Schematische Darstellung: sitzendes, vorgebeugtes Skelett, Muskelstränge im Nacken. © NDR
Durch falsche Belastung und Fehlhaltungen verspannt die Nackenmuskulatur.

Gerade wenn sich durch den Druck auf sogenannte Triggerpunkte am großen Nackenmuskel der Tinnitus-Ton modulieren lässt, spricht das für eine muskuläre Ursache. Der Musculus splenius capitis und der Musculus semispinalis capitis an der Halswirbelsäule verspannen durch falsche Belastung und Fehlhaltungen. Diese Überlastung könnte zu Nervenreizungen und einer Art Kurzschluss im Stammhirn führen, was wiederum die Wahrnehmung von Misstönen auslöst.

Vorgebeugte Haltung kann Tinnitus verstärken

Schematische Darstellung: Bei 60 Grad vorgebeugtem Kopf ziehen 27 Kilo an den Nackenmuskeln. © NDR
Der Kopf wiegt normal vier bis fünf Kilo. Bei 60 Grad Vorneigung ziehen 27 Kilo an den Nackenmuskeln.

Eine vorgebeugte Haltung - etwa durch eine sitzende Tätigkeit vor dem Bildschirm oder durch massive Handynutzung - führt oft zu muskulären Verspannungen und faszialen Verklebungen im Schulter-Nacken-Bereich. Je stärker der Kopf vorgeneigt ist, umso heftiger zieht die Schwerkraft an den Nackenmuskeln.

Unausgewogener Kraftsport erhöht Tinnitus-Risiko

Aber auch Kraftsport, bei dem die Brustmuskulatur übermäßig betont und der obere Rücken vernachlässigt wird, begünstigt Dysbalancen im Bereich der Halswirbelsäule. Einseitiges Krafttraining kann dem Körper ohne entsprechenden Ausgleich schaden. Ist der Brustmuskel zu stark und dadurch zu kurz, wandert der Kopf durch den Zug nach vorn und sitzt nicht mehr lotrecht über der Wirbelsäule.

Übungen: Wie Bewegung den Tinnitus lindert

Gezielte Bewegung löst zunächst die muskulären Verhärtungen und nimmt so den Druck vom Nerv. Ziel ist neben der Lockerung die Wiederherstellung einer gesunden Haltung und der muskulären Balance. Dafür sollten eine grundlegende Rumpfkraft und Fitness vorhanden sein.

Trainingsstufe eins: Verspannte Muskeln lockern

Zunächst gilt es, die verkürzte Schulter- und Brustmuskulatur zu dehnen und zu lockern, wie in den Dehn-Videos gezeigt. Dabei helfen auch manuelle Therapie, Massagen oder zu Hause die Schmerzpunktbehandlung mit einem kleinen Ball.

Trainingsstufe zwei: Muskeln kräftigen und ausbalancieren

Wenn die Muskulatur ausreichend gelockert ist, geht es um die Kräftigung und Ausbalancierung der Rumpfmuskulatur und insbesondere der Muskeln im Bereich des oberen Rückens. Vor allem der breite Rückenmuskel, der die Schultern nach hinten ziehen soll, muss gestärkt werden, damit die Haltung besser in Balance kommt. Dies geht gut zu Hause mit einem Theraband oder im Fitnessstudio am Gerät.

Wichtig: Jeden beanspruchten Muskel dann nach dem Training wieder lockern und dehnen - sonst drohen neue Verspannungen.

Bewegungstipps für den Alltag bei Tinnitus

In der ersten Zeit besser keine Sportarten treiben, bei denen man die Schulter häufig heben, den Kopf in den Nacken nehmen oder zur Seite drehen muss. Ungünstig sind insofern beispielsweise Kraulschwimmen, Klettern, Tennis und Badminton. Sinnvoll sein können dagegen Entspannungsübungen wie autogenes Training und Progressive Muskelentspannung. Ergänzend sollte auf ausreichend Schlaf und eine gesunde Schlafposition geachtet werden.

Weitere Informationen

Deutsche Tinnitus-Liga e.V.

Die Deutsche Tinnitus-Liga e.V. ist eine gemeinnützige Selbsthilfeorganisation gegen Tinnitus, Hörsturz und Morbus Meniere. extern

Tinnitus-Selbsthilfe

Die gemeinnützige Selbsthilfeorganisation verfügt über eine große Datenbank an Kliniken, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Betroffene. extern

Schematische Darstellung: sitzendes, vorgebeugtes Skelett, Muskelstränge im Nacken. © NDR

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