Mandelentzündung: HNO-Arzt schaut mit Stäbchen in den Hals eines Patienten. © imago images/ Shotshop

Mandelentzündung: Was hilft bei einer Tonsillitis?

Stand: 04.12.2024 16:00 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Symptome einer Mandelentzündung sind gerötete und geschwollene Schleimhäute im Rachenraum sowie Halsschmerzen. Wann helfen Hausmittel, wann Antibiotika? Und wie lange ist eine Tonsillitis ansteckend?

von Constanze Löffler

Die Gaumenmandeln, die bei geöffnetem Mund gut sichtbar das Zäpfchen umrahmen, sind Teil des Immunabwehrsystems und schützen uns vor Erregern, die mit der Atemluft oder der Nahrung über Nase und Mund in den Körper gelangen. Von entzündeten Mandeln sind in der Regel Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 15 Jahren betroffen, gelegentlich auch Erwachsene. Der medizinische Begriff für eine Mandelentzündung ist Tonsillitis. Umgangsprachlich wird auch Angina synonym verwendet, abgeleitet von Angina tonsillaris.

Eine Mandelentzündung heilt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab. Für die richtige Behandlung wird unterschieden, ob Bakterien oder Viren Auslöser der Tonsillitis sind.

Symptome: Wie erkenne ich eine Mandelentzündung?

Häufiges Anzeichen einer Mandelentzündung sind Halsschmerzen. Grund dafür sind geschwollene und gerötete Schleimhäute im Hals- und Rachenraum. Weitere Symptome für eine akute Mandelentzündung sind:

  • Schluckbeschwerden
  • geschwollene Lymphknoten am Hals
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Fieber, gelegentlich auch Schüttelfrost
  • Mundgeruch
  • gelblich-eitriger Belag auf den geschwollenen und geröteten Mandeln (eitrige Mandelentzündung)

Bei einer bakteriellen Mandelentzündung ist, zusätzlich zu den geschwollen Mandeln, Fieber typisch. Die Betroffenen haben aber keinen Husten. Die Beschwerden können vor allem am Anfang denen einer Grippe ähneln.

Wenn Viren eine Mandelentzündung verursachen, etwa das Epstein-Barr-Virus beim Pfeifferschen Drüsenfieber, sind Husten und Heiserkeit häufige Begleitsymptome. Mitunter kann sich eine bakterielle Infektion auf eine virale "aufsetzen" - Fachleute sprechen dann von einer Superinfektion.

Diagnose: Tonsillitis wird meist von Viren ausgelöst

Um eine Mandelentzündung zu diagnostizieren, reicht oft der Blick in den Rachen. Für eine bakterielle Infektion, etwa mit Streptokokken spricht, wenn die Gaumenmandeln von gelblich-weißen Belägen bedeckt sind. Um ganz sicher zu gehen, können die Bakterien mit Tests nachgewiesen werden. Es gibt Schnelltests, mit denen Ärzte innerhalb weniger Minuten wissen, ob Streptokokken ursächlich sind. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen den Schnelltest für Kinder bis zum 16. Lebensjahr. Außerdem lassen sich die Bakterien im Labor nachweisen, das Ergebnis braucht zwei bis drei Tage.

Häufiger als eine Streptokokken-Angina sind jedoch Mandelentzündungen, die von Viren statt von Bakterien ausgelöst werden: bei Kindern machen sie 70 bis 85 Prozent der Fälle aus, bei Erwachsenen 90 bis 95 Prozent.

Therapie: Antibiotika-Behandlung bei bakterieller Mandelentzündung

Mandelentzündungen infolge einer bakteriellen Infektion werden mit Antibiotika sowie Schmerz- und fiebersenkenden Mitteln wie Paracetamol und Ibuprofen behandelt. Die Behandlung mit Antibiotika kann die Krankheitszeit bei einer bakteriellen Mandelentzündung verkürzen. Betroffene sind rasch nicht mehr ansteckend und seltene Komplikationen wie ein Mandelabszess oder eine Mittelohrentzündung treten noch seltener auf. Insgesamt hält sich die Wirkung der Antibiotika bei einer komplikationslosen Mandelentzündung allerdings im Rahmen. Im Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin können Betroffene daher abwägen, ob sie auf die Einnahme verzichten.

Bei einer durch Viren ausgelösten Mandelentzündung hilft eine Antibiotika-Behandlung nicht, hier kommen entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einsatz. Ebenso können auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Lutschtabletten helfen.

Welche Hausmittel helfen bei einer Mandelentzündung?

Wie bei jeder Infektion sollten Betroffene auch bei einer Tonsillitis reichlich Flüssigkeit trinken. Das Gurgeln mit Salbei- und Eibischtee hilft gegen Halsschmerzen, denn die darin enthaltenen ätherischen Öle hindern die Bakterien am Wachstum. Ebenso hilft Gurgeln mit Salzwasser: Es wirkt entzündungshemmend und bekämpft die Bakterien. Dafür gibt man einen Teelöffel Salz auf ein Glas warmes Wasser.

Auch das Lutschen von Bonbons, warme Halswickel, kühle Getränke oder Eis sind wohltuend. Suppen und weiche Nahrung wie Kartoffelbrei erleichtern das Schlucken. Bei einer Antibiotika-Einnahme können probiotische Laktobazillus-Präparate den Darm unterstützen und so die Darmflora schützen.

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Wie lange ist eine Mandelentzündung ansteckend?

Behandeln Betroffene eine Streptokokken-Angina mit Antibiotika, sind sie schon nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend und können das Haus wieder verlassen. Ohne Antibiotika-Therapie oder wenn Viren Auslöser der Mandelentzündung sind, können Betroffene allerdings bis zu drei Wochen infektiös sein - auch wenn die Symptome weg sind. Um andere in dieser Zeit zu schützen, sollten Betroffene zu Hause bleiben oder aber einen Mundschutz tragen. Denn: Die Krankheitserreger werden ähnlich wie Corona über Aerosole übertragen. Die kleinen Speichelbläschen entstehen etwa beim Sprechen, Husten, Niesen oder Küssen. Bei engem Kontakt können sich die Erreger leicht verteilen.

Wann hilft eine OP bei einer Mandelentzündung?

Bei Kindern und Erwachsenen, die immer wieder unter einer Streptokokken-Angina leiden, kann es Sinn ergeben, die Gaumenmandeln zu entfernen. Die wiederkehrenden Entzündungen belasten nicht nur den Körper und das Immunsystem, sie können auch rheumatisches Fieber auslösen. Als Richtwert gelten mehr als drei antibiotikapflichtige Infektionen in zwölf Monaten. Das Entfernen der Gaumenmandeln ist mit gewissen Risiken verbunden: Nach der OP können Schmerzen auftreten, in seltenen Fällen auch Nachblutungen, die eine Behandlung erforderlich machen. Und: Durch das Entfernen der Gaumenmandeln fallen diese als Immunorgan aus.

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NDR Fernsehen | Visite | 14.03.2023 | 20:15 Uhr

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