Ein kleines Mädchen klettert aus einem Auto. © picture alliance / Zoonar Foto: Robert Kneschke

Reisekrankheit bei Kindern: Was hilft dagegen?

Stand: 10.07.2024 11:32 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Vor allem Kindern, aber auch vielen Erwachsenen, wird auf der Fahrt in den Urlaub im Auto oder Flugzeug oft schlecht. Mit einigen Maßnahmen lassen sich die Beschwerden der Reiseübelkeit lindern.

Übelkeit, aber auch Symptome wie Schwindel, Kopfweh oder Schweißausbrüche: Manche Menschen werden krank, wenn sie länger im Auto, Bus oder Flugzeug unterwegs sind. Sie leiden an einer sogenannten Kinetose. Dazu kann es kommen, wenn unser Gehirn widersprüchliche Informationen empfängt - etwa, wenn unser Gleichgewichtsorgan im Innenohr andere Bewegungen wahrnimmt, als unsere Augen sehen. So melden bei einer Autofahrt die Augen etwas Unbewegliches wie den Fahrzeuginnenraum. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr nimmt dagegen Schwankungen und Erschütterungen wahr, also Bewegung. Auf diesen Widerspruch reagiert der Körper mitunter ziemlich heftig.

Bei Reisekrankheit im Auto oder Bus möglichst vorn sitzen

Kind sitzt mit Teddy im Arm im Auto und hält sich die Hand vor den Mund. © Fotolia.com Foto:  Daniel Jędzura
Das Gehirn von Kindern kann die Sinneseindrücke im Auto häufig nicht richtig einordnen.

Um der Übelkeit vorzubeugen, sind nicht unbedingt Medikamente erforderlich, man kann zunächst einige andere Maßnahmen ausprobieren. Wem schnell schlecht wird, der sollte im Auto oder Bus möglichst vorne sitzen. Am besten viel nach draußen schauen und sich dabei auf einen unbewegten Punkt am Horizont konzentrieren. Erwachsene können im Auto selbst fahren, dann sind sie den verwirrenden Sinneseindrücken deutlich weniger ausgesetzt. Frische Luft ohne unangenehme Gerüche trägt ebenfalls zum Wohlbefinden bei.

So vermeidet man Übelkeit im Flugzeug oder auf dem Schiff

Top-Plätze im Flugzeug sind am Gang auf Höhe der Tragflächen, weil es dort am wenigsten wackelt. Auf einem Schiff halten sich Reisende am besten in der Mitte auf, denn dort ist der Seegang am geringsten. Auf See kann es auch guttun, an Deck zu gehen, gen Horizont zu schauen und die frische Luft zu genießen.

Im Auto nicht lesen

Hilfreich ist es auch, sich abzulenken. Lesen oder Spiele auf Smartphone oder Tablet sind allerdings keine gute Idee, weil man dabei nach unten schaut und das Gehirn verwirrt. Besser geeignet sind Hörspiele. Kinder kann man mit Musik zum Mitsingen oder Spielen wie "Ich sehe was, was du nicht siehst" oder Autokennzeichen-Raten auf andere Gedanken bringen.

Akupressur gegen Reisekrankheit

Das Kauen von Kaugummi, Obst oder Gemüse kann die Symptome vermindern. Auch Akupressur kann helfen. Der Punkt, der in diesem Fall bearbeitet werden sollte, sitzt am Unterarm, etwa drei Finger breit über der Handgelenksfalte zwischen Elle und Speiche. Dort kann man mit dem Daumen drücken. Alternativ gibt es spezielle Armbänder mit einer Plastik-Halbkugel, die an dieser Stelle Druck ausübt.

Ingwer und Reisetabletten können helfen

Ingwer-Wurzel und Ingwer-Pulver © fotolia Foto: baibaz
Ingwer gilt als Hausmittel gegen Reiseübelkeit. Dazu einfach kleine Stücke kauen.

Einer Studie zufolge kann Ingwer der Übelkeit vorbeugen und sie lindern. Dazu am besten bereits mehrere Tage vor Antritt der Reise frischen Ingwer zu sich nehmen, beispielsweise als Tee. Außerdem sollte man vor der Reise keine schweren, fetthaltigen Mahlzeiten essen. Zusätzlich können Betroffene darauf achten, histaminhaltige Lebensmittel wie Thunfisch, Sauerkraut, Emmentaler oder Salami möglichst zu meiden, denn der Botenstoff Histamin setzt im Gehirn direkt am Brechzentrum an - also dort, wo die Übelkeit entsteht.

In Apotheken sind auch Reisetabletten, Zäpfchen, Kaugummis und Pflaster erhältlich, die sogenannte Antihistaminika enthalten. Sie lindern den Brechreiz, können aber Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl, Mundtrockenheit und erhöhten Herzschlag verursachen. Eltern sollten vor der Anwendung solcher Medikamente den Kinderarzt fragen.

Deshalb wird Kindern im Auto schneller schlecht als Erwachsenen

Besonders Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren leiden häufig an der Reisekrankheit, weil ihr Gehirn die verschiedenen Sinneseindrücke noch nicht richtig verarbeiten kann. Viele müssen sich dann übergeben. Meist verliert sich dieser Effekt mit der Zeit, bei einigen Menschen hält er aber bis ins Erwachsenenalter an.

 

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