Reizmagen: Symptome erkennen und behandeln

Stand: 07.10.2024 17:00 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Brennende Oberbauchschmerzen, Unwohlsein nach dem Essen: Hinter diesen Beschwerden muss keine Gastritis stecken, es kann auch ein Reizmagen sein. Diagnose und Behandlung dauern oft einige Zeit.

Andauernde Beschwerden im Oberbauch, Brennen, Aufstoßen, Völlegefühl - was nach einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) klingt, kann auch ein Reizmagensyndrom sein. Die Krankheit wird auch funktionelle Dyspepsie genannt: Die Magenschleimhaut erscheint zwar gesund, ist nicht entzündet - und dennoch "funktioniert" der Magen nicht, wie er soll. Schätzungen zufolge leiden 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland unter so einem gereizten Magen. Schon bei Kindern und Jugendlichen ist ein ähnlicher Anteil betroffen. Die Beschwerden treten nicht selten in Kombination reizmagen

mit anderen Erkrankungen auf, etwa mit der Refluxkrankheit oder einem Reizdarmsyndrom, oder auch im Zuge einer Depression.

Reizmagen: Das sind typische Symptome

Typische Beschwerden beim Reizmagensyndrom sind:

  • nagende oder brennende Schmerzen im Oberbauch, vor allem im nüchternen Zustand
  • ein frühes Völlegefühl - schon nach wenigen Bissen tritt Sättigung ein.

Weitere Symptome sind:

  • Übelkeit und Unwohlsein
  • Gefühl von "Luft im Magen"
  • Aufstoßen
  • Krämpfe im Oberbauch
  • Erbrechen (selten).

Die Beschwerden können phasenweise auftreten oder dauerhaft bestehen.

Wann sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen?“

Bauchschmerzen, Übelkeit oder Völlegefühl können von ganz harmlosen Verdauungsstörungen ausgelöst werden, aber auch von einer Gastritis oder anderen schwerwiegenden Erkrankungen herstammen. Deshalb sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, wenn Magenbeschwerden länger als 14 Tagen andauern.

Diagnose des Reizmagensyndroms

Reizmagen ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, ärztlich müssen zunächst andere Ursachen für die Beschwerden geprüft und ausgeschlossen werden - etwa ein Magengeschwür, eine akute Gastritis oder andere entzündliche Krankheiten, Lebensmittelunverträglichkeiten oder Reaktionen auf die Einnahmen bestimmter Medikamente (zum Beispiel Antirheumatika). Neben einer ausführlichen Anamnese stehen daher Untersuchungen wie eine Magenspiegelung, Bauchultraschall oder Atemtests an. Möglich ist, dass körperliche Befunde festgestellt werden, etwa eine chronische Magenschleimhautentzündung oder Gallensteine, die die erheblichen Beschwerden aber nicht erklären. Dann kann zusätzlich ein Reizmagen bestehen.

Ursachen für einen Reizmagen

Verschiedene Faktoren können einen Reizmagen begünstigen, darunter vorangegangene Entzündungen, aber auch psychische Belastungen. Der Magen ist mit einem hochsensiblen Nervensystem ausgestattet und registriert Reize wie Druck oder Dehnung, aber auch chemische Signale durch verzehrte Stoffe. Ob die Reize als Schmerz wahrgenommen werden, wird durch komplexe körperliche und psychologische Vorgänge gesteuert. Infektionen der Magenschleimhaut können die Empfindlichkeit des Magennervensystems nachhaltig steigern und so die Schmerzwahrnehmung erhöhen. Aber auch psychische Anspannung oder Belastungen senken die Schmerzschwelle. Das wird in Redensarten wie "Das ist mir auf den Magen geschlagen" beschrieben.

Eine Ursache für das mit einem Reizmagen einhergehende Völlegefühl und Übelkeit könnten auch Motilitäts- also Bewegungsstörungen des Magens sein: Normalerweise dehnt sich der Magen mit der Nahrungsaufnahme, der Mageninhalt wird verteilt, und nach der Passage entspannt sich der Magen wieder. Störungen dieser Bewegungsabläufe, wie eine verzögerte Magenentleerung, können zu entsprechenden Beschwerden führen. Neuerdings wird außerdem vermutet, dass auch Veränderungen des Mikrobioms im Darm zu einem Reizmagensyndrom beitragen können - ähnlich wie zum Reizdarmsyndrom.

Reizmagen: wie behandeln?

Ein Reizmagen ist nicht gefährlich, stellt aber im Alltag eine erhebliche Belastung dar, denn er beeinträchtigt das Wohlbefinden stark. Da Betroffene sich häufig von vielen Lebensmitteln fernhalten oder schon nach wenigen Bissen nichts mehr hinunterbekommen, drohen Mangelernährung und Untergewicht. Auch besteht die Gefahr, in eine Schmerzspirale zu geraten. Zwar verschwinden die Symptome häufig auch ohne spezielle Behandlung, andererseits ist auch ein Wiederauftreten des Reizmagens nach einiger Zeit nicht selten. Betroffene können Einiges tun, um die Beschwerden zu lindern und ein Wiederauftreten zu vermeiden.

Ernährung und Entspannung bei Reizmagen

Eine angepasste Ernährung kann helfen, die Beschwerden eines Reizmagens zu lindern. Empfehlenswert ist eine leichte, reizarme Kost, bei der stark fetthaltige, scharfe, süße oder saure Speisen vermieden werden. Um Nahrungsmittel, die Beschwerden auslösen, zu identifizieren, kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein. Betroffene profitieren zudem von mehreren kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt, anstatt wenige große zu sich zu nehmen. Auch gründliches Kauen sowie bewusstes, langsames Essen in einer ruhigen Umgebung können den Magen entlasten und die Symptome verringern.

Flankierend sollten Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung erlernt und eingesetzt werden, beispielsweise Atemübungen, Yoga, Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. Generell regt Bewegung die Verdauung an, auch tägliche Spaziergänge können hilfreich sein. Ebenso wichtig sind Ruhephasen und Rituale, die beim Entspannen helfen.

Hilfe durch Heilmittel und Medikamente

Pfefferminz- und Kümmelöl haben sich als krampflösend bewährt und können den Magen beruhigen. Säurehemmer wie Protonenpumpenhemmer und H2-Rezeptor-Antagonisten werden ebenfalls von Betroffenen häufig als hilfreich empfunden, sie sind jedoch nicht zur Verschreibung bei Reizmagen zugelassen. Eine Studie hat gezeigt, dass der in Chilis enthaltene Stoff Capsaicin, als Kapsel eingenommen, Reizmagenbeschwerden lindern kann.

Geeignete Rezepte bei Reizmagen:

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Die Ernährungs-Docs | 07.10.2024 21:00 Uhr

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Ernährung

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