Stand: 21.01.2025 15:00 Uhr

Chat: Übergewicht und Prädiabetes, Reflux, Rosazea

Porträt von Ernährungs-Doc Jörn Klasen © ZS Verlag Foto: Claudia Timmann
Jörn Klasen ist Internist, Arzt für anthroposophische Medizin und Heilpädagoge. Er praktiziert am Klinikum Stephansplatz in Hamburg.

Essen als Medizin: Wie packe ich selbst eine Ernährungsumstellung an? Worauf muss ich bei Übergewicht und Prädiabetes achten? Und was hilft bei Reflux und wie ernähre ich mich bei Rosazea? Um diese Themen ging es in Folge 78 bei den Ernährungs-Docs. Nach der Sendung hat Dr. Jörn Klasen Ihre Fragen zu den Themen der Sendung im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen:

Jenne: Ich interessiere mich für den langsamen Stoffwechsel und frage mich jetzt, was ist das Wichtigste, um ihn genau in den Schwung zu kriegen? Irgendwie habe ich nur viel von der Haferkur mitgenommen.

Dr. Jörn Klasen: Sie sollten ausreichend trinken, genügend Ballaststoffe zu sich nehmen und sich viel bewegen.

Lena: Wie langsam sollte man mit einer Ernährungsumstellung beginnen? Sobald ich sehr viel Gemüse/Linsen esse, habe ich Verdauungsprobleme, wie Durchfall. Wie lange braucht der Körper, um sich umzugewöhnen?

Klasen: Mit der Umstellung auf Gemüse und Ballaststoffe sollten Sie langsam anfangen und sich vier bis acht Wochen für den Übergang Zeit nehmen.

Andreas: Warum nimmt die Patientin bei der Diagnose Rosazea noch Fettcreme zwei Mal pro Woche? Kortisoncreme ist bei Rosazea kontraindiziert.

Klasen: Es ist gerade das Ziel gewesen, die von ihr genommenen Cremes auszuschleichen, und das ist ja auch weitgehend gelungen.

Eli: Die medizinischen Eiweißshakes gegen den langsamen Stoffwechsel, welche sind diese? Wie kann man an diese rankommen?

Klasen: Wir können hier keine medizinischen Eiweißshakes direkt benennen. Deshalb sollten Sie dieses mit einem Ernährungsmediziner Ihrer Wahl besprechen. Den können Sie finden unter www.bdem.de.

Z.H.: Ich bin weiblich, 47 Jahre, habe seit dem 19. Lebensjahr immer wieder Magenschleimhautentzündungen, Verdauungsprobleme. Ich habe die Nahrung immer wieder angepasst, nach allen wichtigsten Regeln und reduziert. Darüber hinaus habe ich Allergien, Probleme mit Fruchtsäuren/Obst. Seit circa zwei Jahren habe ich Reflux, Ösophagitis, angeblich Zwerchfellbruch. Keine Betreuung durch Gastroarzt möglich, da Terminnot. Einnahme von Esomeprazol über Monate brachte nichts, aktuell gelegentlich Pantoprazol, wirkungsbedingt. Jede Art von Nahrung bereitet teilweise starke Schmerzen bis Kreislauf-K.o. - bin ratlos und unglücklich.

Klasen: Sie sollten sich einen Ernährungsmediziner suchen. Den können Sie finden unter www.bdem.de, dort können Sie ihre Postleitzahl eingeben.

Manuela: Können Sie bitte noch einmal die Zutaten für ihr Frühstück auflisten?

Klasen: Die genauen Zutaten für das "Klasen-Frühstück" können Sie hier im Rezept finden finden.

Anne: Frau Schäfer empfiehlt maximal 25 Gramm Zucker pro Tag. Gehört da Zucker aus einer Banane dazu?

Klasen: Dabei handelt es sich nur um hinzugefügten Zucker und nicht um den natürlich, zum Beispiel im Obst, vorkommenden Zucker. Trotzdem sollten Sie nicht mehr als zwei Bananen in der Woche essen.

Chris: Sie empfehlen bei Insulinresistenz und Übergewicht drei Hafertage im Monat. Ich bin nicht übergewichtig (64 Kilo/170 Zentimeter), sollte ich die Hafertage trotzdem machen?

Klasen: Ja, die Hafertage sollten Sie trotzdem durchführen.

Ann: Eine Frage zum Thema Stoffwechsel: Wenn ich zum Frühstück weiße Brötchen, wenig Butter, Ei und Marmelade esse, bin ich damit deutlich länger satt als mit einem Müsli aus Naturjoghurt, frischem Obst, Nüssen, Leinsamen, Sesam, Hanfsamen, Haferflocken und etwas Dinkelflakes. Warum ist das so?

Klasen: Das könnte an der geringeren Menge Eiweiß liegen, denn Eiweiß macht besonders satt. Sie sollten also mehr Joghurt nehmen und den gegebenenfalls durch Magerquark ergänzen.

Kate: Ich habe Übergewicht und würde gerne eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Für wen zahlt das die Krankenkasse, oder wo wende ich mich hin?

Klasen: Suchen Sie sich einen Ernährungsmediziner in Ihrer Nähe. Seine Behandlung wird von der Krankenkasse übernommen.

mutsch85: Guten Abend, mein Problem ist der Reflux beziehungsweise das Sodbrennen. Oft fängt es schon morgens nach dem Frühstück an. Ich frühstücke fast immer das Gleiche: ein Frühstücksei, selbst gebackenes Brot mit Aufschnitt/Käse (mager), selten süß (Marmelade, wenn zuckerarm) und zwei Tassen Kaffee schwarz. Oft habe ich schon während des Essens Sodbrennen, an manchen Tagen gar nicht. Kann es am Kaffee liegen? Ich trinke immer die selbe Sorte. Oder vielleicht auch stressbedingt?

Klasen: Ja, es gibt auch stressbedingten Reflux. Sollte das bei Ihnen vorliegen, müssten Sie Entspannungsmaßnahmen wie Meditation durchführen. Versuchsweise würde ich den morgendlichen Kaffee durch ein bis zwei Becher Kräutertee wie Kamille oder Pfefferminz ersetzen.

Katharina: Ich habe starkes Übergewicht. Jetzt habe ich seit Monaten meine Ernährung umgestellt, nehme aber nicht ab. Früher habe ich immer gut abgenommen, warum heute nicht? Liegt es am Alter (47)?

Klasen: Es liegt sicherlich nicht an Ihren jungen 47 Jahren. Oder sind Sie schon in den Wechseljahren? Dann sollte der Hormonhaushalt kontrolliert werden. Abnehmen werden Sie nur durch Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung.

nera: Seit 16 Monaten muss ich Capecitabin nehmen und habe seitdem zehn Kilo zugenommen. Trotz bewusster Ernährung, Sport und Intervallfasten nehme ich nicht ab. Was kann ich als Patientin mit Dauerchemotherapie tun? Oder ist das eine Nebenwirkung, mit der ich mich abfinden muss?

Klasen: Das sollten Sie mit Ihrem Onkologen und einem Ernährungsmediziner besprechen.

Elisabeth: Ich habe trotz eines hohen Kopfkissens morgens oft Reflux und Übelkeit. Daher muss ich nach dem Aufstehen sofort die Zähne putzen. Leider kann ich oft erst spät abends etwas essen, da ich den Tag über aufgrund von Migräne oft Appetitlosigkeit habe. Was kann ich zur Vorbeugung von Reflux und Übelkeit tun?

Klasen: Zunächst würde ich Ihnen empfehlen, die Migräne intensiv behandeln zu lassen. Es gibt seit kurzer Zeit sehr wirksame Medikamente, denn ansonsten ist es sehr schwierig abzunehmen, wenn Sie immer so spät essen.

Christina: Ist Mandelmilch besser als Haferdrink, um eine Glukose-Spitze zu vermeiden, oder ist das bei 50 Milliliter morgens egal?

Klasen: Bei 50 Milliliter ist das nicht entscheidend.

Mai: Seit ein paar Jahren bin ich aufgrund meiner chronischen Erkrankung auf Prednisolontabletten zwischen 5 und 25 Milligramm täglich angewiesen. Darunter ist vermehrt Sodbrennen aufgetreten. Dieses ist mittlerweile nur noch durch Esomeprazol 20 Milligramm einigermaßen in den Griff zu bekommen. Kann eine entsprechende Ernährungsumstellung helfen, von den Magensäureblockern ganz wegzukommen - trotz der täglichen Einnahme von Kortison?

Klasen: Ja, das ist möglich, aber dazu brauchen Sie eine intensive ernährungsmedizinische Begleitung.

Susen: Ich habe seit circa 1,5 Jahren eine sehr belastete Haut mit Rosazea, Pusteln und Pickel hauptsächlich an den Wangen. Ich habe 2024 zwei Mal Antibiotika bekommen und Gel sowie diverse Salben (Solantra und Metro-Creme). Nichts half richtig. Nun habe ich seit zwei Wochen meine Ernährung umgestellt - mit viel Gemüse, kein Alkohol, kein Zucker, glutenfrei und ohne Kuhmilchprodukte. Es wird langsam besser. Wie lange dauert es ungefähr, bis ich keine Pusteln mehr habe? Reicht eine Ernährungsumstellung alleine?

Klasen: Sie gehen schon den richtigen Weg, brauchen jetzt aber Geduld. Es wird mindestens drei Monate dauern, bis Sie erste gute Ergebnisse erkennen können. Ob die Ernährungsumstellung alleine ausreichend ist, wird sich zeigen. Möglicherweise muss zusätzlich medikamentös eingegriffen werden.

Omama: Ich habe am 1. April 2023 mit einer Ernährungsumstellung nach Vorgaben aus eurer Sendung, Podcasts und WhatsApp-Kanal begonnen. Damals bin mit 103 Kilo gestartet. Ich habe mit Intervall-Fasten 16:8, Zuckerverzicht, Low Carb, kein Snacking und viel Gemüse und Proteine bis auf aktuell 74 Kilo abgenommen. Jetzt steht die Waage seit Ende Juli 24. Haben Sie einen Rat, wie ich den Stoffwechsel ankurbeln kann, um auch noch die letzten Kilos abzunehmen?

Klasen: Die Frage ist ja, wo wollen Sie mit Ihrem Gewicht hin, nachdem Sie jetzt schon 30 Kilo abgenommen haben? Sie sollten sich jetzt erst einmal über 74 Kilogramm freuen, ein bisschen Gelassenheit einüben und im Frühjahr einen weiteren Anlauf für die letzten Kilos unternehmen.

Barbara: Zum Reflux: Ich habe aufgrund einer großen Zwerchfellhernie ein Barrett-Syndrom entwickelt. Mein behandelnder Gastroenterologe meinte, dass ich daher für immer 20 Milligramm Pantoprazol täglich einnehmen müsste. Sodbrennen habe ich aber nur gelegentlich. Allein eine Ernährungsumstellung reicht dann wirklich nicht aus?

Klasen: Solange Sie einen Barrett-Ösophagus haben, kommen Sie mit einer Ernährungsumstellung alleine nicht aus. Aber nur unter der Ernährungsumstellung kann sich die Speiseröhre erholen. Ansonsten ist ein Protonenpumpenhemmer notwendig.

Anne: Zum Thema Insulinresistenz hätte ich gerne gewusst, ob Hafertage (beziehungsweise Kohlenhydrattage, ebenfalls ohne Fett und Eiweiß) auch für insulinpflichtige Diabetiker geeignet sind.

Klasen: Ja. Die Hafertage sind auch für insulinpflichtige Diabetiker geeignet.

Lena: Meine Probleme mit Sodbrennen (vor allem Schmerzen entlang der Speiseröhre, selten Säureproblem) basieren auf meiner Diagnose Sharp-Syndrom. Kann es trotzdem möglich sein, bei richtiger Ernährung auf Pantoprazol bald verzichten zu können? Ich bin weiblich, 55 Jahre, 169 Zentimeter groß bei 70 Kilo Gewicht.

Klasen: Ja. Trotz des Sharp-Syndroms kann das möglich sein. Dazu brauchen Sie aber eine intensive ernährungsmedizinische Begleitung.

Astrid Moe: Mein Stoffwechsel ist auf Null. Ich gehe zwei Mal die Woche ins Fitnessstudio, aber nehme wegen der "Null" nicht ab. Ich probiere auch schon acht Jahre abzunehmen, verwende Eure Rezepte. Ich bin 164 Zentimeter groß und wiege 108 Kilo. Was kann ich noch tun?

Klasen: Sie sollten sich unbedingt einen Ernährungsmediziner suchen, der mit Ihnen ein Konzept erarbeitet und Sie regelmäßig begleitet.

Anba: Bei Rosazea empfehlen Sie Zuckerverzicht und dann zuckerarmes Essen. Wie sieht es mit Milchprodukten und Fleisch und Fisch aus, dazu sagen Sie in der Sendung nichts. Und was kann ich tun, wenn Rosazea die Augen betrifft? Ich nehme Augentropfen, die aber nicht wirklich helfen.

Klasen: Wenn die Augen mit betroffen sind, sollten Sie unbedingt einen Augenarzt aufsuchen. Fleisch empfehle ich auf zirka 300 Gramm die Woche zu begrenzen und dabei am besten weißes Fleisch. An Fisch empfehle ich die fetten Tiefseefische wie Lachs, Makrele und Hering.

Monika: Kann eine Reduzierung des Körpergewichts auch das Sodbrennen positiv beeinflussen? Und von wieviel Gewicht sprechen wir dann? Ich bin 63 Jahre alt, 1,72 Meter groß und wiege 95 Kilo.

Klasen: Ja, eine Reduktion des Körpergewichtes ist sicherlich hilfreich. Bei Ihnen wären langfristig 20 Kilogramm anzustreben.

Jessica: Beeinflusst das Intervallfasten die Rosazea positiv?

Klasen: Ja, gerade wenn Sie übergewichtig sein sollten. Wenn das nicht so ist, kommt es mehr auf die richtigen und vielfältigen Nährstoffe an als auf das Fasten.

Marina: Wie kann ich feststellen, ob ich eine Stoffwechselstörung habe und deshalb nicht abnehme?

Klasen: Sie sollten einen Ernährungsmediziner aufsuchen, denn die Ursachen können vielfältig sein, beispielsweise eine Unterfunktion der Schilddrüse.

Joa: Seit 9 Jahren habe ich (w/52) Rosazea. Ich ernähre mich gut, gemüsebasiert, variantenreich, ausgewogen. Ansonsten bin ich gesund, fit und mental ausgeglichen. Es wird immer schlimmer mit den Rötungen und Pickeln. Was kann helfen? Hat es eventuell mit dem Mikrobiom des Darms zu tun? Was halten Sie von Traditioneller Chinesischer Medizin?

Klasen: Von TCM halte ich viel, wenn sie richtig ausgeübt wird. Die Verschlimmerung der Rosazea kann schon mit dem Mikrobiom zusammenhängen. Sie könnten da eventuell unter Anleitung eines Ernährungsmediziners zu Probiotika greifen.

Interessierte: Die eine Patientin soll alle zwei Tage 20 Minuten Kniebeugen machen. Wie das am besten? Am Stück ja wohl nicht, oder?

Klasen: Ich glaube, es war eigentlich gemeint, 20 bis maximal 40 Kniebeugen am Stück zu machen.

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Der Berufsverband der Ernährungswissenschaftler bietet eine Suchfunktion für zertifizierte Ernährungsberater bundesweit. extern

Einkaufswagen mit Obst und Gemüse gefüllt © Fotolia Foto: Sven Grundmann

Diätassistenten (VDD)

Der VDD ist der Verband der Diätassistenten in Deutschland. Auf seiner Website kann man nach Experten für eine Diättherapie oder Ernährungsberatung suchen. extern

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 20.01.2025 | 21:00 Uhr

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