Impingement in der Schulter: Junger Mann fasst sich an die schmerzende Schulter. © IMAGO/ peopleimages.com Foto: Yuri Arcurs

Impingement-Syndrom der Schulter: Ursachen und Behandlung

Stand: 20.01.2025 11:33 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Beim Impingement-Syndrom sind Schulterschmerzen beim Armheben typisch - insbesondere beim Abspreizen des Arms. Meist reichen Physiotherapie und Übungen zur Heilung der Schulter, manchmal hilft nur eine OP.

von Ursula Stamm

Das Impingement, die Einengung in der Schulter, ist eine der häufigsten Ursachen für Schulterschmerzen und kann gut behandelt werden. Vor allem mit Physiotherapie und entzündungshemmenden Medikamenten erreichen viele Patienten und Patientinnen schnell wieder Schmerzfreiheit und Beweglichkeit.

Impingement-Syndrom: Was ist das?

Ein Impingement-Syndrom wird auch Schulterengpass-Syndrom genannt. Andere Begriffe dafür sind: subakromiales Impingement oder Subacromialsyndrom. Akromion ist der medizinische Begriff für den höchsten Punkt des Schulterblattes, auch Schulterdach genannt. Der "Platzmangel" entsteht zwischen dem Schulterdach und dem Oberarmkopf, der Teil des Schultergelenks ist. In diesem Subakromialraum verlaufen Sehnen und Schleimbeutel, die durch die Enge gequetscht werden können, sich entzünden und zu Schmerzen führen.

Durch die Entzündung schwillt Gewebe an, was den Subakromialraum weiter verengt. Im schlimmsten Fall können gequetschte Sehnen wie etwa die Supraspinatussehne durch den Druck zerfasern und teilweise oder ganz abreißen.

Es gibt zwei Formen des Impingements: Bei der primären Form (primäres Outlet-Impingement, MOI) entsteht die Enge in der Schulter durch anatomische Besonderheiten wie ein stark geneigtes Schulterdach oder Knochensporne und andere knöcherne Anbauten. Diese Strukturen engen den Subkrominalraum mechanisch ein.

Bei der sekundären Form des Impingements (unspezifisches subacromiales Schmerzsyndrom, SAPS) sind muskuläre Dysbalancen die Ursache der Einengung. Das kugelförmige Schultergelenk wird hauptsächlich durch Muskeln und Sehnen in seiner Funktion gehalten: Die Rotatorenmanschette wird aus vier Muskeln und zugehörigen Sehnen gebildet und stabilisiert das Schultergelenk. "Ziehen" die Muskeln unterschiedlich stark am Gelenk, kann das zum Engpass-Syndrom führen.

Symptome beim Impingement-Syndrom der Schulter

Typisch für das Impingement sind Schmerzen in der Schulter bei Belastung, vor allem beim Abspreizen des Arms der betroffenen Seite. Beim seitlichen Anheben des Arms wird der Subakromialraum weiter verengt; der Oberarmkopf stößt so bei jeder Bewegung an das Schulterdach.

Die Beschwerden beim Impingement-Syndrom entwickeln sich langsam. Zunächst treten die Schmerzen in der Schulter bei bestimmten Bewegungen auf, wie dem Abspreizen des Arms im Winkel zwischen 60 und 120 Grad - aber auch bei allen Bewegungen, bei denen die Arme über den Kopf angehoben werden. Die Schmerzen können in den Arm und die Brust ausstrahlen und bleiben mit der Zeit auch nachts beim Liegen auf der betreffenden Schulter bestehen.

Ursache des Impingement-Syndroms

Bei der primären Form kommt es zu Veränderungen der anatomischen Struktur der Schulter, die das Engpass-Syndrom auslösen. Bei der sekundären Form spielen muskuläre Dysbalancen eine wesentliche Rolle, die dazu führen, dass das Schultergelenk nicht mehr in seiner physiologischen, also gesunden Form bewegt werden kann. Vor allem Letzteres wird durch Fehlbelastungen ausgelöst, wie jahrelanges berufliches Arbeiten über Kopf, bestimmte Sportarten wie Volleyball oder Handball sowie Fehlhaltungen, zum Beispiel durch häufiges Arbeiten am Schreibtisch.

Die primäre Form entsteht durch anatomische Veränderungen wie Verschleiß, Verletzungen oder auch durch eine Kalkschulter - Kalkablagerungen im Ansatzbereich der Rotatorenmanschette. Auch der Verschleiß oder Verletzungen des Schultereckgelenkes können zum Impingement-Syndrom führen.

Impingement-Syndrom: Behandlung der Schulter 

rbb-Lizenz, Bild nur im Zusammenhang mit entsprechendem ARD-Gesund-Beitrag (impingement102) verwenden! © imago/ photographee.eu Foto: Katarzyna Bialasiewicz
Beim Impingement-Syndrom in der Schulter gehört Physiotherapie zur Behandlung der Wahl.

Zunächst wird das Impingement-Syndrom mit Physiotherapie und Medikamenten gegen die Entzündung und die Schmerzen in der Schulter behandelt. Hier kommen vor allem Kortison und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac zum Einsatz.

Bewegungstherapie sollte in der akuten Phase vorsichtig begonnen werden, um die Schmerzen durch Überlastung nicht zu verschlimmern. Wichtig ist hier - wie auch bei der Frozen Shoulder - eine korrekte Diagnose, um festzustellen, was die genaue Ursache der Schulterschmerzen ist.

Physiotherapie und Muskelaufbau sind vor allem bei der sekundären Form des Impingements hilfreich, weil die muskuläre Dysbalance Ursache des Engpasssyndroms ist. Allerdings kann eine Stärkung der Muskulatur auch bei den anatomischen Ursachen des Impingements zu einer Verbesserung der Beschwerden führen, weil sich der Subakromialraum wieder weitet.

Hilft kühlen oder wärmen?

Wärmebehandlungen und Kältebehandlungen können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Kälte hilft vor allem bei akuten Schmerzen. Wärme unterstützt eher im Verlauf der Erkrankung, wenn es darum geht, die Schulter wieder in Bewegung zu bekommen.

Impingement-Syndrom: OP und Heilungsdauer

Eine Operation wird dann notwendig, wenn auch nach mehreren Monaten keine Besserung der Schmerzsymptomatik und der Beweglichkeit erreicht werden kann.

Vor allem beim primären Outlet-Impingement (MOI) kann ein operativer Eingriff auch schon früher erfolgen. So wird es in den Leitlinien der Deutschen Vereinigung für Schulterchirurgie und Ellenbogenchirugie (DVSE) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) empfohlen.

Die operative Therapie der Wahl ist die minimalinvasive arthroskopische Dekompression oder auch Schulterarthroskopie. Dabei werden durch mehrere kleine Hautschnitte Instrumente in den verengten Raum unter dem Schulterdach eingeführt. Diejenigen Strukturen, (Schleimbeutel, Knochensporne) die zu der Verengung geführt haben, werden entfernt und aufgefaserte Sehnenoberflächen geglättet. Ziel der Arthroskopie ist, den Subakromialraum zu erweitern, sodass die Sehnen wieder mehr Platz haben und besser gleiten können.

Nach der Schulterarthroskopie sollte möglichst schnell mit Physiotherapie nachbehandelt werden, damit der Raum unter dem Schulterdach nicht wieder verengt. Eine volle Belastung der Schulter empfehlen Experten erst wieder nach zehn bis zwölf Wochen. Leichte Arbeiten am Schreibtisch sind nach drei bis vier Wochen, Autofahren meist nach vier bis sechs Wochen wieder möglich.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Medikamente, die in den Raum zwischen Schulterdach und Oberarmkopf gespritzt werden, (subacromiale Injektionen) gehören ebenfalls zu den häufig angewandten konservativen Therapien des Impingements. Dabei werden vor allem Kortison, aber auch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Lokalanästhetika verwendet. Injektionen mit Hyaluronsäure lindern, laut Leitlinien der Fachgesellschaften, die Schmerzen nicht so effektiv wie Kortison und NSAR. Injektionen mit Kortison sollten nicht häufiger als zweimal bis dreimal stattfinden, da sonst die Sehnen geschädigt werden können.

Der Einsatz von Interferenzstrom (Elektrotherapie) wird von den Fachgesellschaften vor allem zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Beweglichkeit nach einer Schulterarthroskopie empfohlen. Die Elektrotherapie kann aber auch ergänzend zur Physiotherapie im Rahmen der konservativen Behandlung vor einer Operation erfolgen.

Sowohl die Lasertherapie als auch die Behandlung mit Tapes (Kinesiotaping) kann Schulterschmerzen lindern. Allerdings ist die Studienlage nicht so eindeutig, dass die Fachgesellschaften, die die Leitlinien zur Behandlung des Impingements erstellt haben, diese Therapieverfahren empfehlen. Hinzu kommt, dass diese Behandlungen Selbstzahlerleistungen sind.

Weitere Informationen
Eine Frau greift sich mit der Hand an die Schulter. © picture alliance / DC_2/Shotshop | DC 2 Foto: picture alliance / DC_2/Shotshop | DC 2

Schulterschmerzen: Ursachen und die richtige Behandlung

Schmerzen in der Schulter können oft durch Medikamente und Übungen gelindert werden. Eine OP ist meist überflüssig. mehr

Frozen Shoulder: Eine Frau fasst sich an die schmerzende Schulter. © IMAGO/ peopleimages.com Foto: Yuri Arcurs

Frozen Shoulder: Symptome, Ursachen und Behandlung

Eine Frozen Shoulder kann starke Schmerzen auslösen. Oft geht die Schultersteife von allein weg - doch das kann dauern. mehr

3D-Grafik eines Hüftgelenks auf Bild eines Mannes in Sportshorts (Bild: colourbox.de/Peopleimages.com) © colourbox.de/Peopleimages.com Foto: Peopleimages.com

Impingement der Hüfte: Symptome, Ursachen und Behandlung

Ein Hüftimpingement trifft oft sportliche Menschen: Der verengte Gelenkspalt verursacht Schmerzen. Welche Behandlung hilft? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 21.01.2025 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bewegungsapparat

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Mann kreuzt die Hände vor einem Glas Wein. © Imago/Panthermedia Foto: Andrey Popov

Dry January: Was bringen vier Wochen ohne Alkohol dem Körper?

Durch Alkoholverzicht verändern sich Leber, Herz, Haut und Schlaf. Was merkt man wann? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber