Ermüdungsbruch: Symptome erkennen, behandeln, vorbeugen
Plötzlich stechender Schmerz im Fuß beim Auftreten, ohne Unfall oder Verletzung - das kann ein Ermüdungsbruch des Knochens sein. Ursache ist oft Überlastung durch Bewegung. Was hilft sofort? Wie wird behandelt?
Unsere Knochen halten eigentlich viel aus: Sie sind hart und stabil. Gleichzeitig gehen sie flexibel mit Belastungen um und Knochen können sich auch regenerieren. Werden sie jedoch zu sehr, zu oft oder falsch unter Druck gesetzt, kann es zu einem Ermüdungsbruch kommen. Für diese Stressreaktion des Knochens muss man kein Sportler und keine Athletin sein - zu diesem Bruch kann es schon beim intensiven Freizeitsport oder beim Wandern kommen.
Ermüdungsbruch: So entsteht die Stressfraktur am Knochen
Ein Ermüdungsbruch ist eine spezielle Form des Knochenbruchs. Diese Verletzung ist in der Medizin auch als Stressfraktur oder Marschfraktur bekannt, da sie häufig bei Soldaten und Soldatinnen nach langen Märschen, insbesondere am Mittelfußknochen, beobachtet wurde. Anders als bei der klassischen Fraktur ist beim Ermüdungsbruch die Fraktur meist nicht vollständig: Es entstehen vielmehr viele winzige Miniaturbrüche und feine Risse (Haarrisse). Das führt zu Schmerzen bei Belastung. Auslöser für solche stressbedingten Frakturen ist eine ständig wiederkehrende und intensive Belastung, die man sich selbst zugefügt hat. Vorangegangen ist oft intensives Training, langes Joggen auf hartem Untergrund oder langes Wandern.
Knochenprozesse: Von Reparatur zum Ermüdungsbruch
In unseren Knochen finden ständig Umbauprozesse statt, es ist ein steter Abbau sowie Aufbau von Knochensubstanz. So können sich die Knochen an unterschiedliche mechanische Belastungen anpassen. Die Osteoblasten, also Knochenzellen, die für den Aufbau der Knochensubstanz verantwortlich sind, reparieren Mikroverletzungen. Bei einer ständigen Überlastung ist das körpereigene Reparatursystem überfordert und schafft es nicht, Knochen zu ersetzen. Beim Ermüdungsbruch kommt es zunächst zur Schädigung der Knochenbälkchen im Inneren des Knochens. Die benachbarte Knochenhaut reagiert in Form von Wassereinlagerungen (Ödem). Später bilden sich im Knochen Risse.
Ursachen für einen Ermüdungsbruch
Hauptursache für einen Ermüdungsbruch ist in aller Regel Überlastung (Trainingsfehler oder übermäßig viel Sport) ohne ausreichende Regeneration. Weitere Gründe beziehungsweise Faktoren bei einem Ermüdungsbruch können sein:
- falsches Schuhwerk,
- schlechte Lauftechnik oder sportartspezifische Fehlbelastungen,
- angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Füße, vor allem im Bereich des Mittelfußes (zum Beispiel Spreizfuß),
- Mangel an Vitamin D oder Kalzium, der dazu führen kann, dass sich die Knochen schlechter erneuern.
Knochen des Beins oft vom Ermüdungsbruch betroffen
Ein Ermüdungsbruch kann überall im Körper entstehen, wo die Knochen hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt sind. Am häufigsten tritt er aber in den unteren Extremitäten auf: am Schienbein, Wadenbein, Knie, Sprunggelenk und vor allem am Fuß. Dort sind hauptsächlich die Mittelfußknochen sowie das Fersenbein betroffen.
Symptome: Woran erkennt man einen Ermüdungsbruch?
Typisch ist, dass die Schmerzen ohne vorherige Verletzungen auftreten und das meist schleichend. Häufigstes Anzeichen ist ein Belastungsschmerz, der zunimmt und nach dem Ende der Belastung - zumindest anfangs - wieder verschwindet. Die Schmerzen können stechend oder dumpf sein. Häufig zeigen sich auch Schwellungen.
Eine zu starke Knochenbelastung im Fuß zeigt sich meist durch dumpfe, später stechende Schmerzen im Mittelfuß oder an der Ferse. Der Fuß schmerzt beim Abrollen. Der betroffene Bereich kann geschwollen und beim Abtasten druckempfindlich sein. Beim Mittelfußbruch sind am häufigsten der zweite oder dritte Mittelfußknochen beeinträchtigt. In diesem Bereich treten die Schmerzen an der Fußsohle auf.
Diagnose: So wird ein Ermüdungsbruch festgestellt
Um einem Knochenschaden vorzubeugen, sollte bei Schmerzen fachärtzlicher Rat eingeholt werden. Der kann von einem Orthopäden oder eine Orthopädin kommen. Nach der körperlichen Untersuchung werden bildgebende Verfahren genutzt. Da Ermüdungsbrüche oft keine klare Bruchlinie zeigen, sind sie im Röntgenbild nicht erkennbar. Die Fußspezialisten nutzen zur Diagnostik und zur Lokalisation in der Regel die Magnetresonanztomographie (MRT). Sie stellt Ermüdungsbrüche durch eine veränderte Struktur, etwa in Form von Flüssigkeitseinlagerungen, am deutlichsten dar.
Ist Laufen mit einem Ermüdungsbruch noch möglich?
Wenn die konkrete Belastung durch Sport wegfällt, kann der Schmerz zeitweise komplett verschwinden. Auf Laufen im Sinne von Joggen sollte bei Verdacht auf einen Ermüdungsbruch an Bein oder Fuß verzichtet werden. Das gilt erst Recht, wenn der Ermüdungsbruch schon diagnostiziert wurde. Denn: Sport kann den Bruch verschlimmern und zu Komplikationen führen. Bei ständigen Schmerzen sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden, sofern keine Diagnose besteht.
Behandlung: Was hilft bei einen Ermüdungsbruch?
Ist der Knochen durch zu viel Training gestresst, können ein paar Tage Entlastung helfen, damit er sich regeneriert und Knochenaufbau stattfindet. Jede Belastung, die Schmerzen auslöst, ist zu vermeiden. Wurde die Diagnose Ermüdungsfraktur ausgesprochen, reicht eine kurze Pause meist nicht aus. Dann gilt: sechs bis zehn Wochen schonen und auf das gewohnte Training verzichten. Möglich sind dann eventuell andere Sportarten, bei denen das betroffene Körperteil nicht beansprucht wird. Für die Behandlung ist kein Gips notwendig, ebenso wenig eine Operation. Der Ermüdungsbruch heilt von allein aus. Dass er nicht ausheilt, ist selten.
Das kann Heilungsprozesse beschleunigen
Um die Heilung zu beschleunigen kann der Arzt oder die Ärztin eine Schiene oder Orthese verordnen, die den betroffenen Bereich ruhigstellt. Für den Fuß ist das ein sogenannter Walker (orthopädischer Stiefel). Ein Vorfußentlastungsschuh oder eine Mittelfußbandage schützen vor zu viel Druck. Kinesiotapes können die Heilung unterstützen. Schmerzen lassen sich mit Medikamenten wie Paracetamol lindern. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sollten dabei nicht zum Einsatz kommen, da sie den Heilungsprozess verzögern.
Mit Physiotherapie lassen sich die Muskeln des betroffenen Körperteils stärken, um Erschütterungen und Druck beim Training besser abzufangen. Wer den Bruch zu früh belastet, riskiert einen Rückfall und der ist bei Stressfrakturen häufig: Etwa 60 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten hatten bereits vorher schon einmal einen Ermüdungsbruch. Grundsätzlich gilt es, das Trainingspensum oder Belastungspensum vorsichtig zu steigern.
Welche Risikofaktoren begünstigen Ermüdungsbruch?
Manche Menschen bringen mehr Risikofaktoren für einen stressbedingten Knochenbruch mit als andere. So ein erhöhtes Risiko für Ermüdungsbruch tragen beispielsweise:
- Sportlerinnen und Sportler mit einer zu hohen Trainingsintensität: Insbesondere Läuferinnen und Läufer sind gefährdet eine Stressreaktion am Knochen zu erleiden.
- Das Risiko für eine Stressfraktur besteht auch beim Neustart als Sportlerin oder Sportler: wenn Untrainierte plötzlich mit viel Sport beginnen und sich dabei überlasten.
- Zu den Risikogruppen für Ermüdungsbruch zählen Jugendliche in der Pubertät. Bei ihnen entwickelt sich die Körperkraft manchmal schubweise.
- Ermüdungsbrüche können auch infolge von Erkrankungen entstehen. Man nennt sie dann Insuffizienzfrakturen. Solche Erkrankungen sind zum Beispiel Osteoporose (herabgesetzter Knochendichte) oder chronische Knochenentzündungen.
Höheres Risiko bei Osteoporose
Bei älteren Betroffenen liegt die Ursache oft weniger in der Überlastung, sondern in einer Osteoporose. Auch ein Mangel an Vitamin D oder Kalzium kann Ermüdungsbrüche begünstigen. Ohne Vitamin D können sich Knochen nicht erneuern: Der Knochen altert schneller und wird bis zu 25 Prozent anfälliger für einen Bruch.
Ermüdungsbruch vorbeugen - geht das?
Es gibt bestimmte Vorsichtsmaßnahmen, die eine Stressreaktion und damit das Risiko für eine Fraktur mindern können. Vorbeugend sind das Tragen von stoßabfedernden Schuhe sowie tageweise Pausen vom Sport oder belastenden Aktivitäten. So kann sich der Knochen erholen und auch Schwellungen können abgebaut werden. Neue sportliche Aktivitäten sollten behutsam begonnen werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Das gilt besonders für Menschen mit Risikofaktoren für Knochen und Gelenke, wie Übergewicht oder in höherem Alter. Treten beispielsweise immer wieder Belastungen, Schwellungen oder Schmerzen beim Training auf, kann eine Ganganalyse helfen, um zum Beispiel Fehlstellungen des Fußes als Ursache zu erkennen und eine entsprechende Behandlung möglich zu machen.