Sehnenscheiden-Entzündung: Symptome erkennen und behandeln
Eine Sehnenscheidenentzündung entsteht meist durch eintönige oder ungewohnte Bewegungen, häufig an der Hand, aber auch an Arm oder Fuß. Ursachen, Symptome und Behandlung sowie Hausmittel im Überblick.
Sehnen verbinden im ganzen Körper Knochen und Muskeln miteinander. Dort, wo die Sehnen einer besonderen Belastung ausgesetzt sind, werden sie zum Schutz von einer Hülle umgeben - der Sehnenscheide. Diese Hülle ist mit einer Flüssigkeit (Synovia) gefüllt, sodass die Sehne im wahrsten Sinne des Wortes reibungslos durch die Schutzhülle gleiten kann.
Sehnenscheidenentzündung - akut und chronisch
Bei Überlastung kann das feine Gewebe der Sehnenscheide anschwellen. Dann kommt es zu mehr Reibung am umliegenden Gewebe. Oftmals führen Sehnen ohnehin durch enge Tunnel und sogenannte Fächer, anatomische Lücken, die zum Beispiel durch feste Bänder begrenzt sind.
Die Reibung dieser Strukturen an der angeschwollenen Sehnenscheide wird stärker, das Gleiten wird immer schwerer. Es entsteht eine Sehnenscheidenentzündung. Medizinerinnen und Mediziner sprechen auch von Tendovaginitis. Die kann im Prinzip überall auftreten, wo die Sehnen von einer Schutzhülle umgeben sind. Besonders häufig ist sie an den Handgelenken. Akute Beschwerden können sich bei Ruhigstellung oft nach wenigen Tagen bessern. Allerdings kann eine Sehnenscheidenentzündung, insbesondere bei nicht ausreichender Behandlung, auch chronisch werden und über Wochen, sogar Monate, anhalten.
Die Entzündung unterhält sich dabei selbst: Die andauernde Reibung führt zu bleibenden Knötchen und Narben im Bindegewebe. Diese Verdickungen verstärken die Reibung und damit die Entzündung. So kann ein hartnäckiger Teufelskreis entstehen.
Symptome: Schmerzen bei Bewegung
Eine Sehnenscheidenentzündung macht sich vor allem durch ziehende und stechende Schmerzen bemerkbar. Erst treten die Beschwerden nur in Bewegung auf, wenn die Sehnenscheidenentzündung länger andauert aber auch in Ruhe oder nachts. Außerdem kann die betroffene Stelle geschwollen, warm oder gerötet sein. Meist reagiert der Bereich empfindlich auf Druck. Manchmal reibt oder knirscht die betroffene Stelle auch bei Bewegung hörbar. Eine Sehnenscheidenentzündung kann auch mit einer Bewegungseinschränkung einhergehen.
Ursachen: Überlastung und einseitige Bewegung als typische Auslöser
Hinter einer Sehnenscheidenentzündung steckt in der Regel als Ursache eine Überlastung - durch eine ungewohnte Belastung oder monotone Bewegungen. Seltener können auch Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Infektionen zu Sehnenscheidenentzündungen führen. Ein paar Beispiele im Überblick:
- Sehnenscheidenentzündung am Handgelenk und Unterarm: Das Handgelenk schmerzt vor allem, wenn es nach oben Richtung Unterarm bewegt wird. Sportarten wie Tennis oder Golf können Auslöser sein, aber auch ungewohnte Belastungen wie Renovierungs- oder Gartenarbeiten. Jedoch müssen nicht immer besondere körperliche Anstrengungen dahinterstecken - im Gegenteil: Auf dem Handy tippen oder am PC arbeiten sind häufige Auslöser von Sehnenscheidenentzündungen oder anderen schmerzhaften Problemen an den Handgelenken, Fingern oder am Unterarm. Auch Menschen, die etwa viel stricken oder Musik machen, sind gefährdet.
- Sehnenscheidenentzündungen am Fuß: Wer ohne ausreichendes Training in ungeeigneten Schuhen oder mit einer Fuß-Fehlstellung lange Strecken geht oder läuft, riskiert eine Sehnenscheidenentzündung am Fuß oder Unterschenkel. Jogger sind besonders gefährdet. Hier ist oftmals die Sehnenplatte der Fußsohle oder die Achillessehne betroffen.
- Sehnenscheidenentzündung am Daumen oder anderen Fingern: Hier kennen viele vor allem zwei Spezialfälle: Der erste ist die Quervain-Krankheit (Tendovaginitis de Quervain). Dabei sind die Sehnen der Daumenmuskeln betroffen. Ursache ist meist eine Überlastung durch häufige Bewegung des Daumens von der Handfläche weg - wie man es auch beim Tippen auf dem Handy macht. In diesem Fall wurde auch schon die Bezeichnung Handydaumen benutzt. Die zweite Spezialform ist der Schnappfinger oder auch schnellende Finger: Dabei ist die Beugesehne eines Fingers verdickt, sodass es zum schmerzhaften Schnappen beim Beugen oder Strecken kommt, weil die Sehne nicht mehr richtig gleiten kann.
- Sehnenscheidenentzündung am Ellenbogen oder Arm: Auch in diesem Bereich ist vor allem eine Sonderform zu nennen: der Tennisarm oder Tennisellenbogen. Dabei ist der Sehnenansatz entzündet, der die Muskulatur mit dem Ellenbogenknochen verbindet. Neben Tennisspielern sind vor allem Handwerker, Bauarbeiter und Menschen, die viel am Computer arbeiten betroffen.
Diagnose: Im Zweifel zum Handchirurgen
Meist ist die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Oft lässt sich schon im Gespräch (Anamnese) erahnen, ob es sich bei den Beschwerden um eine Sehnenscheidenentzündung handelt. Spezielle Bewegungstests geben dann meist Aufschluss. Wie zum Beispiel der sogenannte Finkelstein-Test: Dabei schließt man die Faust um den Daumen und kippt diese nach unten zum kleinen Finger hin ab. Wenn es schmerzt, hat die oder der Betroffene in aller Regel eine Sehnenscheidenentzündung am Daumen (Quervain).
Manchmal zeigt sich dabei zusätzlich eine Schwellung - ein sogenanntes Ganglion, umgangssprachlich auch Überbein genannt. Bei Unsicherheiten sollte ein Facharzt für Handchirurgie hinzugezogen werden, der auf die Diagnostik und Therapie für Schmerzen in der Hand spezialisiert ist, auch ganz unabhängig von einer Operation. Eine Verwechslung mit Arthrose-Schmerzen, die ebenfalls häufig Daumen, Finger und Hand betreffen, sollte unbedingt vermieden werden. Nur in Ausnahmefällen, wenn sich mit Anamnese und Tests beim Spezialisten keine eindeutige Diagnose stellen lässt, können Ultraschall und MRT notwendig werden.
Chronische Entzündung vermeiden
Je früher eine Sehnenscheidenentzündung konsequent behandelt wird, desto schonender die Therapie. Bei unzureichender Behandlung wird eine Sehnenscheidenentzündung leicht chronisch, da sich der Teufelskreis von Entzündung, Vernarbung und weiterer Einengung selbst verstärkt. Langwierige Krankheitsverläufe mit andauernden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in Alltag und Hobby sowie mit langen beruflichen Ausfall- und Rehabilitationszeiten sind gefürchtete Folgen, die bei frühzeitiger gezielter Behandlung oft vermieden werden können.
Behandlung und Hausmittel: Schiene, kühlen oder wärmen, Physiotherapie, Schmerzmittel
In der Regel wird zunächst konservativ - also ohne Operation - behandelt. Das bedeutet:
- Ursache vermeiden: Den Auslöser des Problems einstellen. Wenn das nicht möglich ist, weil man eine Sehnenscheidenentzündung durch PC-Arbeit hat, im Job aber weiter viel am Rechner sitzt, kann es auch helfen, den Arbeitsplatz anzupassen - zum Beispiel die Handballen beim Schreiben vor der Tastatur auflegen oder eine ergonomisch geformte Maus nutzen.
- Schonen: Die betroffene Stelle ruhig halten. Schienen, Tapes oder Bandagen können dabei unterstützen.
- Kühlen oder wärmen: Erlaubt ist, was hilft. Also ausprobieren, ob eher Wärme oder Kälte die Beschwerden lindert. In der Regel hilft Kälte bei akuten Entzündungen, wenn der schmerzende Bereich warm, geschwollen und gerötet ist. Bei chronischer Reizung empfinden viele Menschen eher Wärme als wohltuend.
- Physiotherapie: Manuelle Behandlungen, Dehnübungen und Übungen für die muskuläre Balance in der Physiotherapiepraxis können Linderung bringen und sind für die erfolgreiche Rehabilitation entscheidend. Spezialisierte Handtherapeutinnen und Handtherapeuten haben eine Zusatzausbildung für die besonders gezielte Behandlung schmerzhafter Erkrankungen von Hand und Arm.
- Schmerz- und entzündungshemmende Mittel: Um die Beschwerden zu lindern, können Betroffene entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac nehmen. Manchen Menschen helfen auch kühlende Salben mit entzündungshemmendem Wirkstoff. Aber Achtung: Auch frei verkäufliche Mittel können Nebenwirkungen haben und sollten nur für eine begrenzte Zeit eingenommen werden.
- Cortison-Spritzen: Die Abschwellende und entzündungshemmende Wirkung von Cortison kann die akute Entzündung einer Sehnenscheide eindämmen. Wiederholte Injektionen aber können dem Sehnengewebe langfristig eher schaden, sodass diese Behandlung nicht beliebig wiederholt wird.
Wann ist eine OP sinnvoll?
Wenn die konservative Behandlung keine Besserung bringt, kommt eine OP infrage. Je nachdem, wo die Sehnenscheidenentzündung genau ist, werden zum Beispiel überschüssiges Bindegewebe entfernt oder einengende Bänder durchtrennt, um mehr Platz zu schaffen: beispielsweise ein Ringband beim Schnappfinger oder ein Band am Handgelenk, das die Daumensehnen im sogenannten ersten Sehnenstreckfach einengt. Ziel der OP ist, dass die Sehne wieder reibungslos gleiten kann. Der Eingriff kann oft ambulant und minimalinvasiv, also ohne große Schnitte, durchgeführt werden. In der Regel ist die OP mit einer lokalen Betäubung möglich.
Wie kann man einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen?
Am besten lässt sich vorbeugen, indem man monotone Bewegungen oder Überlastungen meidet - das ist natürlich oft leichter gesagt als getan. Aber auch schon kleine Pausen, in denen die belasteten Bereiche gelockert und gedehnt werden, können einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen. Wer viel am PC schreibt, sollte die Handballen dabei auflegen. Statt auf dem Smartphone mit den Daumen zu tippen, legt man das Gerät am besten auf den Tisch und nutzt stattdessen andere Finger bei der Bedienung. Beim Joggen oder Spazieren sollte man auf gut passende Schuhe achten und das Training langsam steigern, damit sich der Körper an die Belastung anpassen kann.
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