Frozen Shoulder: Eine Frau fasst sich an die schmerzende Schulter. © IMAGO/ peopleimages.com Foto: Yuri Arcurs

Frozen Shoulder: Symptome, Ursachen und Behandlung

Stand: 17.01.2025 17:12 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Bei Frozen Shoulder sind typische Symptome: starke Schmerzen in der Schulter bis in den Oberarm und Bewegungseinschränkung. Betroffene sind oft arbeitsunfähig durch die Schultersteife. Was hilft?

von Ursula Stamm

Eine Frozen Shoulder tritt typischerweise im Alter von 40 bis 60 Jahren auf. Schätzungsweise zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung haben irgendwann damit zu tun. Frauen sind häufiger von der Frozen Shoulder betroffen als Männer (Verhältnis 3:2).  

Für die Erkrankung Frozen Shoulder gibt es viele Namen: adhäsive Kapsulitis, Periarthritis humeroscapularis (PHS), Humerocapsulitis adhaesiva, fibröse Schultersteife, eingefrorene Schulter, Frozen-Shoulder-Syndrom und Freezing Arthritis. Manchmal werden englische und deutsche Begriffe auch zu Frozen Schulter vermischt.

Was ist eine Frozen Shoulder? 

Frozen Shoulder: Die Grafik vom Schultergelenk mit verklebtem Gewebe. © imago / PantherMedia Foto: Shamim Shaikh
Eine Verklebung und Verkleinerung der Gelenkkapsel führt bei der Frozen Shoulder für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Bei der Frozen Shoulder kommt es zu einer Verklebung und Verkleinerung der Gelenkkapsel, die das Schultergelenk umgibt. Das Schultergelenk ist ein Kugelgelenk und besteht aus dem Oberarmknochen (Kugel) und dem Schulterblattknochen (Pfanne). Schrumpft die das Schultergelenk umgebende Gelenkkapsel, kommt es zu Schulterschmerzen, Bewegungseinschränkung und Schmerzen bis in den Oberarm.  

Unterschieden wird zwischen einer primären und einer sekundären Frozen Shoulder:

  • Die primäre Form ist am häufigsten und lässt sich auf keine vorherige Erkrankung oder Verletzung zurückführen.
  • Die sekundäre Schultersteife ist häufig eine Folge von Verletzungen, Operationen oder anderen Erkrankungen wie Schulterarthrose, ein Riss der Rotatorenmanschette oder eine Schleimbeutelentzündung in der Schulter. 

Symptome bei Frozen Shoulder 

Meist schmerzt die Schulter zunächst ohne erkennbaren Grund. Mit der Zeit wird das Schultergelenk zunehmend unbeweglich und steif. Meistens ist von Frozen Shoulder nur eine Seite betroffen. In besonders schweren Fällen kann es sein, dass Betroffene ihren Arm gar nicht mehr heben können - das Schultergelenk ist wie "eingefroren". Daher sprechen Ärzte und Ärztinnen auch von einer "eingefrorenen Schulter" (englisch: frozen shoulder). 

Die Schmerzen in der Schulter werden sowohl als stechend und einschießend, als auch als dumpf und tiefliegend beschrieben. Der Schulterschmerz kann bis in den Oberarm ausstrahlen. 

Ganz typisch für eine Frozen Shoulder sind drei Phasen der Beschwerden:

  • In der ersten Phase (freezing) fängt die Schulter an, immer stärker zu schmerzen. Die Schmerzen können auch in Ruhe und nachts auftreten, vor allem wenn man auf der betroffenen Seite liegt. Bestimmte Bewegungen, wie das Strecken des betroffenen Arms nach oben oder auch hinter den Rücken, sind sehr schmerzhaft und werden vermieden (Schonhaltung).
  • In der zweiten Phase (frozen) steift und "friert" die Schulter langsam ein. Die Beweglichkeit hat stark abgenommen und die Schmerzen lassen nach. Durch die Bewegungseinschränkung baut aber die Schultermuskulatur ab.
  • In der dritten und letzten Phase (thawing), löst sich die Schultersteife langsam auf, die Schmerzen lassen nach und die Beweglichkeit kommt zurück. Das kann allerdings mehrere Monate bis zu Jahren dauern.   

Ursachen einer Frozen Shoulder 

Was die primäre Form der Frozen Shoulder auslöst, ist nicht wirklich bekannt. Es wird vermutet, dass Entzündungsprozesse eine Rolle spielen, die allerdings nicht durch Keime ausgelöst werden. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen (Hashimoto) und Autoimmunerkrankungen sind Risikofaktoren, die eine Frozen Shoulder begünstigen können.

Risikofaktor Wechseljahre

Ein weiterer Risikofaktor für das Entstehen einer Frozen Shoulder sind die Wechseljahre. Während der Wechseljahre treten hormonelle Veränderungen auf, die zu Entzündungen und Veränderungen im Bindegewebe führen können. Diese gelten als Ursachen für das Schrumpfen der Gelenkkapsel, die zur Frozen Shoulder führen können. Generell treten Gelenkbeschwerden in den Wechseljahren häufiger auf. 

Psyche und Frozen Shoulder 

Es gibt Studien, in denen der Zusammenhang zwischen Depressionen und Angststörungen und der Entwicklung einer Schultersteife aufgezeigt wird. Umgekehrt kann eine Frozen Shoulder selbst die Psyche belasten: Starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, bis hin zu temporärer Berufsunfähigkeit werden von vielen Betroffenen als psychisch belastend wahrgenommen. Es gibt zwar Therapien, die die Schmerzen lindern können, bis diese helfen, kann es aber oft Monate dauern.

Posttraumatische Schultersteife 

Durch einen Sturz oder eine Operation kann es zur Entstehung einer so genannten posttraumatischen Schultersteife kommen. Dabei liegt keine Verletzung der Schulter vor, sondern das psychische Trauma führt zu der Schultersteife. Um eine vielleicht doch vorhandene Verletzung der Schulter auszuschließen, sollte aber immer eine gründliche Diagnose gestellt werden. Bei einer posttraumatischen Schultersteife verläuft die Erkrankung nicht in den üblichen drei Phasen (freezing, frozen, thawing) und eine konservative Behandlung führt meist nicht zum Erfolg, so dass in diesen Fällen eine Arthroskopie des Schultergelenks die Therapie der ersten Wahl ist. 

Diagnose der Frozen Shoulder  

Eine Frozen Shoulder wird zumeist anhand der Beschreibung der Symptome beim Arzt (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung festgestellt. Ansprechpartner sind der Hausarzt oder die Orthopädin. Typisch für das Vorliegen einer Frozen Shoulder ist zum Beispiel, dass der im rechten Winkel angewinkelte Arm nicht oder kaum nach außen rotiert werden kann - dementsprechend wird diese Übung zur Diagnose genutzt. 

Da aber auch andere Erkrankungen der Schulter, wie eine Kalkschulter, das Impingement-Syndrom, eine Schulterarthrose oder eine Schleimbeutelentzündung, Gründe für Schulterschmerzen sein können, folgen meist andere Untersuchungen für die Diagnose. Die Verkleinerung der Gelenkkapsel bei der Frozen Shoulder lässt sich bildgebend nur mit Hilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) feststellen.  

Behandlung für die Frozen Shoulder 

Die Heilung einer Frozen Shoulder braucht Zeit: Bei manchen Betroffenen gehen Schmerzen und Bewegungseinschränkung von allein wieder weg. Andere Betroffene suchen Hilfe bei Ärztin oder Arzt. In der ersten Phase (freezing), die oft von starken Schmerzen geprägt ist, geht es vor allem um die Schmerzlinderung. Behandelt wird medikamentös mit Kortison als Tablette oder Spritze und auch mit so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS), die als Tablette eingenommen werden. Sowohl Kortison als auch NSAR wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. 

Sanfte Mobilisierung des Schultergelenks und Bewegung empfehlen sich, wenn die akuten Schmerzen nachlassen. Wird zu stark gegen den Schmerz "angeübt", kann sich das Problem verstärken. Vielen Betroffene wird Physiotherapie oder manuelle Therapie verschrieben. Physiotherapeuten geben dabei auch spezielle Übungen für zu Hause auf. Um die Schultersteife nicht zu verschlimmern, sollten Patienten Übungen immer nur in Absprache mit Physiotherapeut oder Orthopädin durchführen. 

Manche Betroffene empfinden Wärmeanwendungen oder Kälteanwendungen an der Schulter als angenehm und schmerzlindernd. Im Rahmen der Physiotherapie wird Wärme oft in Form von Fangopackungen angeboten. Zu Hause können Betroffene Körnerkissen oder (für Kälte) Coolpacks nutzen.  

All diese Therapien werden als "konservativ" bezeichnet. Im Gegensatz dazu gibt es invasive beziehungsweise operative Therapien, die immer dann infrage kommen, wenn die Beschwerden konservativ nicht in den Griff zu bekommen sind. Oder wenn die Schmerzen und der Leidensdruck des Einzelnen sehr groß sind. 

Invasive und operative Behandlung der Schulter

Bei der so genannten Hydrodilatation wird unter Röntgenkontrolle oder Ultraschallkontrolle ein Medikament direkt in das Gelenk gespritzt. Bei dem Medikament handelt es sich entweder um ein lang wirksames lokales Betäubungsmittel oder Kortison. Anschließend wird das Gelenk vorsichtig gedehnt und mit Kochsalzlösung gespült. So sollen Vernarbungen und Verklebungen der Gelenkkapsel aufgelöst werden. 

Eine andere Behandlungsmöglichkeit ist die minimalinvasive Arthroskopie des Schultergelenks. Für diesen Eingriff werden die Patienten meist in eine Kombination aus regionaler Anästhesie und Vollnarkose versetzt. Der Operierende schneidet dabei mit speziellen Instrumenten die Gelenkkapsel auf, um die Spannung zu lösen. Je nachdem wie stark die Gelenkkapsel verdickt ist, wird sie nur teilweise oder ganz aufgeschnitten. Nach der OP erfolgt fortwährend eine Schmerzstillung und ein sofortiges Bewegungstraining, damit das Schultergelenk nicht wieder einsteift. Das geschieht entweder durch physiotherapeutische Übungen und/oder den Einsatz einer Motorschiene. 

Die so genannte Narkosemobilisation ist im eigentlichen Sinn nicht invasiv. Der Patient oder die Patientin bekommt eine Vollnarkose oder eine Regionalanästhesie. Dann wird das "verklebte" Schultergelenk von außen in alle Richtungen mobilisiert, um die Verklebungen (Adhäsionen) der Gelenkkapsel zu lösen. Diese Technik birgt allerdings das Risiko, das Strukturen in der Schulter verletzt werden. Daher wird in der Leitlinie zur Behandlung der Frozen Shoulder von der Narkosemobilisation als alleinige Therapie abgeraten.  

Ergänzende Therapien 

Es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten wie Akupunktur, die Injektion von Hyaluronsäure in das Schultergelenk oder eine Röntgenreizbestrahlung. In Erfahrungsberichten und einzelnen Studien werden immer wieder positive Effekte dieser Therapien beschrieben. Allerdings wird in den Leitlinien zur Behandlung keine dieser Therapien empfohlen. Hinzu kommt, dass diese Therapien in der Regel von den Patienten und Patientinnen selbst bezahlt werden müssen. 

Anders ist die Einschätzung der Fachgesellschaften bezüglich der Stoßwellentherapie bei Frozen Shoulder: "Im Vergleich zu Physiotherapie und eigenständigem Übungsprogramm konnte mit Stoßwellentherapie eine größere Verbesserung von Schmerzen und Funktion bei Betroffenen mit primärer Schultersteife erreicht werden. Die Möglichkeit der Stoßwellentherapie sollte bei der Behandlung berücksichtigt werden. Evidenzlevel 2." Allerdings wird auch die Stoßwellentherapie bei der Schultersteife nicht von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt. 

Wie lange dauert die Heilung bei Frozen Shoulder?  

Die Heilung einer Frozen Shoulder kann langwierig sein: Manchen Betroffenen geht es bereits nach wenigen Monaten wieder deutlich besser. Bei anderen zieht sich die Erkrankung über mehrere Jahre hin. Laut einer Studie hatten nach 4,4 Jahren noch 41 Prozent der Betroffenen Beschwerden, 59 Prozent waren beschwerdefrei oder beschwerdearm. 

Arbeitsunfähigkeit und Behinderungsgrad bei Schultersteifheit 

Sollte die Schultersteife bestehen bleiben, kann das - je nach beruflicher Tätigkeit - zur Arbeitsunfähigkeit und zu einem Behinderungsgrad (GdB) führen. Aus einem Urteil der Sozialgerichte geht hervor: "Nach Ziffer 18.13 der Versorgungsmedizinischen Grundsätze führen Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk bei einer Armhebung nur bis zu 90° und entsprechender Einschränkung der Dreh- und Spreizfähigkeit zu einem GdB von 20."

Weitere Informationen
Eine Frau greift sich mit der Hand an die Schulter. © picture alliance / DC_2/Shotshop | DC 2 Foto: picture alliance / DC_2/Shotshop | DC 2

Schulterschmerzen: Ursachen und die richtige Behandlung

Schmerzen in der Schulter können oft durch Medikamente und Übungen gelindert werden. Eine OP ist meist überflüssig. mehr

Impingement in der Schulter: Junger Mann fasst sich an die schmerzende Schulter. © IMAGO/ peopleimages.com Foto: Yuri Arcurs

Impingement-Syndrom der Schulter: Ursachen und Behandlung

Beim Impingement-Syndrom wird es eng im Schulterbereich. Das verursacht Schmerzen meist beim Anheben des Arms. Was hilft? mehr

3D Grafik einer menschlichen Schulter © Colourbox Foto: -

Sehnenriss in der Schulter richtig behandeln

Bei einem Sehnenriss in der Schulter reicht eine Physiotherapie nicht immer aus. In welchen Fällen ist eine OP der sogenannten Rotatorenmanschette sinnvoll? mehr

Ein Mann sitzt mit Schulterschmerzen  beim Arzt. © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Christin Klose

Kalkschulter: So bekämpfen Sie die schmerzhaften Schulterprobleme

Die Kalkschulter ist äußerst unangenehm und schmerzhaft. Behandelt wird zunächst konservativ, also ohne Operation. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR | Visite | 21.01.2025 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bewegungsapparat

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Mann kreuzt die Hände vor einem Glas Wein. © Imago/Panthermedia Foto: Andrey Popov

Dry January: Was bringen vier Wochen ohne Alkohol dem Körper?

Durch Alkoholverzicht verändern sich Leber, Herz, Haut und Schlaf. Was merkt man wann? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber