Ein  Mann umfasst sein Daumengelenk © Fotolia.com Foto: Astrid Gast

Gelenkschmerzen: Wie entsteht Arthrose?

Stand: 02.11.2020 15:38 Uhr

Bei einer Arthrose kommt es zu einer voranschreitenden Zerstörung des Knorpelgewebes. Den Ursachen der Arthrose sind Forscher auf der Spur, um Medikamente gegen den Knorpelabbau zu entwickeln.

Typische Symptome der Arthrose sind belastungsabhängige Schmerzen, steife, "knirschende" und verformte Gelenke. Gelenkflächen sind von einem elastischen Knorpel überzogen. Ähnlich wie ein Stoßdämpfer schützt er die schmerzempfindliche Knochenhaut und sorgt dafür, dass das Gelenk reibungslos arbeiten kann.

Gelenkknorpel sind äußerst widerstandsfähig. Das liegt an ihrem besonderen Aufbau:

  • Das Knorpelgewebe ist eine elastische Masse aus Wasser, Zucker, Eiweißen und mehreren Schichten von eng miteinander verflochtenen Kollagenfasern.
  • In den Hohlräumen des Knorpelgewebes befinden sich die Knorpelzellen. Ihre Aufgabe ist es, alte Fasern und Eiweiße des Knorpelgewebes durch neue zu ersetzen.
  • Über die Gelenkflüssigkeit wird der Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Der regelmäßige Wechsel von Belastung und Entlastung sorgt dafür, dass diese gleichmäßig im Gelenk verteilt werden und gut in den Knorpel eindringen können.

Arthrose: Aus Knorpel wird Knochen

Heute gehen Mediziner davon aus, dass Arthrose nicht durch Abnutzung oder mechanischen Verschleiß entsteht. Es sind vielmehr die Knorpelzellen selbst, die bei Arthrose beginnen, Knorpelsubstanz zu zerstören und dadurch den Knorpel abbauen. Einige Knorpelzellen sterben dabei, andere verwandeln sich in Knochenzellen und bauen dadurch den Knorpel zu Knochen um. Seitlich am Gelenk entstehen knöcherne Ausläufer, die die Beweglichkeit des Gelenks einschränken.

Ursache für den Knorpelabbau

Warum die Knorpelzellen dieses unheilvolle Umbauprogramm starten, ist noch nicht vollständig erforscht. Doch Botenstoffe im Gelenk scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. So fanden Wissenschaftler in Münster heraus, dass gestresste Knorpelzellen, zum Beispiel nach Mikro-Verletzungen, das Eiweiß Syndecan 4 ausschütten. Es wird anschließend wie eine Antenne in die Oberfläche der Knorpelzelle eingebaut und aktiviert dort fatalerweise ein bestimmtes körpereigenes Enzym, dass Kollagenfasern zerschneidet und so den Knorpel zerstört. Die Wissenschaftler hoffen in Zukunft aus solchen Erkenntnissen wirksame Medikamente gegen Arthrose entwickeln zu können.

Risikofaktoren für Arthrose

  • Mechanische Belastung: Häufige Schläge und Stöße können zu kleinen Rissen im Knorpel und in umliegenden Bändern führen. Solche Verletzungen des Gelenkapparats können zu Arthrose führen. Deshalb sind Profisportler hochgradig gefährdet, an Arthrose zu erkranken.
  • Vererbung: Bei Arthrose an den Fingergelenken und am Daumen können kleine, angeborene Verformungen der Gelenkoberfläche der Auslöser für Arthrose sein.
  • Falsche Belastung: Eine dauerhafte falsche Belastung ist schädlich für den Knorpel. Forscher empfehlen moderate Bewegung, weil diese zur Erneuerung des Knorpels führt. Wichtig ist, dass durch sie der Knorpel nicht verletzt wird.
  • Falsche Ernährung: Als starker Risikofaktor für Arthrose gilt Übergewicht. Übermäßiges Bauchfett fördert eine systemische Entzündung, die auch den Knorpel schädigt. Darüber hinaus belastet jedes zusätzliche Kilo die tragenden Gelenke: Beim Gehen müssen die Knie das 2,5-Fache des Körpergewichts abfedern, beim Hinabsteigen einer Treppe das 3,5-Fache.

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Experten zum Thema

Prof. Dr. Frank Timo Beil, Direktor
Klinik und Poliklinik für Orthopädie
Zentrum für Operative Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
(040) 741 05-26 70
www.uke.de

Univ.-Prof. Dr. Thomas Pap, Institutsdirektor und Abteilungsleitung Molekulare Medizin
Institut für Muskuloskelettale Medizin (IMM)
Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149 Münster
www.medizin.uni-muenster.de

Weitere Informationen
Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.
Postfach 11 05 51
60040 Frankfurt/Main
www.arthrose.de

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Visite | 03.11.2020 | 20:15 Uhr

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