Coxarthrose: Symptome und Behandlung von Hüftarthrose

Stand: 12.03.2024 16:46 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Bei einer Hüftarthrose (Coxarthrose) wird die Knorpelschicht der Knochen im Hüftgelenk durch Verschleiß dünner. Die Folge sind Schmerzen, gerade bei Bewegung. Alle Infos zu Symptomen und Behandlung.

von Lucia Hennerici

Spätestens ab dem 70. Lebensjahr haben rund 80 Prozent der Bevölkerung irgendeine Form der Arthrose. Nicht alle verursachen Beschwerden - aber Hüftarthrose und Arthrose im Knie gehören zu den Formen, die oft Schmerzen und Bewegungseinschränkung auslösen.

Coxarthrose: Das Wichtigste im Überblick

Die Hüftarthrose ist eine schleichende Erkrankung: Oft treten zuerst Schmerzen bei Bewegung in Hüfte und Leiste auf, später auch in Ruhe.

Was ist eine Coxarthrose?

Zentral für die Hüftarthrose ist die Degeneration des Gelenkknorpels in der Hüfte (hyaliner Knorpel). Das heißt: Die fast transparente, schützende Gewebeschicht zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne der Hüfte ist über das alterstypische Ausmaß hinaus verschlissen und geschädigt.

Fatal, denn der Gelenkknorpel der Hüfte ist ein eigentlich besonders druckfestes und elastisches Material, das zum Beispiel beim Gehen, Stehen oder Radfahren wie ein Polster Stöße und Druck abfängt. Der Knorpel macht das geschmeidige Gleiten des Kugelgelenks vom Hüftkopf des Oberschenkelknochens (Caput femoris) in der Gelenkpfanne des Beckens (Acetabulum) überhaupt erst möglich.

Hintergrund Arthrose: Krankhafter Knorpel-Abbau statt Verschleiß

Arthrose wird im täglichen Sprachgebrauch gerne mit Verschleiß oder Abnutzung gleichgesetzt - aber der Begriff kann verwirren:

Wie entsteht eine Hüftarthrose?

Bei der Hüftarthrose geht es nicht um ein normales Maß an Bewegung, das zum "Verbrauch" der Knorpelsubstanz geführt hat, sondern um eine Disbalance im Stoffwechsel des Gelenks und des Knorpels, die solche Folgen hat:

  • Schädigung des Knorpelgewebes im Hüftgelenk
  • Zunahme von Entzündungsprozessen im Knorpelgewebe des Hüftgelenks
  • Abbau des Knorpels (Knorpelschicht wird dünner)
  • Druck und Schmerz bei Bewegung in Hüfte und/oder Leiste

Hüftgelenksarthrose ist ein langsam fortschreitender Prozess: Die Knorpelschicht auf den Knochen wird rissig und verliert immer weiter an Substanz. Dadurch wird der Gelenkspalt insgesamt schmaler. Der Körper reagiert darauf in fortgeschrittenen Stadien mit der Bildung von mehr Knochensubstanz (Ärztinnen oder Ärzte sprechen auch von Knochenspangen oder Osteophyten). Diese Neubildungen an den Knochen lassen sich gut im Röntgenbild erkennen und helfen bei der Diagnose. Es gilt: Je früher das Problem Coxarthrose erkannt wird, desto schneller kann man damit beginnen, sie zu bekämpfen und gezielt zu verlangsamen.

Coxarthrose: Welche Symptome treten auf?

Eine Hüftarthrose ist durch Bewegungsschmerzen in Hüfte und Leiste geprägt. In späteren Stadien können die Schmerzen auch in Ruhe oder sogar als Nachtschmerzen auftreten. Typisch sind zum Beispiel Anlaufschmerzen (nach Ruhe), Schmerzen beim Treppensteigen und Gehen und eine abnehmende Belastbarkeit der Hüfte über den Tag hinweg.

Auch wenn der Oberschenkel nach innen gedreht wird, treten oft Schmerzen auf - beispielsweise, wenn man die Beine im Sitzen übereinanderschlägt. Eine Steifheit der Hüfte oder Druckgefühl auf Hüfte und Leiste werden ebenso häufig beschrieben.

Folgen der Hüftschmerzen sind dann Bewegungseinschränkungen und oft eine Schonhaltung, die zu weiteren Schmerzen in Rücken, Hüfte oder Beinen und Gesäß führen kann. Nicht selten ist daher, dass Patientinnen und Patienten unter Knieschmerzen leiden und zu Arzt oder Ärztin gehen, weil sie eine Kniearthrose vermuten.

Die Entwicklung der Symptome von Hüftgelenksarthrose sind kaum abschätzbar und der Verlauf ist schleichend. Oft haben Betroffene monatelang oder sogar jahrelang mit relativ gleichbleibenden Beschwerden zu kämpfen. Andere empfinden die Schmerzen und Beschwerden als in Schüben auftretend: Über einige Tage nehmen die Schmerzen stark zu, fühlen sich stechend und pulsierend an und es kann auch zu Schwellungen kommen.

Ursachen und Risikofaktoren von Hüftarthrose

Nicht immer sind die Ursachen einer Hüftarthrose bei der Diagnose klar zu erkennen (früher sprachen Medizinerinnen und Mediziner in diesen Fällen von der primären Coxarthrose). Es gibt jedoch Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für Hüftarthrose und den Verlauf verstärken oder selbst zur Ursache werden. Dazu gehören:

  • genetische Veranlagung (zum Beispiel angeborene Schwäche des Gelenkknorpels)
  • angeborene Fehlstellungen oder Erkrankungen der Hüfte
  • frühere oder unentdeckte aktuelle Verletzungen der Hüfte (Traumata wie Knochenbruch oder Haarriss)
  • Übergewicht und Adipositas
  • hohe Belastung durch harte körperliche Arbeit und/oder Sport (Leistungssport)
  • starke und/oder dauerhafte Überbelastung der Hüfte durch Sportarten mit starker Stoßbelastung (zum Beispiel Fußball oder Handball)
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Gicht, Hämochromatose (genetisch bedingte vermehrte Eisenablagerung im Körper) oder auch Durchblutungsstörungen
  • Hüftimpingement (ähnlich dem Schulterimpingement bildet sich neues Knochengewebe, das zu Bewegungseinschränkungen und Schmerz führt)
  • Entzündungsprozesse im Körper, zum Beispiel durch andere Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, die zu einer Coxitis (Hüftgelenksentzündung) führen
  • Infektionen, zum Beispiel durch Bakterien
  • Nebenwirkungen von Medikamenten auf den Stoffwechsel des Knorpels
  • Bewegungsmangel, der zur Unterversorgung der Knorpel mit Nährstoffen führt (Hyaluronsäure - die Gelenkschmiere - wird in der Folge nicht ausreichend gebildet)

Diagnose: Wie testet man auf Coxarthrose?

Im Zentrum einer Diagnose sollten die Beschwerden des Patienten oder der Patientin stehen - gerade deshalb, weil auch durch bildgebende Verfahren sichtbare Abnormitäten nicht zwingend behandlungsbedürftig sind oder im Zusammenhang mit einer Einschränkung der Lebensqualität stehen. Am Anfang steht darum eine sorgfältige Anamnese, also das ausführliche Patientengespräch. Hier geht es um die Beschwerden, erbliche Risikofaktoren (Fälle in der Familie), vorhandene Erkrankungen und auch den Lebensstil (Gewicht, Ernährung und Bewegung).

Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose ist die Palpation, also das Abtasten der Gelenke und Strukturen: Gibt es druckempfindliche Stellen und Schwellungen? Für die körperliche Untersuchung schaut sich der Arzt oder die Ärztin auch an, wie Betroffene gehen oder stehen (Ganganalyse), ob es Schonhaltungen gibt, Muskelschwächen, Fehlstellungen der Hüfte oder des Beckens. Außerdem wird im Liegen die Hüftbeweglichkeit durch Tests ermittelt. Dabei wird sowohl das gestreckte als auch das angewinkelte Bein in verschiedene Richtungen bewegt und Patient oder Patientin nach Schmerzen befragt. Bei dieser Untersuchung lässt sich unter Umständen auch feststellen, inwieweit es schon zu Muskelabbau durch den Verschleiß an der Knorpelschicht gekommen ist.

Röntgenbilder und Ultraschall-Untersuchungen helfen bei der Diagnose

Zu den Klassikern bei den bildgebenden Verfahren zählt das Röntgenbild. Oft werden zwei gemacht - auch eines von der Seite. Der Knorpel selbst ist in einem Röntgenbild nicht sichtbar, aber man auf dessen Verschleiß aus der Größe des Gelenkspalts schließen (Abstand zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne). Grob gesagt gilt: Je kleiner der Gelenkspalt, desto weniger Knorpel ist noch da. Außerdem können auch diese Dinge im Röntgenbild sichtbar werden:

  • Osteophyten (Neubildung von Knochensubstanz, die spangenförmig oder dornförmig ausfallen können)
  • Hat sich die Knochenstruktur unter dem Knorpel verändert? (Sklerosierungen oder Zysten)
  • Sind die Gelenkteile (Hüftkopf und Gelenkpfanne) verformt oder sonst verändert?
  • Gibt es abgestorbenes Knochengewebe oder Knochenstücke (Nekrose), die zu Problemen führen (könnten)?

Weitere bildgebende Verfahren bei Verdacht auf Hüftarthrose sind die Sonografie (Ultraschall-Untersuchung) und die MRT (Magnetresonanztomografie). Da eine MRT mit erheblichen Kosten verbunden ist, wird sie in der Regel erst eingesetzt, wenn die Diagnose nach den anderen Verfahren nicht klar ist. Beide Untersuchungen haben den Vorteil, dass auch Weichteile abgebildet werden können.

Entzündungszeichen sind zum Beispiel wichtige Indizien, auch für eine Differentialdiagnose, falls Arthrose nicht die Ursache ist. Bluttests können sinnvoll sein, um Entzündungsparameter und Hinweise auf andere ursächliche Erkrankungen für die Hüftarthrose zu erkennen.

Behandlung: Was kann man gegen Coxarthrose tun?

Zunächst kann man an allgemeinen Faktoren gegen den Gelenkverschleiß arbeiten:

  • Übergewicht vermeiden (Belastung durch Körpergewicht auf Hüftgelenk reduzieren)
  • hüftgesunde Bewegung fördern (Gehen oder Walking), um die "Knorpelernährung" anzukurbeln
  • durch gutes Schuhwerk die Belastung fürs Hüftgelenk mildern
  • bei Vorerkrankungen die Behandlung überprüfen und auf eine gute Einstellung hinwirken
  • regelmäßig eingenommene Medikamente gegebenenfalls auf Nebenwirkungen in Bezug auf Arthrose überprüfen

Dann gibt es konservative Therapien, die einerseits die Lebensqualität erhalten und Schmerzen bekämpfen, andererseits die Beweglichkeit der Hüfte erhalten und Entzündungen vermeiden oder lindern sollen. Die wichtigsten Elemente sind:

  • schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente aus der Gruppe der NSAR
  • Belastungsänderungen durch gut dämpfendes Schuhwerk, orthopädische Einlagen oder Schuhe
  • Bewegungstherapien wie Physiotherapie, Funktionstraining mit Fokus auf Oberschenkelmuskeln und Hüftmuskulatur, spezielle Reha oder EMS-Training
  • Schmerzmittel, also Analgetika, können eingesetzt werden, um überhaupt wieder Bewegung zu ermöglichen
  • Kortisonspritzen (sind aber keine langfristige Lösung)
  • Radiosynoviorthese (RSO): Spritzen mit radioaktiver Substanz werden ins Gelenk gesetzt und sollen dort Entzündungsprozesse stoppen.
  • Hyaluronsäure-Spritzen: Hyaluron soll die Gleitfähigkeit im Hüftgelenk verbessern und Schmerzen lindern.
  • antientzündliche Ernährung

Operation bei Hüftgelenksarthrose

Hilft alles nicht weiter, kommen noch operative Therapien in Frage:

  • Hüftarthroskopie: Mittels eines minimalinvasiven Eingriffs können zum Beispiel Knorpelschäden behandelt werden, freie Knochenstücke und Gelenkkörper entfernt werden, die Gelenkschleimhaut behandelt oder Störfaktoren durch Impingement entfernt werden.
  • Gelenkfehlstellungen können korrigiert werden und so Schmerzen bekämpft und die Lebensqualität verbessert werden.
  • Hüftgelenksendoprothesen werden in einer OP eingesetzt - beim Gelenkersatz sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von Hüft-TEP (Totalendoprothese).

Grundsätzlich werden für die TEP zwei Arten von Hüftprothesen verwendet: zementfreie und zementierte Prothesen. In 80 Prozent der Fälle werden in Deutschland zementfreie TEPs eingesetzt, obwohl sie in Studien nicht besser abschneiden. Zementierte TEPs kommen häufiger bei Patientinnen und Patienten mit schlechter Knochenqualität (Dichte), Osteoporose oder Beschädigung der Knochensubstanz durch vorherige Brüche (nach Sturz) zum Einsatz.

Wann muss eine Coxarthrose operiert werden?

"Die Möglichkeiten, nicht zu operieren, sind bei Arthrose insgesamt eher begrenzt", sagt Prof. Dr. Carsten Parka, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité Berlin. Tatsächlich kann es sein, dass eine Patientin oder Patient bei einer konservativen Therapie an die Grenzen ihrer Belastung stoßen - die Therapiemethoden wirken gar nicht oder nicht mehr und die Schmerzen sowie der Leidensdruck durch die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit im Alltag sind sehr groß.

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) geben klare Indikationen dafür, wann eine Hüft-OP zum Zweck des Hüftgelenkersatzes als Möglichkeit infrage kommen sollte. Zentrale Kriterien sind:

  • Schmerzen durch die Hüftarthrose beeinträchtigen das Leben der Betroffenen.
  • Schmerzmittel und konservative Therapien über mindestens drei Monate haben keine genügende Linderung gebracht.
  • Die Diagnose Hüftarthrose ist gesichert, Röntgenbilder bestätigen sie.
  • Die Optionen wurden mit ärztlicher Hilfe erwogen. Der oder die Betroffene ist über Vorteile, Nachteile und eventuelle Komplikationen umfassend informiert.

 

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