Impingement der Hüfte: Symptome, Ursachen und Behandlung
Beim Impingement der Hüfte ist der Gelenkspalt verengt und verursacht Schmerzen. Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne stoßen sich. Physiotherapie hilft gegen die Symptome, eine OP beseitigt die Ursachen.
Beim Impingement-Syndrom der Hüfte, auch femoroacetabuläres Impingement-Syndrom (FAIS) genannt, ist der Hüftgelenkspalt verengt. Das verursacht bei Bewegung Schmerzen und lässt den Gelenkknorpel schneller verschleißen. Der Hüftkopf des Oberschenkelknochens (Femur) und die Hüftpfanne (Acetabulum) gleiten nicht geschmeidig ineinander, sondern stoßen aneinander. Die Verengung des Hüftgelenks wird durch eine knöcherne Veränderungen des Oberschenkelhalses oder des Beckenknochens an der Hüftpfanne verursacht.
Impingement der Hüfte entsteht oft durch Sport
Vom FAIS betroffen sind sehr häufig junge und sportlich aktive Menschen. Sportarten wie Fußball, Basketball, Leichtathletik, Eishockey oder Gymnastik gelten als riskant, wenn sie intensiv und schon in jungen Jahren betrieben werden. Die Unregelmäßigkeiten können durch Abnutzung entstehen, angeboren sein (Hüftdysplasie) oder auch durch einen Unfall hervorgerufen werden.
Arten des Hüftimpingements
Sind die Formen von Hüftkopf und Hüftpfanne nicht genau aufeinander abgestimmt, kann der Oberschenkelknochen an den Pfannenrand anschlagen und Hüftschmerzen verursachen. Dann sprechen Ärztinnen und Ärzte vom Impingement der Hüfte (auf Deutsch: Zusammenstoß) oder auch vom femoroacetabulärem Impingement-Syndrom. Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen unterschieden:
- Pincer-Impingement (auf Deutsch: Beißzange): Hier hat die Hüftgelenkspfanne die Form einer Zange und presst auf den normal geformten Hüftgelenkskopf. Die Schmerzen entstehen durch das Aneinanderstoßen von Hüftgelenkskopf und Dach der Gelenkpfanne der Hüfte. Das Pincer-Impingement der Hüfte tritt häufiger bei Frauen auf als bei Männern.
- CAM-Impingement (auf Deutsch: Nockenwelle): Beim CAM-Impingement hingegen ist die Hüftgelenkspfanne normal geformt, aber durch eine Wucherung des Schenkelhalsknochens besteht die natürliche Taillierung des Schenkelhalses nicht mehr und der Schenkelhalskopf reibt schmerzhaft an der Hüftgelenkspfanne. Häufiger betroffen sind hier sportlich aktive Männer - besonders Fußballspieler.
Betroffene haben allerdings oft eine Mischung aus beiden Impingement-Formen. Auf lange Sicht trägt ein Hüftimpingement zum vorzeitigen Knorpelverschleiß bei - also zur Hüftarthrose. Bei starker Belastung - zum Beispiel beim Sport - leidet der Knorpel besonders.
Symptome: Wie erkenne ich ein Impingement der Hüfte?
Erschwerend für eine frühe Diagnose des Impingement-Syndroms sind die oft unspezifischen Symptome: Die Schmerzen können bis ins Gesäß, den Rücken, den Oberschenkel und das Knie ausstrahlen. Relativ typisch sind beim Impingement dumpfe Schmerzen in der Leiste oder seitlich an der Hüfte, darum ist für die Diagnose auch eine Abgrenzung zum Leistenbruch wichtig.
Plötzlicher Hüftschmerzen nach langem Sitzen oder Sport
Häufig beginnen die Beschwerden nach langem Sitzen (Autofahrt, sitzende Tätigkeit), nach intensiver körperlicher Aktivität, beim Treppensteigen oder beim Sport. Die Schmerzen verschwinden dann aber bei Ruhe wieder. Auch während der Nachtruhe können bei Menschen mit Hüftimpingement durch die Schlafposition Schmerzen auftreten. Besonders bei Seitenschläfern kann sich das Hüftgelenk durch ein Anwinkeln der Beine verdrehen und zu schmerzhafter Reibung zwischen Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne führen.
Diagnose beim Impingement der Hüfte oft schwierig
Die Diagnostik eines Hüftimpingements ist nicht immer einfach, denn die Unregelmäßigkeiten am Knochen sind oft so fein, dass sie auf einer normalen Röntgenaufnahme kaum auffallen. Richtige Ansprechpartner sind der Facharzt oder die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie. Zur Diagnose werden in der Regel eine Beckenübersicht-Röntgenaufnahme sowie eine axiale Sicht (Dunn-Rippstein-Aufnahme / Rippstein-Aufnahme zur Bestimmung der Schenkelhalsstellung) benötigt. Für die Differentialdiagnose setzen Ärztinnen und Ärzte außerdem eine Magnetresonanztomografie (Arthro-MRI, oft auch Arthro-MRT genannt) ein. Auch im Rahmen der Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann ein Arzt oder eine Ärztin mögliche Schäden an der Gelenklippe (Labrum) detailliert erkennen. Die Arthroskopie wird aber nicht nur diagnostisch eingesetzt, sondern dient zeitgleich auch dazu, strukturelle Knochenveränderungen minimalinvasiv zu korrigieren.
Bewegungstest beim Hüftimpingement
Einen ersten Hinweis auf ein Impingement der Hüfte gibt ein spezieller Bewegungstest: Der Patient oder die Patientin liegt dabei auf dem Rücken, während ein Arzt das (angewinkelte) Bein in bestimmte Richtungen bewegt. Die Hüfte erlaubt dem Bein grundsätzlich Bewegungen in sechs Richtungen. Der typische einschießende Schmerz des Hüftimpingements tritt auf, sobald zwei Bewegungsachsen gleichzeitig schnell angesprochen werden - beispielsweise der angebeugte Oberschenkel schnell nach innen gedreht wird (Flexion plus Innenrotation). Genau das überprüft der Test.
Dauerschmerz durch Impingement der Hüfte
Mit der Zeit kann sich bei einem Impingement der Hüfte ein dumpfer oder stechender Dauerschmerz entwickeln. Bei männlichen Sportlern beginnen die Beschwerden oft schon um das 30. Lebensjahr herum. Frauen sind seltener betroffen und spüren die Schmerzen meist etwa ab dem 40. Lebensjahr. Die Folge ist oft eine Schonhaltung: Das betroffene Bein wird dabei leicht nach außen gedreht (Außenrotation). Um ein Impingement der Hüfte zu erkennen, kann ein Selbsttest mit dem Lequesne-Index helfen (international und von der WHO genutzte Skala zur Selbsteinschätzung bei Hüftschmerzen und Kniegelenksproblemen). Erfragt wird dabei beispielsweise, ob die Schmerzen bei Bewegung oder in Ruhe auftreten, wie stark sie sind und wie Hüftschmerzen genau den Alltag beeinträchtigen. Er ersetzt keine Diagnose durch Arzt oder Ärztin, kann aber auf die richtige Spur führen.
Behandlungsmöglichkeiten beim Impingement der Hüfte
Mittels konservativer Therapie werden umliegende Muskeln gestärkt. Die Beweglichkeit des Hüftspalts kann so erweitert werden, was die Beschwerden - vor allem Schmerzen - beim Hüftimpingement meist lindert. Unterstützend wirken antientzündliche, schmerzlindernde Medikamente und viele Patienten oder Patientinnen empfinden Wärme (warme Bäder oder Packungen) als angenehm. Die Ursachen - also die mechanische Enge des Hüftspaltes - lässt sich aber oft nur durch eine OP beseitigen (kausale Behandlung).
Frühe konservative Behandlung bei Hüftimpingement
Bei einem Impingement der Hüfte kann in frühen Stadien eine gezielte Physiotherapie Entlastung schaffen. Denn oft ist es nicht allein die knochenbedingte Enge im Gelenk, die Schmerzen auslöst, sondern auch ein muskuläres Ungleichgewicht. Das bedeutet: Das Kräfteverhältnis zwischen der vorderen und hinteren Kette der Muskeln in Hüfte und Beinen sowie zwischen der inneren und äußeren Muskelkette stimmt nicht. Dadurch verschiebt sich der Oberschenkel auch in der Hüftpfanne - die Enge im Hüftgelenk wird insgesamt verstärkt. Physiotherapie stärkt die Muskeln und korrigiert so das Kräfteverhältnis. Unterstützend kommen Medikamente zum Einsatz - auch um bei Schmerzen überhaupt Beweglichkeit und Training zu ermöglichen.
Hüftarthroskopie: Minimalinvasive Hüftgelenkspiegelung gegen Schmerz
Die Hüftgelenkspiegelung (Hüftarthroskopie) kann beim Hüftimpingement helfen und gilt gerade bei jungen Betroffenen als Therapie der Wahl, weil die OP-Methode minimalinvasiv ist und nicht die Risiken einer offenen OP birgt. Bei der Hüftarthroskopie führt der Operateur feine optische Instrumente über zwei bis drei wenige Zentimeter große Hautschnitte ein und schiebt diese bis ins Gelenk - ohne das Muskelgewebe der Hüfte zu verletzen. Mittels einer Kamera kann der Arzt mögliche Schäden an Gelenklippe (Labrum) oder Hüftpfanne erkennen und im gleichen Eingriff chirurgisch strukturelle Knochenveränderungen wie Knochenverdickungen am Pfannenrand, Knochensporne sowie überschüssiges Gewebe (auch am Gelenkknorpel) entfernen. Auch beeinträchtigte Sehnen können rekonstruiert werden. So kann die Engstelle per Hüftarthroskopie beseitigt und ein weiteres Anschlagen des Oberschenkelhalses an der Gelenklippe vermieden werden.
Wann ist man nach einer Hüftarthroskopie wieder fit?
Gelingt die Hüftgelenkspiegelung, lässt sich das Gelenk nach einer mehrwöchigen Heilungsphase wieder frei und schmerzfrei bewegen. Sportarten wie Schwimmen oder Fahrradfahren, bei denen das Hüftgelenk geschont wird, sind nach etwa sechs Wochen wieder erlaubt. Alle anderen Sportarten sind in der Regel nach rund sechs Monaten wieder möglich.
Prothese bei fortgeschrittenem Verschleiß der Hüfte durch Impingement
Hat das Impingement-Syndrom der Hüfte im fortgeschrittenen Stadium bereits zu starkem Knorpelverschleiß geführt, muss das Hüftgelenk durch eine Prothese ersetzt werden. Erst bei einem starken Knorpelschaden oder einer irreparablen Gelenkfehlstellung muss das komplette Gelenk durch eine Totalendoprothese (TEP) ersetzt werden. Sonst kann unter Umständen auch eine Teilprothese infrage kommen. Wichtig ist eine intensive Beratung, die sich Betroffene in spezialisierten Zentren einholen sollten.
Neues Hüftgelenk: Nach der OP ist optimale Reha entscheidend
Nach der OP am Hüftgelenk ist die Rehabilitation wichtig. Auch wenn im Prinzip nur ein neues Gelenk eingesetzt wird, das genauso funktioniert wie das alte, muss das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenk mittels Physiotherapie völlig neu erlernt werden. Der Grund: Durch die Schonhaltung des alten, schmerzenden Gelenks haben sich die Muskeln verkürzt. Auch das Gehirn muss sich erst auf die neuen Möglichkeiten beim Stehen, Gehen oder Sitzen einstellen. Besonders in den ersten sechs bis acht Wochen nach der OP ist die Gefahr eines Auskugelns (Luxation) der Hüftprothese noch sehr groß. Anschließend folgt eine Phase von drei bis sechs Monaten, in der sich Patienten weiter an bestimmte Bewegungsregeln im Alltag halten müssen. Wie lange diese Phase genau dauert, ist individuell.