Bewegungstherapie nach Einsatz einer neuen Hüfte

Stand: 11.05.2020 18:01 Uhr

Mit einer Hüftprothese darf man das Bein anfangs nicht über 90 Grad beugen und sollte eine spezielle Gangtechnik einhalten. Gezielte Übungen aktivieren die umgebende Muskulatur.

Bewegungs-Doc Helge Riepenhof sitzt bei einem Hüft-Patienten am Krankenbett. © NDR Foto: Moritz Schwarz/Oliver Zydek
Sportmediziner Helge Riepenhof besucht Herbert H. im Krankenhaus, um bald mit der Therapie zu beginnen.

Der Einsatz einen künstlichen Hüftgelenks (Totalendoprothese - TEP) gehört in Deutschland mit zu den häufigsten Eingriffen. Er kann die Lebensqualität erheblich verbessern. Doch dauert die Rehabilitation einige Monate.

Nach der Operation ist das neue Hüftgelenk noch relativ ungeschützt. Die Gelenkkapsel um Hüftkopf und -pfanne vernarbt erst allmählich, die umgebende Muskulatur muss erst wieder aufgebaut und gestärkt werden. Die Muskeln geben dem Gelenk die notwendige Stabilität und schützen es gegen falsche Bewegungen. Möglichst früh auf die Beine zu kommen ist deshalb wichtig: Das Risiko von Komplikationen sinkt und das Vertrauen in das neue Gelenk wird gestärkt.

Verhaltensregeln befolgen

Besonders in den ersten sechs bis acht Wochen nach der OP ist die Gefahr eines "Auskugelns" (Luxation) noch sehr groß. Anschließend folgt eine Phase von drei bis sechs Monaten, in der sich Patienten weiter an bestimmte Bewegungsregeln im Alltag halten müssen. Wie lang diese Phase genau dauert, ist individuell verschieden und sollte in jedem Fall sorgfältig mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden.  

Grundregeln für mindestens drei Monate nach der OP:

  • Hüfte nicht über 90 Grad beugen (Hüfte soll sich im Sitzen immer höher als das Knie befinden, zwischen Oberkörper und Oberschenkel darf nicht weniger als ein rechter Winkel sein)
  • Das operierte Bein nicht über die Körpermitte inwärts führen (Beine nicht übereinanderschlagen)
  • Starke Drehungen des operierten Beins vermeiden.

Stufe eins nach der OP: Aktivierung

Nach der Operation gilt es zunächst, die verschiedenen Muskelgruppen ums Hüftgelenk wieder zu aktivieren. Bewegungen fühlen sich anfangs noch ungewohnt und vielleicht unangenehm an, Blutergüsse und Schwellungen durch den Eingriff brauchen etwas Zeit zum Abklingen.

Die ersten Schritte an Unterarmstützen unternehmen Patienten im Dreipunktgang. Fortgeschrittene wechseln nach einigen Tagen zum Vierpunktgang. Man beginnt mit kurzen Wegen und steigert möglichst täglich ein wenig die Strecke. Treppen sind anfangs eine Herausforderung: Mit Gehhilfen bewältigt man sie im Nachstellschritt.

Alltägliches wie das richtige Aufstehen aus dem Bett, das richtige Hinsetzen und Sitzen, das gefahrlose Duschen, Baden und gelenkschonendes An- und Ausziehen müssen in den ersten Wochen nach der OP neu gelernt werden. Keilkissen, Toilettensitzerhöhungen und Haltegriffe im Bad erleichtern den Alltag. Patienten sollten sich all diese Dinge von Therapeuten erklären lassen und sich die nötige Zeit nehmen. Für den Heilungsprozess ist es wichtig, Geduld mit dem eigenen Körper zu haben und die obigen Verhaltensregeln gut zu befolgen.

Stufe zwei nach der OP: Kräftigung

Nach der Aktivierungsphase und dem Abklingen von Schwellungen ist es an der Zeit, die Muskulatur gezielt zu kräftigen - dies geschieht meist im Rahmen einer mehrwöchigen Reha-Maßnahme. Wesentlicher Bestandteil der Reha ist es, wieder eine gute Alltagsbeweglichkeit zu erarbeiten.

Dennoch müssen innerhalb der mehrmonatigen Hüft-Schonfrist die Vorsichtsregeln konsequent weitergeführt werden. Insbesondere auf das Unterlassen der Innendrehung ist auch weiterhin stets zu achten.

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