Oberschenkelhalsbruch: Symptome, OP und mögliche Spätfolgen
Ein Oberschenkelhalsbruch trifft meist Ältere, oft mit schwerwiegenden Spätfolgen. Aber: Wird die Schenkelhalsfraktur schnell richtig behandelt und operiert, können Patienten wieder vollständig gesund werden.
Beim Bruch des Oberschenkelknochens ist Mobilisierung Schlüsselfaktor der Behandlung: Um die Selbstständigkeit von Patientinnen und Patienten zu erhalten, werden sie in der Regel gleich nach der OP mobilisiert. Ein anschließende ambulante oder stationäre Reha ist wichtig, um Komplikationen und Spätfolgen bis hin zur Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.
Symptome für einen Oberschenkelhalsbruch
Der Bruch des Oberschenkelhalses wird auch Schenkelhalsfraktur oder Oberschenkelhalsfraktur genannt und ist in der Regel mit starken Schmerzen im Bereich der Hüfte und Leiste verbunden. Diese Hüftschmerzen sind daher wichtigstes Symptom für die tatsächliche Fraktur des Oberschenkelknochens; die Schmerzen können in Bein oder Becken ausstrahlen. Es kommt zu starken Bewegungseinschränkungen; die Betroffenen können das entsprechende Bein oft nicht anheben oder belasten.
Der Oberschenkelhals (Collum femoris) liegt zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Oberschenkelkopf. Diese schmale Verbindungsstelle ist besonders anfällig für einen Bruch.
Weitere mögliche Symptome für den Oberschenkelhalsbruch sind:
- ein verkürztes Bein, das betroffene Bein verschiebt sich nach oben,
- ein unnatürlich nach außen verdrehtes Bein,
- Blutergüsse und Schwellungen im Bereich des Hüftkopfes.
Weniger typische Symptome bei Schenkelhalsbruch
Nicht in allen Fällen kommt es zu starken Schmerzen. Das Bein kann auch nur verdreht und leicht schmerzhaft erscheinen, weil starke Bänder und Muskeln der Hüfte Bruchstellen noch zusammenhalten. Die Untersuchung beim Arzt ist aber immer wichtig, denn: Braucht es eine OP, sollte die binnen 24 Stunden erfolgen, um Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden. Manchmal spielen ältere Menschen Beschwerden auch herunter, aus Angst, ins Krankenhaus zu müssen.
OP-Methoden bei der Schenkelhalsfraktur
Ein Oberschenkelhalsbruch wird heute in fast allen Fällen operiert. Konservative Therapie, also eine Ruhigstellung der Hüfte über mehrere Monate, belastet gerade die meist betroffenen älteren Menschen körperlich zu stark. Für die Operation der Oberschenkelhalsfraktur gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten: die Hüftkopf-erhaltende OP und den Ersatz des Hüftkopfes durch ein künstliches Gelenk (Endoprothese am Knochen).
Osteosynthese: Wie läuft die Operation ab?
Im Fall der Hüftkopf-erhaltenden OP (Osteosynthese) bringt der Chirurg die gebrochenen Knochenteile zurück in die richtige Stellung und befestigt sie mit Schrauben, Nägeln, Draht oder Platten. Das kommt vor allem dann infrage, wenn:
- der Oberschenkelhalsbruch nicht älter als 24 Stunden ist,
- die Bruchteile nicht zu weit auseinander liegen,
- keine Osteoporose (Knochenschwund) vorliegt,
- auch keine Arthrose des Hüftgelenks (Coxarthrose) vorliegt.
Prothese nach Oberschenkelhalsbruch
Der künstliche Gelenkersatz, die sogenannte Endoprothese, ist vor allem dann von Vorteil, wenn die Betroffenen bereits unter Arthrose leiden. Dann kann entweder nur der Hüftkopf oder auch das gesamte Hüftgelenk (also Gelenkkopf und Gelenkpfanne) durch eine Totalendoprothese (TEP) ersetzt werden.
Schnelle Mobilisierung nach der OP
Bei beiden operativen Verfahren werden Patienten noch am OP-Tag mobilisiert und mit Physiotherapie behandelt. Je nachdem, wie kompliziert die Fraktur war, darf das betroffene Bein nach einer Osteosynthese bis zu sechs Wochen nur zum Teil belastet werden.
Nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks wird hingegen sofort mit dem Gangtraining begonnen: Bestimmte Bewegungen - etwa eine Beugung der Hüfte um mehr als 90 Grad - sind aber zunächst verboten. Gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen sind bei beiden Operationsmethoden nach rund fünf Monaten wieder möglich.
OP und Krankenhaus: Wie lange dauert die Behandlung der Schenkelhalsfraktur?
Die Operation dauert, je nach Methode, 30 bis 60 Minuten. Wie lange Patientinnen und Patienten nach der OP im Krankenhaus bleiben müssen, hängt sehr von ihrem grundsätzlichen Gesundheitszustand ab: Junge, gesunde Patienten können das Krankenhaus oft schon nach vier bis fünf Tagen verlassen; ältere Patienten werden häufig mindestens sieben Tage im Krankenhaus behalten, auch um Komplikationen wie eine Hüftkopfnekrose - also das Absterben von Knochengewebe am Knochen der Hüfte - oder eine Thrombose (Bildung von gefährlichen Blutgerinnseln) zu vermeiden.
Komplikationen: Oberschenkelhalsbruch erhöht Sterberisiko
Mit modernen OP-Verfahren lässt sich der Knochen so effektiv stabilisieren, dass Betroffenen schnell wieder auf die Beine kommen und von Komplikationen verschont bleiben. Verzögerungen der Therapie können jedoch schwere Folgen haben. Laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) liegt die Sterblichkeitsrate 30 Tage nach einem Oberschenkelhalsbruch bei älteren Patienten in Deutschland bei etwa zehn Prozent. Gründe dafür sind meist Komplikationen in Folge der Schenkelhalsfraktur, die durch Bettlägerigkeit begründet sind.
Häufige Spätfolgen und Komplikationen nach einem Oberschenkelhalsbruch sind:
- Lungenentzündung
- Harnwegsinfekte / Blasenentzündung
- Blutvergiftung (Sepsis) in Folge einer Infektion, beispielsweise der Harnwege
- Wundliegen (Dekubitus)
- Thrombosen (Blutgerinnsel) in den tiefen Beinvenen infolge von Immobilität (zu wenig Bewegung und Mobilisation)
- Lungenembolie kann lebensgefährliche Spätfolge der Schenkelhalsfraktur sein, wenn sich nach Thrombose das Blutgerinnsel löst und zur Lunge wandert.
Reha nach der OP
Eine Reha (Rehabilitation) nach der OP wird allen Betroffenen empfohlen: Je nach Gesundheitszustand kann die Reha ambulant oder stationär durchgeführt werden. Ältere Patienten ab 65 Jahren machen in der Regel eine stationäre Reha.
In der Reha geht es unter anderem darum, Muskeln aufzubauen und Beweglichkeit zu trainieren. So können Schonhaltungen nach dem Oberschenkelhalsbruch vermieden werden, die auf Dauer zu Fehlbelastungen und Schmerzen führen. Training des Gleichgewichts und von stabilisierender Tiefenmuskulatur kann helfen das Sturzrisiko für die Zukunft zu mindern.
Heilung nach Oberschenkelhalsbruch dauert mehrere Monate
Die Heilungsdauer hängt sehr von Alter und Knochenqualität der Patienten und der Art des Eingriffs ab. Bei Erwachsenen unter 65 Jahren dauert die Heilung nach einer Hüftkopf-ersetzenden OP etwa vier bis sechs Monate. Liegt eine Osteoporose vor, kann der Heilungsprozess auch länger dauern.
Was sind Spätfolgen eines Oberschenkelhalsbruches?
Auf Dauer kann es durch den Sturz auf das Hüftgelenk auch zu Knorpelschäden und Arthrose kommen, sofern diese nicht schon vorher vorlag. Wird bei der Operation eine Prothese eingesetzt, birgt das auch Risiken wie:
- Nachblutungen,
- Wundheilungsstörungen,
- Nervenverletzung,
- Gefäßverletzungen,
- Infektion des künstlichen Gelenks und Knochens mit Bakterien.
So eine Infektion der Prothese kann auch Jahre nach dem Eingriff noch auftreten: zum Beispiel durch andere medizinische Behandlungen wie eine Darmspiegelung oder eine Zahnbehandlung, die Bakterien in den Blutkreislauf bringt. Wichtig ist darum: Behandelnde Ärzte über das Kunstgelenk informieren, dann kann bei erhöhtem Risiko vorsorglich ein Antibiotikum verabreicht werden.
Pflegestufe durch Oberschenkelhalsbruch
Auch wenn es das Ziel sein soll, nach der Behandlung eines Oberschenkelhalsbruches wieder vollständig fit und beweglich zu sein, kann es bei älteren Menschen durchaus vorkommen, dass sie Hilfe in ihrer häuslichen Umgebung brauchen, zum Beispiel beim Ankleiden oder der Körperpflege. Dann kann es sinnvoll sein, einen Pflegegrad zu beantragen und einen Pflegedienst zu engagieren.
Sogenannte Pflegegrad-Rechner, die es von verschiedenen Organisationen gibt (zum Beispiel pflegehilfe.org, verbraucherzentrale.de und vdk.de) helfen, den möglichen Pflegegrad einzuschätzen, der offiziell vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) vor Ort festgestellt wird.