Protonenpumpenhemmer: Einnahme, Wirkungen und Nebenwirkungen
Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantoprazol oder Omeprazol werden millionenfach bei Sodbrennen oder Gastritis angewendet, um Magensäure zu reduzieren. Die Anwendung auf Dauer kann aber Nebenwirkungen haben.
Etwa jeder Dritte in Deutschland leidet regelmäßig unter Beschwerden im Zusammenhang mit übermäßiger oder aufsteigender Magensäure. Das Mittel der Wahl sind dann "Säureblocker", sogenannte Protonenpumpenhemmer, auch Protonenpumpeninhibitoren oder kurz PPI genannt. Sie reduzieren die Freisetzung von Magensäure an den Magendrüsen und sind in der Regel gut verträglich. Darum gibt es einige Protonenpumpenhemmer für die 14-tägige Therapie zum Beispiel von Sodbrennen inzwischen auch rezeptfrei in niedriger Dosis, konkret und genauer: Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol.
Werden Protonenpumpenhemmer aber über lange Zeit oder dauerhaft ohne Betreuung durch Ärztin oder Arzt eingenommen, können die Säureblocker auch Nebenwirkungen haben und stehen in Verdacht, Risiken für die Gesundheit zu erhöhen. Eine genaue Diagnose und kontrollierte ärztliche Behandlung sind daher für den regelmäßigen, langfristigen oder dauerhaften Einsatz von PPIs besonders wichtig.
Wie wirken Protonenpumpenhemmer genau?
Bekannt sind die Medikamente den meisten Menschen als "Magensäureblocker" oder unter Wirkstoffnamen wie Pantoprazol, Omeprazol, Lansoprazol oder Esomeprazol. Sie alle gehören zur Gruppe der Protonenpumpenhemmer (PPI), folgen den gleichen Wirkmechanismen und gelten als sehr sichere und zuverlässige Medikamente. Und Protonenpumpenhemmer wirken nicht sofort und unmittelbar - der maximale Effekt ist meist nach zwei bis drei Tagen erreicht.
Der Wirkmechanismus von PPI verläuft dabei so: Protonenpumpenhemmer werden als sogenannte Prodrug, also in einer inaktiven Form, eingenommen - als magensaftresistente Tablette. In der Folge gelangen die Wirkstoffe über den Darm in die Blutbahn und erreichen dann die Schleimhautzellen des Magens (Belegzellen oder Parietalzellen). Dort arbeiten die sogenannten Protonenpumpen, welche in der Magenschleimhaut für die Ausschüttung der Magensäure verantwortlich sind. Durch den sauren pH-Wert im Magen werden die Protonenpumpenhemmer aktiviert. In der Folge hemmen sie den chemischen Prozess der sogenannten H+/K+-ATPase, in dem sie sich an das Enzym in den Belegzellen der Magenschleimhaut fest binden. Das hemmt die Ausschüttung von Protonen in den Magen. Auf diese Weise vermindern Protonenpumpenhemmer die Entstehung von Salzsäure, einem wesentlichen Teil der Magensäure, sehr effektiv.
Im Gegensatz zu früheren Medikamenten zu Reduktion der Magensäure (H2-Rezeptor-Antagonisten) wirken Protonenpumpenhemmer sehr beständig: nämlich unabhängig von der Art bestimmter Botenstoffe, die zur Magensäureproduktion anregen (Histamin, Acetylcholin oder Gastrin).
Meistgenutzte Protonenpumpenhemmer im Überblick
Rund 3,8 Milliarden Tagesdosen Protonenpumpenhemmer wurden 2022 von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland verschrieben, so der Arzneimittelreport 2023. Hinzu kommen noch PPIs, die sich Patientinnen und Patienten bei Beschwerden mit dem Magen ohne Rezept in der Apotheke besorgen können. PPIs folgen grundsätzlich dem gleichen Wirkungsprinzip, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen unterscheiden sich kaum und sie gelten als sehr sichere Medikamente ohne klinisch relevanten Unterschied zwischen einzelnen Präparaten. Gängige Protonenpumpenhemmer in Deutschland sind:
- Pantoprazol
- Omeprazol
- Lansoprazol
- Esomeprazol
- Rabeprazol
Erkrankungen und Anwendungsgebiete für Protonenpumpenhemmer
Bekannt - auch weil inzwischen rezeptfrei möglich - ist der Einsatz von Protonenpumpenhemmern wie Omeprazol, Pantroprazol oder Lansoprazol vor allem im Zusammenhang mit Sodbrennen und Reflux als eine Art Magenschutz. Es gibt aber noch andere klassische Anwendungsgebiete, bei der Protonenpumpenhemmer für eine Therapie zum Einsatz kommen. Zusammengenommen sind Einsatzgebiete beispielsweise:
- Sodbrennen
- gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
- Erosive Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
- chronische Gastritis (Typ B und C)
- Magengeschwüre und aktive Zwölffingerdarmgeschwüre (Dünndarmgeschwüre)
- Vorbeugung von Geschwüren durch Helicobacter pylori (H. pylori)
- Eradikationstherapie von Helicobacter pylori in Kombination mit Antibiotika
- begleitend als Magenschutz bei der dauerhaften Gabe von Schmerzmitteln aus der Gruppe der steroidalen Antirheumatika (NSAR). Hintergrund ist die Ulkusprophylaxe (Schleimhautläsionen in Speiseröhre und Magen sind ein Risiko, wenn NSAR als Dauertherapie eingenommen werden müssen)
- gastroduodenale Ulkuskrankheit (tiefgehender Gewebedefekt im Bereich der Wand des Magens an Magenschleimhaut oder Duodenalschleimhaut)
- Andere Erkrankungen, die durch überschüssige Magensäure verursacht werden, wie das Zollinger-Ellison-Syndrom
Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI)
30-60 Minuten vor einer Mahlzeit sollten die magensaftresistenten Tabletten mit Wasser eingenommen werden. Für die beste Wirkung nimmt der Patient die Protonenpumpenhemmer auf nüchternen Magen ein. Hintergrund ist die intragastrale Azidität, also der Säuregehalt im nüchternen Magen. Daher empfehlen Expertinnen und Experten die Einnahme der Tagesdosis vor dem Frühstück statt beispielsweise vor dem Abendessen. Die PPI-Tabletten sollten unzerkaut oder im Ganzen geschluckt werden, damit der Wirkstoff vor der Magensäure geschützt ist und in die Blutbahn gelangen kann.
Dosis und Dauer der Einnahme
Muss die Dosis der Protonenpumpenhemmer nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt gesteigert werden, empfehlen einige Experten die Verdoppelung der Tagesdosis (zwei Tabletten statt einer) anstelle einer höher dosierten Einzeltablette (40 mg Wirkstoff statt 20 mg Wirkstoff). Protonenpumpenhemmer brauchen ein paar Tage Zeit, bis sie zur Symptomfreiheit verhelfen. Bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) war das in Studien vielfach nach fünf bis zehn Tagen der Fall.
Protonenpumpenhemmer absetzen
Protonenpumpenhemmer sollten schleichend abgesetzt werden, da es sonst zu einem sogenannten Reboundeffekt bei der Magensäureproduktion kommen kann - die Gastrinproduktion schnellt in die Höhe. Im Englischen wird das Phänomen RAHS genannt (rebound acid hypersecretion). Weil sich beim RAHS schnell die Symptome des Sodbrennens zeigen, greifen viele Patienten schnell wieder zu PPIs. Tatsächlich lässt der Magensäure-Rebound aber nach kurzer Zeit von allein (ohne medikamentöse Behandlung) wieder nach.
Wechselwirkungen mit PPIs
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gelten bei Protonenpumpenhemmern als selten. Die durch Protonenpumpenhemmer ausgelösten Effekte auf die Verdauung können aber auch andere medizinische Behandlungen beeinflussen - es kann ein Wechseleffekt entstehen. Eine Studie der Charité hat daher untersucht, ob Protonenpumpeninhibitoren bei Rheuma-Patienten, die Kortison verwenden müssen, das Osteoporoserisiko nochmals erhöhen - denn Kortison schwächt den Knochen. Tatsächlich war die Knochendichte bei Patienten, die Protonenpumpenhemmer nahmen, signifikant niedriger als bei denen, die keine PPI nahmen - unabhängig von Alter oder Nikotinkonsum. Besonders ausgeprägt war der Effekt, wenn Betroffene ihre PPI zusammen mit Kortison-Präparaten in einer täglichen Dosis von mindestens 7,5 mg einnahmen.
Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern
Grundsätzlich treten bei der Behandlung mit PPIs wie Pantoprazol, Omeprazol, Lansoprazol, Esomeprazol oder Rabeprazol kaum Nebenwirkungen auf. Sie gelten als gut verträglich. In wenigen Fällen, die Experten auf etwa zehn Prozent der Patientinnen und Patienten schätzen, kann es zu Beschwerden wie diesen kommen:
Die kurzzeitige Einnahme, also zwei Wochen in der Selbstmedikation (in Deutschland möglich mit Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol) gilt als extrem sicher.
Mögliche Langzeitfolgen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern
Diskutiert wird seit ein paar Jahren allerdings über Langzeitfolgen beim Dauereinsatz von Protonenpumpenhemmern (Langzeiteinnahme von über einem Jahr). Denn die PPI hemmen die Produktion von Magensäure, was sich auf die Verdauung auswirkt. Mögliche Langzeitfolgen könnten daher beispielsweise sein:
- Vitamin B 12-Mangel
- Magnesiummangel
- Kalziummangel
- Belastung der Leber
Insbesondere auf eine abnehmende Knochendichte gibt es Hinweise. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen, besonders bei alten Menschen und Patienten mit erhöhtem Risiko für Osteoporose. Als weitere mögliche Langzeitfolgen der dauerhaften Einnahme von Protonenpumpenhemmern werden außerdem ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenentzündung sowie Darminfektionen diskutiert. Möglicher Hintergrund könnte sein, dass Bakterien, die über den Mund ins Verdauungssystem eindringen, von einem säurearmen Magen schlechter gestoppt werden können.
Unsichere Studienlage zu Langzeitfolgen bei Protonenpumpenhemmern
Die Zusammenhänge zwischen der Einnahme von PPIs und diesen Langzeitfolgen sind allerdings nicht eindeutig in Studien bewiesen. Das Problem: Die Studien sind überwiegend Analysen von Daten aus Beobachtungsstudien (Kohortenstudien und Fallkontrollstudien). Dabei werden nur zusammenfallende Faktoren identifiziert, keine Ursachen. Patienten, denen Säureblocker verordnet werden, gehören außerdem oft ohnehin zu einer Bevölkerungsgruppe, die älter oder kränker als andere Gruppen ist. Langzeitstudien wie SOPRAN (300 Patienten wurden über sieben Jahre beobachtet) oder LOTUS (über 500 Patienten wurden über zwölf Jahre beobachtet) konnten keinen Kausalzusammenhang zwischen den genannten Langzeitfolgen und der langfristigen Einnahme von Protonenpumpenhemmern herstellen.
Trotzdem sind PPI, wenn sie bei einer dauerhaften Behandlung länger als acht Wochen eingesetzt werden, Teil sogenannten PRISCUS-Liste der "potenziell inadäquaten Medikamente für ältere Menschen" (PIM). Das soll auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Knochenbrüche bei dieser Patientengruppe aufmerksam machen.