Speiseröhrenkrebs: Symptome, Risikofaktoren, Heilungschancen
Bei Speiseröhrenkrebs, auch Ösophaguskarzinom genannt, handelt es sich um einen Tumor der Speiseröhrenschleimhaut. Erstes Symptom sind meist Schluckbeschwerden. Behandlung und Heilungschancen hängen vom Tumorstadium ab.
Speiseröhrenkrebs gehört in Deutschland zu den seltenen Tumorerkrankungen. Im Jahr 2020 haben 5.660 Männer und 1.720 Frauen die Diagnose Ösophaguskarzinom erhalten. Männer erkranken im Durchschnitt mit 68 Jahren, Frauen im Mittel vier Jahre später, mit 72 Jahren.
Ösophaguskarzinom: Zwei Arten der Erkrankung
Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein etwa 25 Zentimeter langer Muskelschlauch, der die Nahrung vom Mund in den Magen befördert. Die Innenwand der Speiseröhre ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, deren Zellen sich bei einer Krebserkrankung verändern. Unterschieden werden zwei Arten des Ösophaguskarzinoms:
- Das Plattenepithelkarzinom bildet sich aus den flachen Epithelzellen der Schleimhaut, die im gesamten Bereich der Speiseröhre vorkommen.
- Ein Adenokarzinom entsteht aus Drüsenzellen in der Schleimhaut, die vor allem im unteren Teil der Speiseröhre am Übergang zum Magen zu finden sind. Adenokarzinome treten häufiger auf als Plattenepithelkarzinome. Ihr Anteil an Speiseröhrenkrebserkrankungen ist nach Angaben des Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) in den letzten Jahren gestiegen.
Risikofaktoren: Wodurch entsteht Speiseröhrenkrebs?
Ein Ösophaguskarzinom kann - wie jede andere Krebserkrankung auch - rein zufällig entstehen. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko für eine Speiseröhrenkrebserkrankung erhöhen.
Rauchen und hoher Alkoholkonsum sind statistisch gesehen die Hauptrisikofaktoren für das Plattenepithelkarzinom. Auch die Entstehung eines Adenokarzinoms kann durch Rauchen gefördert werden. Wichtigster Risikofaktor für das Adenokarzinom ist chronisches Sodbrennen (Refluxkrankheit). Fließt ständig Magensäure in den unteren Teil der Speiseröhre, können sich die Schleimhautzellen in diesem Bereich verändern. Es kommt zu einer Krebsvorstufe, dem sogenannten Barrett-Ösophagus, aus dem sich ein Adenokarzinom entwickeln kann. Auch zwischen Übergewicht und Speiseröhrenkrebs konnte ein Zusammenhang hergestellt werden - vor allem, weil ein zu hohes Körpergewicht wiederum zu Sodbrennen (Reflux) führen kann.
Als weitere Risikofaktoren für Speiseröhrenkrebs gelten:
- eine Funktionsstörung des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen
- eine Strahlentherapie im Bereich der Brust oder des Halses
- Tumoren im Mund- und Halsbereich
- Säure- oder Laugenverätzungen der Speiseröhre
- sehr heiße Getränke
Symptome: Schluckbeschwerden, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
Bemerkbar macht sich der Speiseröhrenkrebs in der Regel erst, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Als Erstes verspüren Betroffene häufig Beschwerden beim Schlucken - ausgelöst durch den Tumor, der die Speiseröhre verengt. Auch die folgenden Symptome können durch ein Ösophaguskarzinom ausgelöst werden:
- häufiges Verschlucken
- Krämpfe der Speiseröhre
- Sodbrennen (Reflux)
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Erbrechen
- Blutungen (Erbrechen von Blut, Blut im Stuhl)
- Schmerzen
- Heiserkeit
Ob bestehende Beschwerden tatsächlich auf Speiseröhrenkrebs zurückzuführen sind, ergibt die Untersuchung beim Facharzt - zuständig sind die Gastroenterologin oder der Gastroenterloge.
Diagnose: Spiegelung der Speiseröhre gibt Aufschluss
Erhärtet sich durch ein Anamnese-Gespräch der Verdacht auf eine Krebserkrankung, kann eine Spiegelung der Speiseröhre Gewissheit bringen. Dabei führt der Arzt oder die Ärztin einen etwa fingerdicken Schlauch (Endoskop) durch den Mund in die Speiseröhre und begutachtet die Schleimhaut mit einer Videokamera. Auch der Magen (Gaster) und der Zwölffingerdarm (Duodenum) werden untersucht. Das Verfahren nennt sich Ösophagogastroduodenoskopie. Fallen dem Arzt oder der Ärztin dabei Veränderungen der Schleimhaut auf, entnehmen sie Gewebeproben (Biopsie), die im Labor auf Krebszellen untersucht werden.
Ausbreitungsdiagnostik: Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?
Liegt tatsächlich ein Speiseröhrenkarzinom vor, folgen weitere Untersuchungen. Bei der sogenannten Ausbreitungsdiagnostik wird festgestellt, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Wo genau liegt der Tumor? Wie tief ist er in die Wand der Speiseröhre eingedrungen? Haben sich schon Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen wie Leber, Lunge oder Lymphknoten gebildet? Antworten geben bildgebende Verfahren wie die endoskopische Ultraschalluntersuchung, Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Positronenemissionstomografie (PET) oder auch Röntgen. Auch eine Spiegelung der Luftröhre und Bronchien (Bronchoskopie) oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) kann sinnvoll sein.
Die Befunde werden nach der internationalen TNM-Klassifikation angegeben. T steht für die Tumorgröße, N für den Lymphknotenbefall und M für Metastasen. Auf Grundlage der TNM-Klassifikation gibt es für jede Krebserkrankung zudem eine Einteilung in Stadien, bei Speiseröhrenkrebs die Stadien I bis IV.
Behandlung: Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie
Die Wahl der Therapie hängt bei Speiseröhrenkrebs vor allem vom Stadium der Erkrankung ab. Auch die genaue Position des Tumors und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin können für oder gegen bestimmte Maßnahmen sprechen. Für eine Heilung ist es notwendig, das Tumorgewebe vollständig aus dem Körper zu entfernen oder zu vernichten. Dafür kommen verschiedene Therapien infrage:
- Endoskopische Tumorentfernung: Wird der Tumor sehr früh entdeckt und ist noch auf die Schleimhaut der Speiseröhre begrenzt, kann er über ein Endoskop mit einer elektrischen Schlinge oder einem elektrischen Messer abgetragen werden.
- Operation: Bei örtlich begrenzten, aber bereits weiter ins Gewebe eingedrungenen Tumoren ist ein chirurgischer Eingriff die Therapie der Wahl - sofern die körperliche Verfassung der Betroffenen die belastende Operation zulässt. Arzt oder Ärztin entfernen die Speiseröhre ganz oder teilweise. Damit keine Tumorzellen im Körper zurückbleiben, entnehmen sie neben dem Tumorgewebe auch das angrenzende gesunde Gewebe sowie die umgebenden Lymphknoten. Liegt der Tumor am Übergang zum Magen, muss gegebenenfalls auch dieser ganz oder teilweise entfernt werden.
- Eine Chemotherapie oder eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie im Vorfeld einer Operation kann die Erfolgschancen des Eingriffs erhöhen. Durch die Vorbehandlung kann der Tumor unter Umständen verkleinert und während der anschließenden OP leichter entfernt werden. Diese sogenannte neoadjuvante Therapie verringert außerdem das Rückfallrisiko nach dem chirurgischen Eingriff.
- Auch als Alternative zur Operation kann eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie infrage kommen - etwa, weil die Lage des Tumors oder der Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten keine OP zulässt. Erfolgversprechend ist die Behandlung insbesondere bei Betroffenen mit einem Plattenepithelkarzinom.
Hat sich der Krebs bereits so weit im Körper ausgebreitet, dass keine Heilung mehr möglich ist, kommen palliative Behandlungsmaßnahmen zum Einsatz. Sie können die Beschwerden der Betroffenen lindern, ihre Lebensqualität verbessern und das Fortschreiten der Krankheit hinauszögern. Infrage kommen dafür unter anderem Chemotherapien, Strahlentherapien und zielgerichtete Medikamente.
Heilungschancen häufig ungünstig
Da die Erkrankung oft erst spät entdeckt wird, sind die Heilungschancen bei Speiseröhrenkrebs häufig ungünstig. Nur knapp jeder dritte Tumor wird nach Angaben des Robert Koch-Instituts in einem noch frühen Stadium diagnostiziert.
Ernährung: Entscheidende Bedeutung vor, während und nach der Behandlung
Die Ernährung spielt bei Speiseröhrenkrebs eine bedeutende Rolle. Durch Beschwerden wie Schluckprobleme und Appetitlosigkeit leiden Betroffene häufig schon vor der anstrengenden Therapie unter Mangelernährung und Gewichtsverlust. Entsprechend wichtig ist eine ernährungsmedizinische Beratung und Versorgung während der Behandlung - gegebenenfalls auch schon früher, um die Patientinnen und Patienten körperlich auf eine anstehende Operation vorzubereiten.
Müssen die Speiseröhre und eventuell auch Teile des Magens entfernt werden, hat das wiederum gravierende Folgen für die Nahrungsaufnahme und die Verdauung. Unmittelbar nach dem chirurgischen Eingriff erfolgt die Ernährung über eine Sonde. Anschließend kann mit Unterstützung von Ernährungsberaterinnen oder Ernährungsberatern ein gesunder Kostaufbau beginnen - langsam und an die neuen körperlichen Gegebenheiten sowie den Heilungsfortschritt angepasst.
Nachsorge und Rehabilitation bei Speiseröhrenkrebs
Die Speiseröhrenkrebsbehandlung ist für die Betroffenen eine enorme körperliche und seelische Belastung. Auch im Anschluss an die eigentliche Therapie wird ihr Gesundheitszustand engmaschig überwacht. Ziel der Nachsorge ist es unter anderem eine ausreichende Ernährung sicherzustellen. Regelmäßige Arzt- und Kliniktermine dienen außerdem dazu, einen Rückfall frühzeitig zu erkennen, gesundheitliche Folgen der vorangegangenen Therapie zu behandeln und den Patientinnen und Patienten bei Bedarf psychische Unterstützung zukommen zu lassen. Auch eine gezielte Rehabilitation kann Betroffene dabei unterstützen, wieder gesund zu werden.