Semesterbeginn an Norddeutschlands Unis in Krisenzeiten
Inflation und steigende Energiekosten, dazu gekürzte Mittel und eine mögliche nächste Corona-Welle: Zum Start ins Wintersemester wachsen die Sorgen bei Hochschulen und Studierenden.
Die Hochschulen und Universitäten im Norden starten in ein neues Semester. Für viele Studierende bedeutet das: Die Rückkehr in die Unistädte, sich wieder mit Freunden zu treffen und natürlich wieder in Vorlesungen und Seminaren sitzen. Doch die Krisen unserer Zeit sind spürbar: Inflation, steigende Gaspreise, ein drohender Corona-Herbst. Für viele Studierende und Lehrkräfte - wie etwa in Göttingen - stehen viele Unsicherheiten am Horizont des nahenden Semesters.
Noch hat das Semester an der Georg-August Universität in Göttingen nicht angefangen. Dafür sitzen schon einige Studierende auf den Steinstufen des Campus und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Jahres. Doch so idyllisch wie es scheint, beginnt für viele Studierende das Semester erst einmal nicht.
Studieren am Existenzminimum
Die 21-jährige Vanessa Bokelmann etwa schaut mit Sorge auf das nächste Semester und sagt: "Ich lebe gerade an der Existenz-Grenze". Sie habe Probleme mit dem BAföG-Amt. "Ich bekomme jetzt vielleicht 50 Euro mehr, aber das geht direkt in die Gaspreise rein und alles wird teurer", schildert die Geschichtsstudentin. "Ich kann es mir gerade nicht leisten zu leben. Ich muss mehr nebenbei arbeiten und das ist total anstrengend - ich habe weniger Energie fürs nächste Semester."
Das Bundesforschungsministerium hat kürzlich Fördergelder für Universitäten deutlich gekürzt. Das merkt auch Vanessa Bokelmann. Sie hat eine wissenschaftliche Hilfsstelle an der Universität. "Wir haben große Probleme mit unseren Arbeitsverträgen. Es wird total viel gekürzt", sagt Bokelmann. "Wir können die wissenschaftliche Arbeit nicht mehr stemmen, alle sind überlastet und sehr unzufrieden."
Hauptprobleme: Steigende Energiekosten und Mittelkürzungen
Leonie Gehf macht gerade ihren Master in Agrarwissenschaften an der Uni in Göttingen. Sie hat bisher keine Probleme in ihrem Nebenjob an der Uni. Ein Rausschmiss wurde ihr bislang nicht angedroht. Doch die steigenden Gaspreise machen auch ihr Sorgen. Obwohl sie sich sonst keine Gedanken um ihre Miete machen muss: "Ich habe das Glück, dass ich auf dem Land wohne und eine relativ geringe Miete zahle und nur nach Göttingen pendle. Wenn ich mir vorstelle, im März eine fette Nachzahlung zu bekommen, kriege ich da schon ein bisschen Angst."
Auch für Maxim Bunin sind die Gaspreise momentan das drängendste Problem. Für den Politikstudenten ist die Situation nicht einfach: "Das Thema Gas ist etwas, worüber in der WG und im Freundeskreis viel geredet wird. Alle haben in den letzten Wochen und Monaten Stress mit Geld, mit BAföG und Jobs."
Sorgen vor erneuter Schließung wegen Corona
Die drohende Corona-Welle im Herbst macht den Studierenden zusätzlich Sorgen. Für die Geschichtsstudentin Vanessa wäre eine Schließung der Hochschulen eine Katastrophe. Sie hofft, dass die Uni offen bleibt, denn bislang hat sie "eigentlich nur unter Corona-Bedingungen studiert".
Zunächst findet die Lehre an den norddeutschen Universitäten aber in Präsenz statt. Trotzdem wird das neue Semester wohl für viele Studierende einige Herausforderungen mit sich bringen.
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