Pathos. Schostakowitsch und Tschaikowsky im Sinfoniekonzert
Mit Pathos: Geiger Leonidas Kavakos und die NDR Radiophilharmonie spielen unter der Leitung von Stanislav Kochanovsky. Auf dem Programm: Schostakowitschs "Oktober", das Violinkonzert Nr. 2 und Tschaikowskys "Pathétique".
Leid und Triumph - in der Geschichte Russlands liegen sie oft direkt nebeneinander. Die Komponisten unseres 2. Sinfoniekonzerts C können ein Lied davon singen: Dmitrij Schostakowitsch, der sich immer wieder zu Konzessionen an die staatliche Führung gezwungen sah und seine wahren Gefühle versteckt äußern musste, etwa im packenden Violinkonzert Nr. 2. Oder Peter Tschaikowsky, der trotz großer Erfolge ein Leben lang unter den Zwängen der zaristischen Gesellschaft litt. Seine Sinfonie Nr. 6 "Pathétique" erzählt davon.
Konzerteinführung
Als kurzweilige Vorbereitung auf die Konzerte empfehlen wir Ihnen die Konzerteinführung "Auftakt mit Edelmann & Cello", um 19 Uhr im Großen Sendesaal.
Das Dilemma des Künstlers - Dmitrij Schostakowitsch
Komponistinnen und Komponisten, Musikerinnen und Musiker – im heutigen Russland arbeiten sie unter ähnlichen Einschränkungen und schweren Bedingungen wie zu Sowjetzeiten. Schostakowitschs künstlerisches Dilemma kommt in zwei Werken aus dem Jahr 1967 auf beklemmende Weise zum Ausdruck: hier die Sinfonische Dichtung "Oktober", offizieller Beitrag des Komponisten zur Feier der Oktoberrevolution; dort das von Schmerz und Verlust geprägte Violinkonzert Nr. 2, ein imaginärer Dialog mit sich selbst.
Ein kurioser Rechenfehler: Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2
Für die Uraufführung des Violinkonzerts sorgte kein Geringerer als die in Odessa geborene Geigenlegende David Oistrach. Ihm ist das Werk auch gewidmet, und zwar zum 60. Geburtstag. Allerdings wurde Oistrach 1967 erst 59 Jahre alt - ein kurioses Versehen des Komponisten. Bei der NDR Radiophilharmonie schlüpft einer der vielseitigsten Geiger unserer Zeit in die Rolle des vermeintlichen Jubilars: der Grieche Leonidas Kavakos.
Blick ins Innere: die "Pathétique" von Tschaikowsky
Tschaikowsky war 53 Jahre alt, als er an der Cholera starb. Bis heute sind die genauen Todesumstände nicht restlos geklärt. Fest steht, dass sein letztes Werk, die nur neun Tage vor seinem Tod uraufgeführte Sinfonie Nr. 6, viel über ihn und sein Leben erzählt. Ein instrumentales Requiem, so hat er sie selbst genannt. Ein emotionaler Rückblick auf innere Kämpfe, hochfliegende Pläne und die Erkenntnis, als homosexueller Künstler in der zaristischen Gesellschaft immer ein Außenseiter zu bleiben. Einen so schonungslosen Blick ins eigene Innere hat ein Komponist selten gewährt.