"Hoffnung auf das Leben": Kabuler Künstlerin in Rostock
Die Ausstellung mit Bildern der afghanischen Künstlerin Hafiza Qasimi sind vom 13. Januar bis 25. April 2025 beim Verein migra in Rostock zu sehen.
Viele Menschen, die ihre Heimatländer verlassen mussten, wollen hierzulande die Sprache lernen und eine Arbeit finden. Oft kommt aber ihr Sozialleben zu kurz. Viele trauen sich nicht, ihren Hobbys nachzugehen. Eine Plattform bietet der Verein migra in Rostock. Der stellt Künstlerinnen und Künstlern seine Räumlichkeiten für Ausstellungen zur Verfügung. Am Montag hat die afghanische Malerin Hafiza Qasimi in der sogenannten Kleinen Interkulturellen Galerie ihre Ausstellung eröffnet - mit Bildern, die die Situation afghanischer Frauen zeigen.
Hafiza Qasimi: Bilder zwischen Hoffnung und Verzweiflung
In den Fluren des migra e.V. ist viel los. Dort eröffnet Hafiza Qasimi ihre Ausstellung mit Bildern zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Viele davon hat sie in ihrer Heimat Afghanistan gemalt. Dort war sie als Künstlerin mit einer Galerie in Kabul aktiv. Dann seien die Taliban gekommen, berichtet Qasimi und hätten ihre Galerie geschlossen. "Sie haben ein paar meiner Bilder kaputt gemacht. Das war so traurig, ich habe ich den ganzen Tag geweint", berichtet die Künstlerin.
Flucht im August 2022 nach Deutschland
Sie muss untertauchen, als die Taliban im August 2022 die Macht übernehmen und sie suchen. Ihr Bruder Mohammad Aman Anosh ist zu diesem Zeitpunkt bereits in Deutschland, weil auch er fliehen musste: "Damals waren schon viele Frauen auf die Straße gegangen." Viele von ihnen seien als Frauenrechtsaktivisten umgekommen, berichtet der Bruder: "Das war auch meine Angst, dass sie irgendwie was macht, was ihr Leben in Gefahr bringt." Mit dem Malen aufzuhören, das war für Hafiza Qasimi selbst im Versteck keine Option.
Das Malen aufzugeben hätte bedeutet: "Die Taliban haben gewonnen", sagt Qasimi. "Die Frauen haben mich mutig gemacht. Ich habe gedacht - okay - jetzt habe ich die Farbe. Mit der kann ich kämpfen und die Frauen in Afghanistan unterstützen. Deswegen habe ich weiter gemalt."
Originale im Garten der Eltern verbrannt
Ihr Bruder kämpft anderthalb Jahre lang dafür, dass sie nach Deutschland kommen kann. Hier angekommen, organisieren die Geschwister gemeinsam Ausstellungen in Rostock, Wismar, Münster und nun erneut in Rostock beim Verein migra. Viele Bilder, die hier die Wände zieren, sind aber nur Fotografien der eigentlichen Werke, so Hafiza Qasimi.
"Die Originale habe ich alle verbrannt" sagt sie - wegen der Taliban. Das war in einem Erdloch hinter dem Haus ihrer Eltern. Denn die Taliban gingen von Haus zu Haus - auch auf der Suche nach Kunst. Sie sagt, die Taliban mögen weder "Musik noch das Malen. Wir haben das Wort 'haram'. 'Haram' bedeutet, im Islam ist das verboten."
Ungerechtigkeiten in der Kunst verarbeitet
Afghanischen Frauen dürfen nicht ohne Mann das Haus verlassen, arbeiten oder zur Schule gehen. Diese Ungerechtigkeit verarbeitet Hafiza Qasimi mit ihrer Kunst. In einem Bild sind dort, wo sonst Augen aus der Burka blicken, Gitterstäben zu sehen. Hindurch greift eine Hand nach Freiheit.
Ein anderes Bild zeigt ein Brautkleid. Der Rockteil ist wie ein Käfig dargestellt, in dem ein kleines Mädchen kauert. "Diese Kleid ist für jede junge Frau ein Traum. Aber für dieses kleine Mädchen ist es egal, wie schön diese Kleidung ist, denn es ist nicht die Zeit zum Heiraten. Sie ist so klein. Sie dachte über die Schule nach und wollte mit Freunden spielen, aber sie dachte nicht ans Heiraten. Das war so traurig", sagt Künstlerin Hafiza Qasimi.
Viele Bilder machen auch Hoffnung. Sie zeigen Frauen mit unverhülltem Lächeln, deren Haar frei im Wind weht. An den Haarspitzen sprießen Knospen, die gen Freiheit wachsen. Eine Freiheit, die Hafiza Qasimi in Deutschland schätzt. Dort, wo sie weiterhin Ausstellungen plant und vielleicht ein Studium beginnt. Entweder in der Kunst oder sogar in der Informatik. Denn im Gegensatz zu Frauen ihrer Heimat, stehen ihr nun mehr Wege offen.
"Hoffnung auf das Leben": Kabuler Künstlerin in Rostock
Die Bilder der afghanischen Künstlerin Hafiza Qasimi zwischen Hoffnung und Verzweiflung sind bis 25. April beim Verein migra in Rostock zu sehen.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Kleinen Interkulturellen Galerie bei migra e.V.
Waldemarstr. 32
18057 Rostock
- Öffnungszeiten:
- Montag, Mittwoch und Donnerstag
- Hinweis:
- Der Eintritt ist kostenlos