Platt Poetry Slam: Achim Kußmann siegt auf Lüttenheid
Vier Plattschnackers, zwei davon noch neu auf der plattdeutschen Poetry-Slam-Bühne, zwei schon mit viel Erfahrung: Am Ende setzte sich mit Achim Kußmann ein Routinier gegen Newcomerin Marie Sophie Koop durch.
Da war wirklich alles dabei: Von Reimen bis Prosa, von Nacktschnecken über Geister, von Mobbing bis hin zu Freundschaften, die in die Brüche gehen: Die vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Platt Poetry Slam am Freitagabend auf der Heider Museumsinsel Lüttenheid wussten genau, wie sie das Publikum bestens unterhalten können.
"Een seggt ümmer, bi'n Slam kann allens passeern. Aver hüüt is ok meist allens passeert!", lässt auch Moderator Helge Albrecht den Abend Revue passieren. Marie Sophie Koop, Ines Barber, Tim Jürgensen und Achim Kußmann standen mit ihren Texten auf der Bühne, traten zunächst in zwei Vorrunden gegeneinander an.
In Klaus Groths Heimat muss man einfach reimen
Ines Barber, die auch schon beim ersten Platt Poetry Slam in Husum vor zwölf Jahren angetreten war, eröffnete ihre Vorträge mit vier Gedichten in Reimform - was anderes als Lyrik sei dafür auch gar nicht in Frage gekommen: "Ik meen, hallo?! Wi sünd hier in Heid bi Klaus Groth tohuus, dor mutt ik ok Gedichten vördrägen!", so die Autorin.
In der zweiten Runde dann aber komplette Kehrtwende: "Se hett in ehr tweete Optritt een kumplett afdreihte Science-Fiction-Geschicht över Snicken in Garden performt", erzählt Helge Albrecht.
Schauergeschichten aus Dörfern in der Probstei
Tim Jürgensen ist in Sachen Poetry Slam ein echter Profi, stand schon im Finale der Deutschen und der Landesmeisterschaften - allerdings immer auf Hochdeutsch. Seine plattdeutsche Premiere feierte der Schauspieler dann im Mai beim Wettbewerb in Flensburg, zog damals direkt ins Finale ein.
Das hat dieses Mal zwar nicht geklappt, seine gereimten Schauergeschichten aus fiktiven Dörfern in der Probstei kamen aber dennoch bei vielen im Publikum sehr gut an, wie ein Zuschauer in der Pause verriet: "Mi hett de Geschicht vun Laboe an'n besten gefullen, dat funn ik ganz witzig, wie he dat vordragen hett. He is mien Favorit, bit jetzt!"
Im Finale: Ernst und nachdenklich gegen lustige Mitmachgeschichte
Ins Finale schaffen es schließlich Achim Kußmann und Marie Sophie Koop. Sie gab genau wie Tim Jürgensen im Mai ihr Debüt beim Platt Poetry Slam, kündigte damals schon an, dass sie das gern öfter machen würde. Nachdem sie in den Vorrunden zwei sehr unterschiedliche Texte vorgetragen hatte - einen ernsten und eine märchenhafte, KI-basierte Schöpfungsgeschichte - entschied sie sich in der Endrunde wieder für einen ernsten Text.
Darin geht es um Gesche, ein junges Mädchen, das in der Schule schlimmes Mobbing erleidet und versucht, einen Weg zu finden, damit klarzukommen. Poetisch geschrieben, rührend vorgetragen - und doch fuhr Achim Kußmann den lauteren Applaus ein.
Viel Respekt für die Texte der Kontrahenten
Er brauchte für seinen Text "Wattwannern op veer Pooten" Hilfe vom Publikum: Ein Jäger oder eine Jägerin wurde gesucht für die spontane Hauptrolle seiner Geschichte. Und, zu Achim Kußmanns großem Glück, fand sich auch schnell jemand: Erik aus Flensburg, der zwar kein Jäger ist, aber Jäger mit Nachnamen heißt - das zähle natürlich auch, so der Slamkünstler.
Am Ende klatschte das Publikum zwar lauter für die Geschichte rund um den Fuchs auf Gänsejagd, kürte Achim Kußmann damit zum Sieger. Der zollte seiner Finalkontrahentin aber großen Respekt für ihre Texte: "Ik harr nich de Moot, so to schrieven. Un ik finn dat super, wenn mol Lüüd kaamt un disse eernsten Themen anpackt un de op Plattdüütsch vördregen. Ik warr mi dor villich mol ne Schiev vun afschneden", kündigt er an - und kann das beim nächsten Platt Poetry Slam als Titelverteidiger unter Beweis stellen.