Sopranist Maayan Licht: Mit Leidenschaft von Barock bis Techno
Nur sehr wenige Männer singen im Sopran. Der 30-Jährige Maayan Licht aus Tel Aviv ist ein Meister seines Fachs. Er singt am Oldenburgischen Staatstheater die Hauptrolle in der Händeloper "Xerxes" und macht auch gerne Techno-Musik mit seiner Band.
König Xerxes in Militäruniform umarmt einen Vorhang der von der Bühnendecke hängt. Dabei singt er die berühmte Arie "Ombra mai fu" über die Schönheit einer Platane. Als brutaler König Xerxes gerät der Sänger Maayan Licht aber auch in Rage und wirft mit Dingen um sich. Der Moment der Wut und danach die, wie er sagt, traumhafte Arie sind seine Lieblingsmomente. "Ich verbinde mich mit meinem Herzen und meiner Seele. Ich bin immer kurz davor, zu weinen. Am Schluss geht das Licht aus und ich denke, oh mein Gott, ich will, dass meine Mama mich umarmt. Ich liebe es wirklich."
Maayan Licht sang erst Popmusik, dann Barockoper
Der Sänger ist in der Nähe von Tel Aviv geboren. Bereits als Zweijähriger hat er das Piepsen der Mikrowelle imitiert, sagt er, da sei schon allen klar gewesen, dass er Sänger werden würde. Zuerst sang er Pop-Musik immer schon in einer Frauenlage. Dann hat er mit 18 Jahren angefangen mit Gesangsunterricht. Seine Lehrerin in Israel hat zuerst seinen Tonumfang getestet, erzählt er. Sie wollte, dass er immer höhere Töne singt: "Sie war ganz aufgeregt, weil ich so hoch singen konnte, und sagte: 'Lass das mit der Popmusik!' Dann brachte sie mir die Oper näher. Ich wusste nicht, dass ich mich auf Barockoper spezialisieren kann. Sie hat meine Augen und mein Herz für diese Kunstform geöffnet." Dafür sei er ihr dankbar.
Seitdem hat ihn die Barockoper nicht wieder losgelassen. Er hat am Konservatorium in Amsterdam ein Gesangsstudium in Alter Musik abgeschlossen und bereits zahlreiche Preise gewonnen. Sich selbst bezeichnet er als besessen von der Musik. Er liebt die Ornamente in der Musik - besonders die Triller. "Dafür braucht man Beweglichkeit in der Kehle, auch deshalb habe ich mich auf Barock spezialisiert. Da kann ich alle diese verrückten Dinge mit der Stimme und der Kehle machen." Es sei eine Mischung aus Virtuosität, Ornamenten und Emotionalität.
Barock und Techno vereint
Der 30-Jährige ist offen für Experimente. Ein Kommilitone aus Amsterdam hat ihn gefragt, ob der beim Projekt "Technopera" mitmachen möchte - einer Mischung aus Oper und Techno. Barock verbunden mit moderner Musik, das gefiel ihm. Er startete mit einem Klagegesang aus der Oper "Dido und Aeneas" von Henry Purcell. Trauriger Gesang und Tanzmusik - für ihn passt das gut zusammen. "In der ganzen Techno-Musik in den Clubs sind die Melodien ziemlich traurig. Ich habe sehr genau hingehört. Wenn man aber den Beat dazu macht, werden die traurigsten Melodien zu Tanzmusik."
Maayan Licht hat Leichtigkeit und Eleganz in der Stimme
Für Techno hat der Sopranist allerdings kaum Zeit. Er hat viele Opern-Engagements und reist dafür herum. Das Spiel mit den Geschlechterrollen ist in der Barockoper weit verbreitet. Der Intendant des Oldenburgischen Staatstheaters Georg Heckel hat den Sopranisten für die Oper "Xerxes" gebucht, weil er genau zur Idee der Inszenierung passt. "Das Wunder ist die Geschlechterverwechslung. Wie kann jemand so singen, der nicht so spricht? Der männliche Sopranist hat diese Leichtigkeit und Eleganz von diesen leichten und hellen Sopranstimmen, gepaart mit einer etwas anderen Stimmfarbe, etwas heller in der Ausprägung. Dadurch ist sie auch erkennbar als männlicher Sopran." Der Sopranist Maayan Licht ist noch bis zum 9. Juni am Oldenburgischen Staatstheater in der Oper "Xerxes" zu sehen.