Märchen über Zeit: Paulina Hobratschk als "Momo" in Oldenburg
Paulina Hobratschk spielt die Hauptrolle im Stück "Momo" am Oldenburgischen Staatstheater. Die Geschichte von Michael Ende ist als Weihnachtsmärchen für Familien an Theatern gerade auch in Hannover, Braunschweig und Rostock zu sehen.
Große Träger von Baugerüsten pendeln über die Bühne am Oldenburgischen Staatstheater von oben und auch aus dem Boden - aufeinander abgestimmt wie ein Uhrwerk. Momo läuft mutig dazwischen durch - immer der Schildkröte Kassiopeia hinterher.
Meister Hora: Kassiopeia, hast Du mir Momo mitgebracht?
Momo: Hier bin ich!
Meister Hora: Herzlich willkommen im Nirgendhaus. Ich bin Meister Sekundus Minutius Hora.
Momo: Hast Du mich wirklich erwartet?
Meister Hora: Aber gewiss.
Bühnenzitat
Hauptrolle mit eigenen Herausforderungen
Paulina Hobratschk spielt Momo mit staunendem Blick und viel Neugierde. Ein Kind darzustellen, ist der 26-Jährigen zuerst schwergefallen, sagt sie. Aber dann hat sie sich mit der Regisseurin darüber ausgetauscht und festgestellt, dass es hauptsächlich darum geht, die Eigenschaften von einem Kind zu spielen, erzählt sie. "Wie nimmt ein Kind die Welt wahr, mit einer Offenheit, oder mit einer Naivität. Eine positive Naivität. Sie hat keine Vorurteile und sie geht komplett offen an alles ran."
Die Rolle der Momo bringt noch eine ganz andere Herausforderung mit sich, erzählt Hobratschk. Denn in der Hauptrolle ist die Schauspielerin lange auf der Bühne. Momo spricht aber eher wenig. Ihre Eigenart: das aktive Zuhören. "Wie spiele ich eine Person, die kaum Text hat und sehr viel zuhört. Irgendwas muss ich ja machen und das ist mir echt schwer gefallen am Anfang." Manchmal steht Hobratschk als Momo dann einfach nur da und hört zu, sagt sie, und das funktioniert.
Kapitalismuskritik und Philosophie
Durch das Zuhören erreicht Momo viel. Sie entlockt den "Grauen Herren" in der Geschichte deren böses Geheimnis: dass sie den Menschen die Zeit stehlen! Hobratschk hat "Momo" als Kind im Film gesehen. Damals war das für sie eine von vielen Geschichten. Jetzt aber hat sie das Buch gelesen und war gleich "gefesselt". Sie hat viel Spannendes darin entdeckt: Kapitalismuskritik und philosophische Gedanken - schön verpackt für Kinder, wie sie sagt. Das Stück lasse einen mit der Frage zurück, wie wir unsere Zeit nutzen sollen. "Ich hoffe, dass sich auch Kinder diese Frage stellen - gerade jetzt in der Weihnachtszeit und dass wir da wirklich mal darauf achtgeben: Muss man immer so viel kaufen? Kann man nicht irgendwelche Ausflüge zusammen machen? Und dass wir nicht diesem Konsum verfallen."
Viel Zeit, Momo kennenzulernen
Die 26-Jährige hat bisher in mehreren Filmen und Serien mitgespielt, darunter "Sturm der Liebe". Dann studierte sie an der Theaterakademie August Everding in München. Direkt danach in diesem Herbst ist sie für zwei Jahre vom Oldenburgischen Staatstheater engagiert worden. "Momo" ist ihr erstes Weihnachtsmärchen. Ein ganz anderes Arbeiten als am Filmset, erzählt sie. Denn beim Film komme oft Zeitdruck auf, wenn beispielsweise eine Szene fertig gedreht werden muss und etwas nicht sofort klappt. "Beim Theater ist Zeit", betont sie. "Klar, da hat man die Probenwochen und da kommt auch manchmal Zeitdruck auf, gerade in den Endproben, aber eigentlich hat man Zeit. Auch während der Vorstellungen hat man Zeit", erklärt die Schauspielerin. Jetzt habe ich 26 Mal Zeit, Momo noch näher kennenzulernen und das finde ich sehr schön."
Sie ist gespannt, was sie noch in der Figur entdecken wird, wenn sie sie ganz oft gespielt hat, sagt sie. Bis Weihnachten wird sie sich teilweise sogar zweimal am Tag auf der Bühne in die Figur vertiefen.