Hamburger Staatsoper: Spektakuläre Pläne für die neue Saison
Das neue Führungsteam hat am Mittwoch seine spektakulären Pläne für die Saison 2025/2026 vorgestellt. Mit dabei ist eine Trump-Oper - und der Kinderklassiker "Peter und der Wolf" soll auf St. Pauli im Schmidt's Tivoli aufgeführt werden.
Die drei neuen Leiter der Staatsoper Hamburg - Ballettintendant Demis Volpi, der kürzlich preisgekrönte Opernintendant Tobias Kratzer und Generalmusikdirektor Omer Meir Wellber haben in der Hansestadt ihre erste gemeinsame Spielzeit 2025/26 vorgestellt: So ein Opern-Programm hat Hamburg noch nicht gesehen.
Tobis Kratzer: Publikum sucht nach sinnlichen Eindrücken
Es gibt nur wenig bekannte Opernnamen, dafür viele Experimente und Überraschungen, zum Beispiel zum Start ein Oratorium von Schumann, eine Trump-Oper mit dem Titel "Monster’s Paradise" von Olga Neuwirth mit einem Text von Elfriede Jelinek, oder ein Abend mit einer Mischung aus unbekannteren Mozart-Stücken.
Beim neuen Intendanten Tobias Kratzer ist das Experiment Programm: "Die Zeiten, in denen ein bekannter Titel, weil es ein bekannter Titel ist, das Publikum anlockt, sind ein bisschen vorbei. Es ist ein Bildungsbürgertum, das bei den sogenannten ABC-Waffen 'Aida, Boheme, Carmen' auf jeden Fall für volle Häuser sorgt, das es nicht mehr so gibt. Das Publikum will angesprochen werden von einem Projekt, das etwas mit ihnen zu tun hat, und was danach einen sinnlichen Eindruck hinterlässt." Das geplante Programm biete den Besucherinnen und Besuchern Kunsterlebnisse, "die es so wahrscheinlich noch nie gab", meinte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) beim Pressetermin.
Oper für Kinder ist Chefsache - und soll auch Erwachsene erreichen
Oper für Kinder ist bei Kratzer künftig Chefsache. Auch große Namen sollen bei Kinderstücken singen. "Darüber erhoffe ich mir, dass wir das Haus rappelvoll mit Kindern und Jugendlichen haben, und dass auch Erwachsene eine Seitentür zu dieser Musik finden", so der Opernintendant. "Deshalb haben wir auch einen Nachmittag 'Stockhausen für Kinder', der vielleicht auch manchem erwachsenen Besucher die Angst vor dem Avantgarde-Komponisten nimmt."
Ältere Inszenierungen aus dem Repertoire sollen künftig nicht einfach nur wiederholt, sondern auch mit einem Begleitprogramm erklärt werden. Kratzer: "Zum Beispiel bei Madama Butterfly - da hören Sie vielleicht im Stück den Exotismus Puccinis, der immer so etwas Kolonialistisches an sich hat, werden dann aber in der Pause mit einem japanischen Originalklang und vielleicht mit einer Diskussionsveranstaltung über das Frauenbild zu Beginn des 20 Jahrhunderts konfrontiert."
"Peter und der Wolf" auf St. Pauli - als Stück über Mucki Pinzner
Spektakulär wird auch die Zusammenarbeit des Philharmonischen Staatsorchesters mit dem Schmidt's Tivoli an der Reeperbahn. Der künftige Generalmusikdirektor Omer Meir Wellber lässt den Klassiker "Peter und der Wolf" auf St. Pauli spielen und macht daraus ein Kiez-Stück über den Auftragskiller Mucki Pinzner.
Das Programm verspricht einen Paradigmenwechsel in der Hamburger Opernlandschaft. Kratzer will an die legendären Zeiten der Intendanz Rolf Liebermanns anknüpfen und auch mit einem neuen Staatsopern-Logo sowie stärkerer Zusammenarbeit zwischen Orchester und Ballett und Oper einen neuen Stellenwert der Staatsoper in der Gesellschaft anschieben. Kultursenator Carsten Brosda sieht mit dem neuen Leitungsteam die Oper auf einem guten Weg. "Ich finde, man spürt einfach einen Energiestoß, der da drin ist, und eine Lust und Leidenschaft, Oper neu zu denken", so Brosda. "Das wird der Oper gut tun, und das wird ganz viele Menschen auch begeistern, die sich fragen: Ist Oper überhaupt etwas für mich? Wer da sein wird, wird merken: Auf jeden Fall!"
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