Hamburgs Ballettchef Demis Volpi: Proben, Pingpong und Premierenfieber
Am Sonnabend steht die erste Premiere von Hamburgs neuem Ballett-Intendanten Demis Volpi an. Eine nicht ganz unwichtige Rolle bei den Proben zu "The Times Are Racing" spielt ein Sportgerät, das Volpi aus Düsseldorf mitgebracht hat.
Ungewohnte Geräusche im Ballettzentrum: Es wird Tischtennis gespielt, unten bei den Garderoben steht eine neue blaue Platte. Sie ist mit angereist aus Düsseldorf, der alten Heimat des neuen Intendanten. "Das wird gerne in Anspruch genommen", erzählt Demis Volpi lachend.
Freude über erfolgreiche Ballettwerkstatt
Die Stimmung ist also gut. Noch hallt möglicherweise auch die erste erfolgreiche Ballettwerkstatt nach. Für die gab es viele Glückwünsche. "Ein paar Karten sind angekommen - und leckere Schokolade", sagt Volpi und lacht wieder. "Ich freue mich natürlich darüber. Aber ich muss auch sagen, dass das der Erfolg von sehr vielen Menschen war, nicht nur meiner. Ich stehe stellvertretend für alle da."
Wenn nicht Tischtennis gespielt wird, wird geprobt. Es geht um feinste Detailarbeit, schließlich ist in wenigen Tagen die zweite, noch größere Sache nach der Ballettwerkstatt: Premierenabend!
Demis Volpi choreografiert "The thing with feathers"
Volle Konzentration im Ballettsaal Petipa. Mit seiner Choreografie für "The thing with feathers" stellt sich Demis Volpi dem Hamburger Publikum vor. Das Stück wurde bereits in Düsseldorf gezeigt. Jetzt hat er es mit seiner neuen Compagnie, dem Hamburg Ballett, erarbeitet. "Es ist ein großer Genuss zu sehen, wie das Stück auch weiter wächst in ihren Händen", so der Ballettchef.
Für den großen Premierenabend hat sich die Compagnie allerdings nicht nur mit einer neuen Tanzsprache befasst. Drei weitere Stücke sind zu erleben: von Pina Bausch, Hans van Manen und Justin Peck. "Alle vier Stücke haben gemeinsam, dass sie aus einer Tradition kommen, aber jeweils in eine ganz eigene Richtung gehen", erklärt Volpi. "Ich denke, dass sich ein Bogen spannt über den ganzen Abend, so dass man anfängt darüber nachzudenken, was die Gemeinsamkeiten und was die Kontraste sind."
"The Times Are Racing": Rasante Reise durch die Tanzgeschichte
Zu sehen ist eine rasante Reise durch die Tanzgeschichte. Sie startet mit "Adagio" von Pina Bausch. Nach 50 Jahren wird das Stück zum ersten Mal wieder gezeigt. Einstudiert von Jo Ann Endicott, die damals selbst als Tänzerin dabei war. Von der Choreografie von 1974 gibt es nur einen Schwarz-Weiß-Film. Der läuft bei der Probe - damit immer wieder gecheckt werden kann: Stehen alle genau hintereinander? Bei welchem Takt startet die Hebung? Wie lange wird eine bestimmte Position gehalten?
"Mich interessiert nicht, wie die Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt" lautet ein berühmter Satz von Pina Bausch. Die Tanzenden sollen nicht in eine Rolle schlüpfen, sondern sie selbst sein. Nicht immer einfach, sagt Tänzer Lennard Giesenberg: "Man bekommt viele Korrekturen, ist in seinem Kopf unterwegs und versucht, alles genau zu machen. Dann verliert man eigentlich so ein bisschen dieses man selbst sein. Aber ich denke, es ist auf jeden Fall sehr wichtig."
Aufgeregt ist er vor der Premiere jedenfalls nicht. "Noch nicht", sagt der 24-Jährige, der bis dahin sicher zwischen den Proben noch diverse Male an der Tischtennisplatte im Ballettzentrum stehen wird. "Wir sind alle im Tischtennisfieber", so Giesenberg. Das macht auch total Spaß!"