Neue Bücher 2025: Die interessantesten Neuerscheinungen
Auch in 2025 werden spannende Neuerscheinungen erwartet - darunter von den Buchpreisträgerinnen Antje Rávik Strubel und Kristine Bilkau. Musiker Bela B. Felsenheimer hat sein neuestes Buch "Fun" bereits veröffentlicht. Auf diese Bücher freut sich die Literaturredaktion von NDR Kultur.
Wolf Haas hat mit "Wackelkontakt" bereits einen neuen Roman geliefert, der bis zum finalen Kurzschluss spannend bleibt, Antje Rávik Strubel erzählt in "Der Einfluss der Fasane" von den Erregungsmechanismen unserer Zeit und Kristine Bilkau nimmt ihre Leserinnen und Leser in "Halbinsel" ins nordfriesische Wattenmeer. Auch Fußballer Christoph Kramer legt ein Buch vor, dem unvoreingenommen entgegengeblickt werden kann. In "Das Leben fing im Sommer an" erzählt er eine Coming-of-Age-Geschichte.
Chimamanda Ngozi Adichie: "Dream Count"
Nach Jahren endlich wieder ein Roman der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie. "Dream Count" erzählt die Geschichten von vier afrikanischen Frauen zwischen den USA und Nigeria. Es geht um Liebe, Verlust und den Wunsch nach Selbstbestimmung, um schmerzhafte Entscheidungen und unerwartete Wendungen. Ein kraftvolles Buch, das Fragen stellt, ohne einfache Antworten zu liefern.
Feridun Zaimoglu: "Sohn ohne Vater"
Feridun Zaimoglus neuestes Werk ist eine Mischung aus Schmerzensbuch und flirrendem Roadmovie. "Ich behaupte, in diesem Buch 'ich' zu sein, ich behaupte in diesem Buch, Zaimoglu zu sein", erzählt der Autor im Gespräch mit NDR Kultur. Um sich von seinem Vater zu verabschieden und der Mutter beizustehen, muss der Sohn in die Türkei reisen. Da er unter extremer Flugangst leidet und trotz Führerscheins nicht selbst Auto fährt, gestaltet sich das überraschend kompliziert. Schließlich organisieren Freunde die Fahrt mit einem Wohnmobil, einer setzt sich hinters Steuer, Zaimoglu daneben. "Die Trauer macht mich türkisch", heißt es an einer Stelle des Buches. "Sohn ohne Vater" ist ein zutiefst persönlicher Roman über Verlust, Liebe, Aufbruch und Ankommen - in einem neuen Lebensabschnitt, in einer neuen Heimat.
Takis Würger: "Für Polina"
Hannes und Polina sind seit der Kindheit befreundet. Hannes ist ein stilles Kind, Polina dagegen ist laut, lebhaft, frech, das genaue Gegenteil. Nach dem Tod von Hannes' Mutter, trennen sich ihre Wege. Später wird er versuchen, die Liebe seines Lebens mithilfe von Musik wiederzufinden...
Autor Takis Würger beherrscht die Klaviatur der Gefühle. Und genau das ist das Problem dieses überkonstruierten Buchs: Es ist ein Coming-of-Age-Roman wie am Reißbrett entworfen. Der Roman liest sich wie eine überkolorierte Fotografie, ohne jede Unschärfe, ohne Geheimnis. Es gibt keine Brüche, die nicht sofort von einem originellen Einfall übertüncht würden. So überschlagen sich die Bilder, die Figuren wirken wie aus dem Katalog. Dann aber, kurz vor dem Ende, greift er doch noch ans Herz.
Janine Adomeit: "Die erste halbe Stunde im Paradies"
Im Roman von Janine Adomeit geht es um ein Geschwisterpaar, dessen Mutter an Multipler Sklerose erkrankt ist. Die Flensburgerin erzählt bewegend, ohne Kitsch, nüchtern, voller menschlicher Wärme und leisem Witz. "Die erste halbe Stunde im Paradies" ist bei allem Leid auch ein tröstliches Buch. Man versteht sehr gut, was die Figuren durchmachen, und dadurch fühlt man sich auch selber ein bisschen verstanden und gesehen. Das macht diesen Roman außergewöhnlich.
Kathrin Weßling: "Sonnenhang"
Aufrichtig und kompromisslos schreibt Kathrin Weßling über das Nicht-mehr-jung-Sein, zerbrochene Lebensträume und darüber, dass man manchmal an den ungewöhnlichsten Orten Freundschaft findet.
Während ihre Freundinnen Kinder bekommen und Instagram eine einzige Happy-Wife-Happy-Life-Show zu sein scheint, sitzt Katharina in ihrer Wohnung und betäubt sich mit Arbeit und Trash-TV. Mit Ende 30 hat sie sich arrangiert mit diesem recht ereignislosen Leben, in dem noch alles möglich ist. Das zumindest glaubt sie, bis sie erfährt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Plötzlich fühlen sich die Nächte in Kneipen und die Tage am Schreibtisch nur noch sinnlos an. Dann nimmt sie eine ehrenamtliche Stelle in der Seniorenresidenz "Sonnenhang" an. Die Wochenenden bestehen nun aus Eierlikörschmuggel, Kniffeln und skurrilen, liebenswürdigen Begegnungen. Als die nächste große Entscheidung ansteht, muss Katharina sich fragen, was sie eigentlich will. Und ob sie nicht ganz unbemerkt schon längst gefunden hat, wonach sie so verzweifelt sucht.
Bela B. Felsenheimer: "Fun"
Der Drummer der Punk-Band Die Ärzte eroberte 2019 mit seinem Debütroman "Scharnow" die Bestsellerlisten - vor allem mit skurrilen Ideen, kreativen Plot-Ideen und jeder Menge Charme. Bela Bs neues Werk "Fun" handelt vom Machtmissbrauch durch eine Rockband - und erinnert damit auch an die Debatte um Till Lindemann und Rammstein. Die Männer von "Nabel Nabel" sind inzwischen Ende 40 und haben sich in ihrem misogynen Weltbild eingerichtet. Es ist harter, gewaltvoller Stoff, der teilweise verstörend zu lesen ist. Detailliert beschreibt er zum Beispiel, wie zwei der Nabels eine 18-Jährige gemeinsam vergewaltigen. Doch die Frau ist mutig und erstattet Anzeige. Hinzu kommen weitere Vorwürfe: Körperverletzung und der Einsatz von Drogen, um die Opfer gefügig zu machen. Am Ende erlaubt sich Felsenheimer Gerechtigkeit im Tarantino-Stil.
Julia Schoch: "Wild nach einem wilden Traum"
Dieses Buch ist der letzte Band der "Biographie einer Frau", und es geht um Liebe und Lust. Die Erzählerin blickt in eine Zeit zurück, in der sie als Dozentin Literatur lehrte. Dabei begegnete sie einem Katalanen und beginnt mit ihm eine Affäre. Danach stellt sie die Weichen neu und will als Schriftstellerin arbeiten.
Julia Schochs Schreiben wir gern das Label "Autofiktion" aufgeklebt. Die Autorin selbst versteht ihre Literatur aber anders: Nicht sie bedient sich der "Wirklichkeit", sondern indem sie erzählt, schafft sie eine neue Realität. "Wild nach einem wilden Traum" ist auch eine Geschichte über die Kraft des literarischen Schreibens.
Heinrich Breloer: "Ein tadelloses Glück"
Was ist nicht schon alles über Thomas Mann geschrieben worden? Wenn aber einer, wie Heinrich Breloer einmal zur Feder greift und diesen vielen Blicken auf den legendären Literaturnobelpreisträger aus Lübeck noch eine weitere Facette hinzufügt, dann lohnt sich die Lektüre allemal. Zumal Breloer mit seinen früheren Filmen "Buddenbrooks" und "Die Manns" als wahrer Mann-Experte gelten darf. Es geht Breloer um den jungen Thomas Mann, der nach seinem großen Erfolg von "Buddenbrooks" eine Familie gründet. Ein echter Pageturner.
Wolf Haas: "Wackelkontakt"
Franz Escher wartet bei sich zu Hause auf einen Elektriker und liest derweil ein Buch. Darin geht es um einen Mafioso, der als Kronzeuge im Gefängnis sitzt und dort ein Buch liest: Darin geht es um Franz Escher, der auf einen Elektriker wartet und derweil ein Buch liest. Völlig verrückt? Ja, oder eben einfach Wolf Haas, wie er schreibt und lebt. Ein Wackelkontakt, der herumwirbelt und Leserinnen und Leser heftig unter Strom setzt!
Jonas Lüscher: "Verzauberte Vorbestimmung"
Das Mensch-Maschine-Verhältnis ist für den Schweizer Autor Jonas Lüscher eine politische und gesellschaftliche Frage. "Gerade die Frage der KI ist so entscheidend, weil sich Technologien seit der Frühindustrialisierung nicht deswegen weiterentwickeln, weil sie uns per se weiterbringen oder uns zu besseren Menschen machen oder uns zu einem erfüllteren Leben führen, sondern weil sie die Produktivität erhöhen", sagt Lüscher bei "Der Norden liest". Als Ich-Erzähler verbindet Jonas Lüscher Erzählungen über Mensch-Maschine-Verbindungen in verschiedenen Ländern und Zeiten. Es geht um einen algerischen Soldaten beim ersten deutschen Giftgasangriff im Ersten Weltkrieg, einen französischen Briefträger, der mit der Technik des Steineaufschichtens einen Traumpalast errichtet und Weber in Böhmen, die gegen ihre Ausbeutung aufbegehren. "Verzauberte Vorbestimmung" ist ein komisches und dramatisches Spiegelkabinett der großen und kleinen Konflikte der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Jakob Hein: "Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste"

Der lustigste Psychiater der Welt hat wieder einen Roman geschrieben: Jakob Hein ist Mediziner und Schriftsteller. Seit Jahren führt der gebürtige Leipziger eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Berlin. Gleichzeitig verfasste er - inspiriert durch seine Arbeit als Psychiater - Bestseller-Romane wie "Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis" oder "Herr Jensen steigt aus". Sein neuer Roman ist eine Groteske, in der Cannabis- und Devisengeschäfte die deutsch-deutschen Beziehungen in den 1980er-Jahren in Aufruhr versetzen. In der Berliner Invalidenstraße, am Grenzübergang zwischen West und Ost, spielen sich tumultartige Szenen ab, aber anders, als man denkt: Die Leute wollen in den Osten! Die Lage wird brenzlig, aber Grischa hat einen Plan…
Katharina Hartwell: "Große Lieben"
Bislang ist Katharina Hartwell vor allem als Autorin fabelhafter Fantasyromane hervorgetreten und als Beschwörerin geheimnisvollen Grusels. Nun erzählt sie die Geschichte zweier Mädchen, die zu Frauen werden und sich auf diesem Wege fragen, wie das denn so ist mit der Identitätsfindung, Selbstverwirklichung und - Mutterschaft.
Christine Wunnicke: "Wachs"
Christine Wunnicke, die wunderbare Erzählerin scheinbar ferner Vergangenheiten, lockt uns jetzt mit einer Liebesgeschichte ins Frankreich des 18. Jahrhunderts. Als "federnd" und "raffiniert", als "intellektuell zutiefst vergnüglich", "pittoresk" und "grandios" hat die Kritik ihre bisherigen Romane bezeichnet. Es sollte uns nicht wundern, wenn nun noch einige überschwängliche Attribute hinzukommen.
Colum McCann: "Twist"

Tiefseekabel verbinden Menschen über Länder und Kontinente hinweg. Aber sie sind auch störungsanfällig und fragil. Darüber soll ein Journalist schreiben und begibt sich an Bord eines Schiffes. Natürlich kommt es zum Showdown auf hoher See. Was erst einmal wie ein Action-Thriller klingt, wird sicher viele weitere literarische Facetten haben, wenn der meisterliche Colum McCann darüber schreibt.
Antje Rávik Strubel: "Der Einfluss der Fasane"
Der neue Roman der Buchpreisträgerin von 2021 - und ein sehr gegenwärtiger: Er handelt von den Erregungsmechanismen unserer Zeit, davon, wie schnell aus Worten Gewalt, aus Kritik Schuld werden kann. Bei aller Schwere soll der Roman - verspricht der Verlag jedenfalls - doch auch leichtfüßig erzählt sein …
Katharina Hagena: "Flusslinien"
Ihre Familiengeschichte "Der Geschmack von Apfelkernen" begeisterte 2008 viele Leserinnen und Leser. Jetzt hat die in Hamburg lebende Autorin einen neuen Generationenroman geschrieben: Im Mittelpunkt stehen die hundertzweijährige Margrit, ihr Fahrer, ihre Enkelin - und zwölf frühsommerliche Tage an der Elbe.
Christoph Kramer: "Das Leben fing im Sommer an"
Da sind wir jetzt aber mal unvoreingenommen gespannt: Der Fußballprofi Christoph Kramer (Weltmeister von 2014), vielen auch als stets unterhaltsamer WM- und EM-Experte des ZDF bekannt, hat einen Coming-of-Age-Roman geschrieben. Es geht um die erste Liebe und eine Nacht, die alles verändert - großes Glück und große Verzweiflung ganz nah beieinander …
Martin Mosebach: "Die Richtige"
Der Großmeister des eleganten, ironischen Erzählens ist wieder da: Schon Mosebachs letzter Roman "Taube und Wildente" handelte von einem rätselhaften Kunstwerk. Jetzt erzählt der Büchnerpreisträger von einem Maler, der keine Grenzen kennt und keine Hemmungen, worunter seine Mitmenschen zu leiden haben.
Kristine Bilkau: "Halbinsel"
An einem kritischen Punkt im Leben müssen Mutter und Tochter die Lebenswirklichkeit der jeweils anderen neu verstehen lernen; dieser Versuch einer Annäherung spielt sich auf einer Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer ab, und weil das aus der Feder der in den letzten Jahren mit so wundervollen Romanen wie "Die Glücklichen" und "Eine Liebe, in Gedanken" hervorgetretenen Kristine Bilkau stammt, dürfen wir ein Meisterwerk voller Zartheit, Realismus und Identifikationspotenzial erwarten.
Alice Renard: "Hunger und Zorn"

Die Autorin ist selbst gerade einmal 22 Jahre alt. Die Protagonistin ihres Debütromans Isor ist noch ein Mädchen. Und sie ist anders als die allermeisten anderen Kinder: sie spricht nicht, sie lernt auch nicht und manchmal bricht Wut aus ihr hervor. Da begegnet sie bei ihren Streifzügen durch die Umgebung einem alten einsamen Mann. Es ist der Beginn einer außerordentlichen Freundschaft.
Katja Kullmann: "Stars"
Was tut man, wenn man vor seiner Wohnungstür einen Schuhkarton mit sehr viel Geld in Dollarnoten findet, Absender unbekannt? Die Autorin des Bestsellers "Generation Ally" lässt ihre Heldin, Hobby-Astrologin mit einem Brotjob in einer Möbelfirma, ihre Chance ergreifen. Ihre Karriere als Star-Astrologin ist nicht mehr aufzuhalten. Sie wirft einen tiefen Blick auf unsere Sehnsucht nach kosmischer Ordnung in krisenhaften Zeiten.
Paul Ruban: "Der Duft des Wals"

In Kanada hat die Geschichte von Judith und Hugo ein großes Publikum erreicht. Dabei ist "Der Duft des Wals" der erste Roman, den Paul Ruban veröffentlicht hat. Vor allem der bisweilen absurde Humor, mit der er seine Protagonisten versuchen lässt, mit einer Urlaubsreise ihre Ehe zu retten, während um sie herum eine Umweltkatastrophe droht, hat die Leserschaft in Kanada begeistert. Warum nicht auch in Deutschland?
Ronald Reng: "Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler"

Der beste deutschsprachige Fußballschriftsteller tut etwas Außergewöhnliches: Er legt ein Buch ganz ohne Fußball vor! Er erzählt davon, wie zwei Unternehmer, die etwas mehr als 100 Kilometer voneinander entfernt leben, um das Jahr 1885 herum fest davon überzeugt sind, soeben das Automobil erfunden zu haben. Als die beiden vom jeweils anderen erfahren, beginnt ein Wettlauf - auch um die Gunst des eher skeptischen Publikums: Ein Auto, wer braucht denn sowas?
Etgar Keret: "Starke Meinung zu brennenden Themen. Storys"

Prall und lebenssatt sind die neuen Stories des Großmeisters der kurzen Form, der es wie kein zweiter versteht, die Schrecken unserer Zeit in absurde, surreale und berührende Geschichten zu verwandeln. Alltäglichkeiten aus dem israelischen Leben vor dem 7. Oktober 2023, von denen aus das Lot sich tief in die existenziellen Fragen des Lebens senkt.
Ralf Rothmann: "Museum der Einsamkeit"
Was Ralf Rothmann in Worte fasst, bekommt zuverlässig eine besondere Plastizität und Lebendigkeit. Ob es seine Kindheitserinnerungen ans Ruhrgebiet sind in "Milch und Kohle" oder seine Auseinandersetzung mit den Kriegserfahrungen der Elterngeneration in "Im Frühling sterben". Sein neues Buch versammelt neun Erzählungen, die uns sicher wieder mittenhinein in unsere Gegenwart stürzen.
Juan S. Guse: "Tausendmal so viel Geld wie jetzt"
Ganz normale Leute, denen nichts anzumerken ist; sie sind keine Topmanager, keine Börsenhändler, aber: Sie sind steinreich geworden. Steinreich mit Kryptowährungen. Juan S. Guse hat sich ein Jahr lang mit solchen Leuten getroffen und erzählt jetzt von ihnen - und von seinen eigenen Verlusten beim Versuch, selbst auch reich zu werden.
