Arabisches Theatertreffen: Lachyoga trotz schwieriger Lage
Die fünfte Ausgabe des Arabischen Theatertreffens in Hannover im Pavillon hat sich einer krisengebeutelten Region gewidmet. In Tanz und Performance präsentierten sich verschiedene Gruppen unter dem Motto "Magma".
Eine leere Bühne, an den Wänden große, silberne Folien, durch die der Wind zu streichen scheint. Plötzlich fallen zwei Tänzerinnen und ein Musiker hinten in den Bühnenraum. Mit Elementen aus Tanz und dem Kontrabass von Heino Sellhorn, der knarzige, percussive und traumwandlerische Töne hervorbringt, untersucht die Choreografie "Traum" auf poetisch Weise Sehnsüchte, die im Verborgenen liegen.
Tanz der Hoffnung
Immer wieder tanzen Laura Garcia Aguilera und Natalie Aurora Speer auf das helle Licht einer Tür an der Seite zu. Die Choreografin Yara Eid hat viele Wiederholungen in den Tanz eingebaut, viele Versuche, die Tür zu erreichen. "Diese Tür, die unsere Hoffnung war", sagt Eid. "Und sogar die Hoffnung wirft uns weg, weil es bis jetzt diese Hoffnungen anscheinend nicht so gibt, die jeder sich erwünscht hat. Das habe ich in diesem Stück hier assoziiert. Diese Verzweiflung, diese Nächte, in denen man schläft und denkt: Wann ist dieser Albtraum weg?"
Region Levante: Syrien, Libanon, Palästina

Beim Treffen werden persönliche Erzählungen auf die Bühne gebracht - aus der Region Levante, zu der Syrien, der Libanon und die Region Palästina gezählt werden. Der Palästinenser Abdalrahman Alqalaqs berichtet aus seinem Leben im Exil mit den Mitteln der Poesie. Ali Chahrour zeigt im Tanzstück "The Love Behind My Eyes" wie religiöse und soziale Tabus eine Liebe verhindern. Es brodelt es im Untergrund, "Magma" lautet das Motto des Arabischen Theatertreffens in Hannover. Der Festivalleiterin Sabine Trötschel geht es dabei um ungewöhnliche Blickwinkel. "Unser Bestreben ist, dass wir unseren Medien und unseren Nachrichten, die wir gewohnt sind, etwas anderes entgegensetzen, nämlich ein vielfältigeres Bild, ein menschlicheres Bild." Wenn sie von einem arabischen Theatertreffen spreche, werde die riesige Sprachregion reflexartig als Einheit angesehen, erklärt Trötschel. Dabei gebe es regional und kulturell enorme Unterschiede.
Überleben in Beirut zwischen zwei Welten

Wie sehr das Aufwachsen im Libanon ein Kind zwischen einer französischsprachigen Mutter und einem arabischen Kindermädchen verunsichern kann, zeigt "Parlons, il est temps". Eindringlich erzählt der Filmemacher Philippe Aractingi, wie er als Kind aufhört zu sprechen. In Musik, Fotografie und Film sucht er nach einer künstlerischen Sprache. Als er zehn ist, bricht im Libanon der Bürgerkrieg aus. Mit Humor und Hoffnung erträgt er die Lage. Auch heute gehe Überleben in Beirut nicht anders, sagt Regisseurin Lina Ayad. Das zeige die Theaterszene der libanesischen Hauptstadt. "Das Theater floriert und die Leute lieben es, ins Theater zu gehen. Wir haben eine Menge Stücke. Wir haben viele Theater, die eröffnet werden oder versuchen zu eröffnen. Es besteht also ein Widerspruch, denn man könnte meinen, dass in einem Land wie dem Libanon, das sich im Krieg befindet, Theater und Kunst aussterben. Das ist aber nicht der Fall. Die Menschen brauchen die Theater und investieren in die Kultur. Da geht es uns recht gut."
Lachyoga mit Akrobatik und Meditation
Am Ende des Theatertreffens dürfen dann alle zusammen richtig lachen. In "Cosmos" verbindet die Palästinenserin Ashtar Muallem ihre Erzählung von Heimat und Identität mit Lachyoga, aber auch mit frecher Luftakrobatik und Meditation. Es sind Entdeckungen wie diese, die den Reiz des Arabischen Theatertreffens in Hannover ausmachen. Anders als sonst in der angespannten politischen Debatte seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, überrascht es zudem mit einem positiven Grundton.
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