Louis Philippson: Durch TikTok und Können auf die Konzertbühnen
Klassische Musik jüngeren Menschen bekannt machen, das ist Ziel vieler Kulturmacher und Veranstalter. Dem jungen Pianisten Louis Philippson ist es auf TikTok gelungen. Sein Erfolg im Digitalen lockt viele in seine Konzerte.
"Das ist immer noch überwältigend", sagt Louis Philippson. "Die erste Zeit habe ich einfach irgendwelche Urlaubsvlogs gemacht. Dass sich das gerade mal drei Jahre später zu einer ausverkauften Tour entwickelt, das hätte ich mir nie erträumen können." Nahbar und locker, das scheint die Mischung zu sein - die Mischung für TikTok, aber auch im persönlichen Umgang.
Louis Philippson wirkt in seinen Social-Media-Videos, in Fernsehshows, bei der Last Night of the Proms-Tour im Dezember und im Gespräch wie der nette neue Bewohner von nebenan. Klar, das gute Aussehen hilft: der Lockenkopf, ein bisschen wie Michael Jackson, aber vor allem wirkt Louis authentisch, fröhlich und lustig.
Louis Philippson: Salopp auf Augenhöhe mit Humor
Louis ist kein Wunderkind. Er zeigt in seinen Videos, das man etwas tun muss, wenn man was erreichen will, und dass auch er mal struggled, grübelt und irgendwann eine Lösung findet. In erster Linie zeigt er auf Social Media seine Musik, aber nicht nur. Ab und zu gibt er auch Tipps für die Schule. "Lehrer müssen sich einfach 10.000 Schüler im Jahr merken, als ob sie da Zeit haben, sich jede Stunde von jedem ein neues Bild zu machen", meint er im Video. "Du bleibst du und so bleibt das in deren Kartei. Das kann ein großer Nachteil sein, wenn du am Anfang Scheiße gebaut hast - oder es kann ein super Vorteil sein, und du musst dich den Rest des Jahres nie wieder anstrengen."
Louis spricht zwar salopp, aber auf Augenhöhe und mit Humor. Man hat den Eindruck, er nimmt sich selbst auch mal nicht so ernst und gibt nebenbei wichtige Tipps - und das theoretisch rund 24 Millionen TikTok-Nutzerinnen und -Nutzern allein in Deutschland.
Vom Klavierunterricht über TikTok zu Hans Zimmer
Es ist eine Form von Austausch. Anders als Lang Lang, der z. B. mit Konzertausschnitten und Masterclass-Tipps auf Social Media präsent ist. Durch seine Follower hat Louis Philippson Musik kennengelernt, die er vorher noch nicht gespielt oder gehört hatte. "Ich habe sehr klassisch das Klavierspielen gelernt. Das war eigentlich meine ganze Welt - bis ich 18 Jahre war und dann auch Social Media entdeckt habe", erzählt der junge Pianist. "Viele haben mich gefragt: Hey, die 'Waldstein-Sonate' und ‘La Valse’ ist toll, aber kannst du auch mal Einaudi oder Hans Zimmer spielen? Witzigerweise kannte ich die damals überhaupt noch nicht."
Das hat sich auf das Debütalbum des 21-Jährigen ausgewirkt: "Exposition", absichtlich ein etwas nerdiger Titel, sagt Louis, spiegle genau diesen Mix wider. Es sind meist gefühlvolle Stücke, und auch die klassischen Werke sind zum Teil Bearbeitungen, die viele begeisterte Laien auch in Stücksammlungen und anderen Heften für den Alltag mit Musik finden könnten. Louis spielt also das, was andere beschäftigt und zeigt sein persönliches Erlebnis.
Musiktalent mit Empathie
Seine TikTok-Videos zeigen noch viel mehr als sein Album, dass er ein versierter Pianist ist. Die Chance, so berühmt zu werden, hätten zweifellos viele. Doch Öffentlichkeit ist wichtig.
Erste Erfahrungen mit Musikschulen hat er mit fünf Jahren gesammelt. Mit acht wurde Louis durch ein Jugend-Musiziert-Video auf Youtube von einem Professor entdeckt. Schon damals zeigte das Digitale Louis den Weg, denn es führte ihn zu einem Jungstudium an der Musikhochschule in Düsseldorf. Inzwischen studiert Louis Musik und Wirtschaft und moderiert im ZDF wie auch im Kinderprogramm Toggo von Super RTL. "Das, was mich besonders begeistert, ist, wie viele Menschen ich generell von der Musik begeistern kann. Das sind die Nachrichten, die ich am meisten bekomme und die mich am meisten berühren. Ich kann Menschen inspirieren und das bedeutet mir sehr viel."
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