Hip-Hop trifft Klassik: Samy Deluxe und Takeover Ensemble in der Elphi
Zwei ganz unterschiedliche Welten sind in der Hamburger Elbphilharmonie zusammengerückt. Das Takeover Ensemble rund um den Geiger Miki Kekenj und der Rapper Samy Deluxe haben Rap-Songs mit Violine und Cembalo neu interpretiert.
Ein ungewöhnlicher Anblick im Großen Saal der Elbphilharmonie - mehr Pullover und Schirmmützen als Anzüge und Sakkos. Die meisten Gäste sind langjährige Fans des Hamburger Rappers Samy Deluxe. Einige sind zum ersten Mal in der Elbphilharmonie. Für den gebürtigen Hamburger ist es wortwörtlich ein Heimspiel, der Große Saal ist restlos ausverkauft.
Gleich zu Beginn legt Ensembleleiter Miki Kekenj die Spielregeln fest: "Also während wir spielen, herrscht hier absolute Stille." Das Publikum will sich auf den Deal einlassen. Wenig später schlendert Samy Deluxe unter Beifallsstürmen auf die Bühne. Vor ihm gehen zwei Sängerinnen, sie haben den Rapper in den vergangenen Jahren stets auf Tour begleitet.
Geschmeidiger Sprechgesang mit Barock-Sound
Das Konzert beginnt mit dem Song "Requiem" aus dem Album "Hochkultur". Der wohl deutlichste Unterschied zu den Originalversionen der Rapsongs: Der Beat fehlt. Statt des Schlagzeugs geben der Kontrabass und das Cembalo den Rhythmus vor. Die drei Violinen und das Cello spielen die Melodie, und für den Song "Blumen" klopft Kekenj den Beat auf den Geigenkasten. Dazu legt sich Samy Deluxes Sprechgesang geschmeidig über den Barock-Sound.
Auch modisch prallen hier zwei Welten aufeinander: Eine Sonnenbrille verdeckt das halbe Gesicht von Samy Deluxe, dazu trägt er einen Schirmhut, eine Baggyhose, schwarze Weste und Turnschuhe. Die Orchestermusiker tragen schwarze Shirts.
Rap-Konzert mit Geigen und Pause
Kekenj arbeitet sowohl als Konzertmeister bei den Bergischen Symphonikern als auch als Hip-Hop-Produzent. Er hat die Songs gemeinsam mit Samy Deluxe ausgewählt. Beide haben sich bei einem ähnlichen Konzert in Potsdam kennengelernt. Dort war der Rapper Curse gemeinsam mit dem Babelsberger Filmorchester aufgetreten, Kekenj war der Dirigent.
In der Elbphilharmonie hält sich das Publikum brav an die Hausregeln, niemand tanzt, alle sitzen still auf ihren Plätzen. Bei "Haus am Mehr" animiert Samy Deluxe die Fans dann doch zum Mitsingen. Auch die Pause mitten im Konzert ist etwas gewöhnungsbedürftig für die Hip-Hop-Fans. Samy Deluxe kann sie mit einem Versprechen allerdings bei Laune halten: "Wenn die Pause vorbei ist, werdet ihr einen großartigen Chor aus Hamburg City sehen!".
Schlussbild wie auf einem Hip-Hop-Konzert
Der Born-to-Sing-Jugendchor sorgt in der zweiten Hälfte für massenhaft Gänsehaut. Samy Deluxe unterstützt die jungen Nachwuchstalente seit einigen Jahren mit seinem Verein Salut Deluxe. Dieser fördert Projekte, die klassische Musik und Hip-Hop kombinieren, um verschiedene Milieus zu verbinden und Vorurteile abzubauen.
Standing Ovations gibt es gleich zweimal an diesem Abend: für den Chor wie auch für das Crossover-Konzert von Samy Deluxe und dem Takeover Ensemble. Bei der Zugabe gehen alle Hände hoch, die Arme wippen im Takt - ein Bild wie auf einem Hip-Hop-Konzert.
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