Jimi Tenor: Finnischer Musiker und Soundtüftler ist 60 geworden
Der finnische Musiker und Komponist Jimi Tenor ist in Deutschland weitgehend unbekannt, dabei hat er für Orchester und Ensembles komponiert und unzählige Alben sowie Filmmusiken veröffentlicht. Nun ist er 60 Jahre alt geworden.
Der Soundtüftler Jimi Tenor läuft bei uns imme rnoch ein wenig unter dem Radar. "Oh, das ist gar nicht so gewollt", sagt Jimi Tenor und lacht. "Ich will eigentlich über dem Radar laufen. Aber vielleicht ist es auch genau richtig so, denn so wie es gerade läuft, kann ich einfach alles machen, was ich will." Selbstbestimmt und frei arbeiten - für Jimi Tenor ist das einer der wichtigsten Gründe, warum er Musik macht.
Von Electronica über Jazz bis hin zum Afrofunk und sogar Easy Listening erstreckt sich sein Repertoire, mit dem er in einschlägigen Kreisen sehr erfolgreich ist. "Ich bin auf die Musikhochschule gegangen, aufs Konservatorium. Mein Flötenlehrer war tatsächlich der Enkel von Jean Sibelius, dem Komponisten. Er war sehr streng. Was man auch als 'gut' deuten kann. Zumindest in meinem Fall war das gut, denn ich war ein ziemlich fauler Student." Lange hält ihn das Studium nicht in Helsinki - Tenor geht nach New York, um dort als Reise-Fotograf zu arbeiten, macht nebenbei aber weiter Musik.
Meilenstein in der Karriere von Jimi Tenor
1994 veröffentlicht er sein Solo-Debüt, mit dem finnischen Titel "Sähkömies" - was so viel wie Elektriker bedeutet. Elektronisch sind folglich die Songs auf dem Album. Wir schreiben die Neunziger, die Techno- und Rave-Szene blüht auf und Jimi Tenor schafft mit dem einzigen Vocal-Track auf der Platte seinen Durchbruch. Nach "Take Me Baby" kehrt der Saxofonist und Querflötist der elektronischen Musik aber vorerst den Rücken und widmet sich dem Jazz und Afrobeat.
Die Zusammenarbeit mit dem nigerianischen Schlagzeuger Tony Allen zählt zu den Meilensteinen in seiner mittlerweile über dreißigjährigen Karriere. "Er hat sich erstmal gefragt: Wer ist dieser Typ? Er hatte keine Ahnung, wer ich bin, und war etwas skeptisch." so Tenor. "Im Studio war dann aber alles cool. Ich hatte ein paar Perkussionisten eingeladen, fing an mit denen zu jammen, während Tony nebenan noch an seinem Whiskey nippte - und dann kam er irgendwann dazu. Sein Groove war fantastisch."
Torte zum runden Geburtstag?
Die Ekstase ist es, um die es Jimi Tenor geht. Die findet er am ehesten im Zusammenspiel mit anderen auf der Bühne. Wenn er allein in seinem Studio in Helsinki arbeitet, hat er eine wichtige Formel, die stimmen muss, damit er mit der Aufnahme zufrieden ist: "Es klingt ein wenig schräg, aber wenn ich allein zu Hause mit meiner Drum-Machine herumspiele und der Rhythmus geht auf und ich komme in den Groove, dann fange ich an zu tanzen, obwohl ich allein bin - und wenn das nicht passiert, dann landet der Song im Müll. Ich glaube, Quincy Jones hatte so etwas wie den ‘Gänsehaut-Test’. Wenn ein Lied diesen Test nicht bestand, dann war es nix. Und das macht auch Sinn."
Sein aktuelles Album "Sinus Amoris" hat hier gut abgeschnitten. Es ist wieder ein House-Album geworden, das sich an Tenors Lieblingsthema abarbeitet: der Liebe. Und die feiert der bescheidene Finne an seinem 60. Geburtstag mit zwei Konzerten in Hamburg. "Ich hoffe, es gibt Kuchen", sagt er. "Als ich 50 wurde, habe ich mir selbst eine Torte gebacken, die aussah wie mein Lieblings-Synthesizer, mit Kabeln aus Lakritze. Eine große Synthesizer-Torte, die außerdem sehr gut geschmeckt hat. Hatte mich aber mehrere Tage gekostet, sie zu backen."
Schlagwörter zu diesem Artikel
Rock und Pop
