Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen in MV: Wann ist es zu viel?
Instagram, TikTok und Snapchat: Was für viele junge Menschen mittlerweile zum Alltag dazugehört, hat häufig negative Folgen. Denn: rund ein Viertel der 10 bis 17-Jährigen haben Probleme durch Medienkonsum. Das zeigt auch eine Studie.
Bevor die Schülerinnen und Schüler den Hof der Don-Bosco-Schule in Rostock betreten, können sie einen letzten Blick auf ihr Handy werfen – danach wird es bis zum Ende des Unterrichts eingesammelt. Diese Regel funktioniert, erzählt Schulleiter Gert Mengel: "In meiner Klasse haben wir eine Art Tresor, dort werden alle Handys zum Unterrichtsbeginn weggeschlossen."
Auch in den Pausen dürfen die Schülerinnen und Schüler bis einschließlich der Klassenstufe 9 nicht mit dem Handy spielen. Auf dem Schulhof gilt für alle striktes Handy-Verbot. Und das zeige Wirkung, so Mengel. Cyber-Mobbing und heimliches Filmen werden so unterbunden, die Kinder spielen und sprechen mehr miteinander. Im Unterricht sind die Schülerinnen und Schüler konzentrierter - die Ablenkung sei geringer.
Studie bestätigt: Viele junge Menschen haben ein Problem mit Mediennutzung
Das bestätigt auch eine jüngst veröffentlichte Studie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg. Rund ein Viertel der 10 bis 17-Jährigen haben Probleme durch Medienkonsum. Dabei zeigt sich deutlich: Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist sehr viel höher als noch vor fünf Jahren. Im Jahr 2019 waren rund 11 Prozent der jungen Menschen betroffen, mittlerweile sind es 25 Prozent - also mehr als doppelt so viele. Fünf Prozent gelten sogar als abhängig.
Nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation bedeutet problematischer Medienkonsum, dass die Betroffenen beispielsweise keine Kontrolle mehr über ihr eigenes Verhalten haben. Dabei geraten persönliche Bedürfnisse, wie Körperhygiene oder soziale Kontakte in den Hintergrund. Und das auch, wenn bereits körperliche Symptome spürbar sind: Rücken- und Nackenschmerzen, müde Augen, Kopfschmerzen oder fehlende Konzentration.
Folgen von zu viel Bildschirmzeit
Auch für den Familien- und Freundeskreis kann eine krankhafte Mediennutzung schädlich sein. Fast 30 Prozent der Eltern geben an, dass sie sich ignoriert fühlen, weil ihre Kinder ständig das Handy in der Hand haben. Bei den Kindern und Jugendlichen sind es sogar 35 Prozent. Viele fühlen sich daher häufig einsam, gestresst oder depressiv. Auch Daniel Meslin von der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen in Mecklenburg-Vorpommern stellt fest, dass immer jüngere Kinder immer länger vor dem Bildschirm hängen: "Das Gehirn befindet sich bei Menschen bis 20 Jahren im Wachstum und sollte durch bestimmte äußere Einflüsse nicht gestört werden. Darunter zählen Alkohol und Cannabis, aber auch Bildschirmzeit. Es kommt einerseits darauf, wie viel ich nutze, aber auch, was ich sehe."
Grelle und vor allem hektische Bilder würden das Gehirn unter Stress setzen – doch vor allem Soziale Medien seien voll davon, so Meslin. Er wünsche sich auch von staatlicher Seite mehr Regeln, wie ein Verbot von Sozialen Medien für Kinder unter 16 Jahren. An der Don-Bosco-Schule werden daher auch weiterhin Handys vor dem Unterricht eingesammelt. Gert Mengel möchte junge Menschen so zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Sozialen Medien erziehen - und sie vor den Gefahren im Internet schützen.
